Differenzierung
In der Wirtschaftssoziologie: differentiation, [1] der Prozess oder das Ergebnis der Aufgliederung eines Ganzen, etwa die Trennung der Geschlechterrollen Mann und Frau, die Arbeitsteilung zwischen Bauer und Handwerker oder die Herausbildung sozialer Klassen. Differenzierung kann in zwei Formen geschehen: Bei der segmentär-föderativen Differenzierung sind die ausdifferenzierten Teile in Aufbau und Funktion einander gleich, z.B. das Nebeneinander von Staaten. Bei der funktionalen Differenzierung ergänzen die Teile einander im Hinblick auf das Ganze, z.B. die Aufgabenverteilung in einem Team. Nach der strukturell-funktionalen Theorie führt Differenzierung zur Erhöhung des Leistungspotentials eines sozialen Systems dort, wo verschiedenartige Elemente sich nach Aufgaben spezialisieren und somit eine immense Steigerung der Fertigkeiten und Fähigkeiten ermöglichen. Aufgrund der hohen Spezialisierung ist das Funktionsgefüge störanfällig und wirft Folgeprobleme der Kooperation und Koordination der differenzierten Elemente auf, um den Leistungsgewinn zu sichern. Differenzierung als naturwüchsiges Entwicklungsprinzip wird mit dem Fortschreiten der gesellschaftlichen Entwicklung - deren Voraussetzung und Folge Differenzierung ist - ein reflexiv durchdrungener und strategisch gesteuerter Mechanismus der Aufarbeitung und Erfassung höherer Komplexität in allen gesellschaftlichen Bereichen. /
[2] Reaktionsdifferenzierung, in der Lerntheorie Bezeichnung für die Herausbildung spezifischer Reaktionen in einer bestimmten Situation, wobei die Form der Reaktion darüber entscheidet, ob eine Verstärkung gegeben wird oder nicht. So kann man etwa ein Versuchstier lernen lassen, einen Hebel zur Erlangung des Futters mit einer bestimmten Kraft zu drücken, indem nur dieses bestimmte Verhalten verstärkt wird, während alle anderen Verhaltensweisen nicht verstärkt oder bestraft werden. Auf diese Weise führt die Differenzierung zu einer Verhaltensformung.
|