Validität
In der Wirtschaftssoziologie: validity, Gültigkeit von operationalisierten Begriffen, Messoperationen (z.B. Tests) und Experimenten. Die V hängt davon ab, inwieweit erhobene Daten bzw. in Tests und Experimenten ermittelte Messwerte tatsächlich das beschreiben, was man unter dem Begriff, dem Sachverhalt, der zu testenden Eigenschaft usw. versteht, über die Daten und Messwerte gewonnen wurden.
(A) (allgemeine Charaktersierung) meint die Gültigkeit einer Operationalisierung, also ob mit dem gemessenen Kriterium auch tatsächlich das eigentlich interessierende Phänomen abgebildet wird. So kann bspw. in Zweifel gezogen werden, ob die Fluktuationsrate in einem Unternehmen ein valides Mass für die Arbeitzufriedenheit darstellt oder ob ein bestimmter psychologischer Test valide bestimmte Charaktereigenschaften eines Menschen anzeigt. Siehe auch Gütekriterien. (B) (Gültigkeit, in der Personalauswahl). Bei Personalauswahlinstrumenten wird mit der Validität mehrheitlich angegeben, wie hoch die Korrelation zwischen dem vorausgesagten und der tatsächlichen Eignung der Bewerbenden ist. Wir unterscheiden zwischen Kriteriumsvalidität (Zusammenhang zwischen dem Testergebnis und der festzustellenden Grösse) der inhaltlichen Validität (Werden relevante Kriterien erhoben?) und der Konstruktvalidität (Basiert das Instrument auf einer fundierten Theorie?). Eine Sonderform ist die face validity oder Augenscheinvalidität, das heisst, ist das Funktionieren Instrument den Beteiligten einsichtig. Siehe auch Personalauswahl, Grundlagen und Personalauswahl, Instrumente, jeweils mit Literaturangaben.
kennzeichnet die Gültigkeit einer Messung bzw. eines Meßinstruments. Es ist hierbei die v.a. für theoretische Konstrukte schwierige Frage zu klären, ob die durchgeführte Messung auch wirklich die charakteristischen Eigenschaften des Meßobjektes erfaßt. Dies ist für einfache, physikalische Größen wie Länge und Gewicht wesentlich einfacher als für marketingrelevante Konstrukte wie z.B. Aufmerksamkeit oder Einstellung. Man unterscheidet mehrere Validitätsarten, die sich hauptsächlich nach der Strenge der zu erfüllenden Kriterien unterscheiden: Inhaltliche Validität (circular-validity, face-validity, relevance-validity): Bei weiter Auslegung umfaßt die inhaltliche Validität den gesamten Arbeitsgang von der adäquaten Planung bis zur Fertigstellung eines kompletten Meßinstruments. Damit ist gemeint, dass man zur Überprüfung einer komplexen Fragestellung alle relevanten Teilaspekte einbezieht und sicherstellt, dass die ausgewählten Testitems das zu untersuchende Phänomen hinreichend repräsentieren. Somit beschäftigt sich die inhaltliche Validität mit der Plausibilität, Vollständigkeit, Angemessenheit und Relevanz eines Meßinstrumentes und erfordert insofern besonders viel Kreativität in der Planungsphase. Man spricht häufig auch davon, dass sich ein Test selbst validiere. Dies mag für einfache Fragestellungen zutreffen, ein genauer Validitätsnachweis erfordert jedoch zusätzlich die Durchführung einer systematischen Überprüfung der Validität mit einem der nachfolgenden Verfahren. Kriteriumsvalidität: Unter der Kriteriumsvalidität faßt man die Vorhersagevalidität (Prognosevalidität, pre- dictivevalidity) und die Ubereinstimmungs- validität (concurrent validity) zusammen. Hierbei werden die Ergebnisse eines zu überprüfenden Meßinstrumentes mit den Werten eines Außenkriteriums verglichen. Der Grad der Validität wird normalerweise durch die Korrelation bestimmt. Da eine solche Überprüfung weitgehend mechanisch und ohne umfassendes, theoretisches Hintergrundwissen erfolgen kann, spricht man auch von empirischer Validität. Die Wahl des Außenkriteriums stellt hierbei einen entscheidenden Schritt dar. Unabhängig von der Qualität oder Validität des Außenkriteriums selbst, kann die erzielte Kriteriumsvalidität stets im Hinblick auf das zugrundeliegende Außenkriterium interpretiert werden und ist ob) ektiv nachprüfbar. Von Prognosevalidität spricht man dann, wenn die Ergebnisse einer Messung zur Vorhersage von Kriteriumswerten verwendet werden. Die Ubereinstimmungsvalidität zielt demgegenüber auf Kriteriumswerte ab, die praktisch simultan mit dem zu überprüfenden Meßinstrument erhoben werden. Insbesondere die Vorhersagevalidität hat für praktische Fragestellungen eine erhebliche Bedeutung, da sie relativ einfach anzuwenden ist und trotzdem intersubjektiv nachprüfbare wie auch nachvollziehbare Ergebnisseliefert. Kreuzvalidität: Unter Kreuzvalidität versteht man ganz allgemein eine zusätzliche Absicherung von Ergebnissen mit Hilfe einer weiteren Stichprobe bzw. durch die Aufsplittung und getrennte Analyse einer vorliegenden Stichprobe. Sie wird insb. im Rahmen der multiplen Regressionsanalyse verwendet, um die Stabilität der geschätzten Regressionsparameter zu überprüfen. Konstruktvalidität: Die Konstruktvalidierung stellt die umfassendste Verknüpfung zwischen Meßebene (Empirie) und theoretischer Ebene dar. Obwohl auch die Kriteriumsvalidität in gewissem Sinne ein theoretisches Vorverständnis voraussetzt, wird erst mit der Konstruktvalidierung ausdrücklich der theoretische Hintergrund der Messungen ergründet. Die zur Erklärung der Meßwerte herangezogenen, theoretischen Konstrukte müssen sprachlich präzise, formal einwandfrei und beobachtbar sein. Ferner sind möglichst eindimensionale Indikatoren auszuwählen, da nur so eine sinnvolle Korrespondenz zwischen theoreti- scherund empirischer Ebene möglich ist. Die Eindimensionalität überprüft man mittels Faktorenanalyse und stellt ferner sicher, dass die Indikatoren eine ausreichende Re- liabilität erzielen. Neben diesen inhaltlich logischen Anforderungen einer umfassenden Konstruktvalidierung sind ferner die weitergehenden Kriterien der Konvergenzvalidität, Diskriminanzvalidität und nomologi- schen Validität zu erfüllen. Konvergenzvalidität: Man sollte mit theoriegeleiteten Hypothesen nicht nur den Zusammenhang zwischen bestimmten Indikatoren Voraussagen können, sondern auch Unabhängigkeit, wenn sich die Meßwerte auf verschiedene, sich gegenseitig nicht beeinflussende Konstrukte beziehen. Genau dieses Vorhaben wird mit dem operationalen Ansatz der „Multitrait-Multime- thod-Matrix“ verfolgt, wobei simultan das Vorhandensein von Konvergenzvalidität und Diskriminanzvalidität geprüft wird (siehe unten). Als Konvergenzvaliditätbezcich- net man dabei das Ausmaß, in dem zwei oder mehr Meßverfahren, in ihrem Vorhaben das gleiche Konstrukt zu messen, übereinstimmen. Ihre Ergebnisse sollten also hoch miteinander korrelieren, sonst besteht Zweifel daran, dass wirklich das gleiche Konstrukt gemessen wird. Diskriminanzvalidität läßt sich „nur“ gleichzeitig mit Konvergenzvalidität interpretieren. Diskriminanzvalidität ist das Ausmaß, in dem sich Messungen von verschiedenen Konstrukten voneinander unterscheiden. Meßverfahren bzw. Indikatoren, die unterschiedliche Konstrukte erfassen sollen, dürfen demnach bestenfalls schwach miteinander korrelieren. Die Multitrait-Multimethod-Matrix stellt eine mittlerweile klassische Methode zum simultanen Nachweis der Konvergenzvalidität und Diskriminanzvalidität dar. Vorausgesetzt wird die Messung von mindestens zwei voneinander unabhängigen Konstrukten mit mindestens zwei verschiedenen Meßverfahren. Man erstellt eine vollständige Korrelationsmatrix und erkennt an bestimmten Korrelationsmustern, inwieweit die gestellten Anforderungen erfüllt werden. Der entscheidende Fortschritt dieses Vorgehens liegt in der gleichzeitigen Analyse komplexer Korrelationsstrukturen. Nomologische Validität: Werden die verschiedenen Konstrukte zusammen mit den zur Operationalisierung verwendeten Indikatoren zu einem gemeinsamen Theoriegebilde zusammengefügt, so dass ein umfassendes, testbares Begriffsgefüge entsteht, so spricht man von einem nomo- logischen Netzwerk. Die Nomologische Validität läßt sich mit Kausalmodellen besonders nachdrücklich belegen. Viele der in der klassischen Literatur aufgeführten Validitätsbegriffe, z. B. die faktorielle Validität, lassen sich heute im Rahmen von Kausalmodellen zu einem einheitlichen, methodisch-statistischen wie auch theoretischempirischen Konzept integrieren. Die hier angesprochenen Weiterentwicklungen werden deshalb zu einer Systematisierung der unterschiedlichen Validitätskonzepte beitragen. Ergänzend zu dieser korrelationsanalytischen, nicht-experimentellen Konstruktvalidierung, die aufgrund der dynamischen Entwicklung in der Kausalanalyse an Bedeutung gewonnen hat, ist eine explizite Überprüfung der Ursache-Wirkungsbeziehungen in einem Experiment anzustreben. Der sog. Methodenfehler kann im übrigen in einer erweiterten Konstruktvalidierung mit Kausalmodellen, die in Anlehnung an die Multitrait-Multimethod-Matrix entwickelt wurde, als eigenständige Komponente zur Varianzerklärung berücksichtigt werden. Ferner ist zu berücksichtigen, dass die Validität nicht losgelöst von der erzielten Reliabilität der verwendeten Meßverfahren interpretiert werden sollte.
Literatur: Bagozzi, R. P., Causal Models in Marketing, New York u. a. 1980. Neibecker, B., Werbewirkungsanalyse mit Expertensystemen, Heidelberg 1990.
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