Qualität
Der Qualitätsbegriff kann sowohl die Beschaffenheit als auch die Eigenschaften (Attribute) eines Produktes oder einer Dienstleistung bezeichnen. Darüber hinaus beschreibt Qualität das Ausmaß der Übereinstimmung von Produktansprüchen und Produktleistungen. Die Qualitätsbetrachtung bezieht sich auf jede differenzierbare Eigenschaft eines Produktes, so dass i.d. R. eine Vielzahl von Teilqualitäten relevant ist. In der Literaturexistieren verschiedene Qualitätsbegriffe, z. B. der subjektive, der objektive und der teleologische. Der subjektive Qualitätsbegriff geht von den individuellen menschlichen Bedürfnissen aus; Qualität hat ein Produkt dann, wenn es diese Bedürfnisse erfüllen kann. Der Übergang zum objektiven Qualitätsbegriff erfolgt dadurch, dass für die Qualitätsbcurteilung unabhängig von der Einzelperson, z. B. von Experten, bestimmte Verwendungszwecke vorgegeben werden. Beim teleologischen Begriffe rfolgt eine Qualitätsbewertung dadurch, dass man Ansprüche (subjektive Sphäre) mit den Produktleistungen (materiale Sphäre) in Beziehung setzt. Bei den Ansprüchen spielen sowohl kognitive als auch affektive Verhaltenskomponenten eine Rolle (Nutzen). Bei den Leistungen der Produkte sind sowohl sachhafte als auch anmutungshafte Komponenten zu berücksichtigen. Ausgehend von den erhobenen Ansprüchen, bietet die angestrebte Produktqualität somit zum einen erste Anhaltspunkte für die Produktgestaltung, zum anderen kann sie als Kontrollmaßstab nach erfolgter Produktgestaltung dienen. Qualität besitzt als Wettbewerbsfaktor eine besondere Attraktivität, weil sie einerseits viele Möglichkeiten der Dif ferenzierung und Profilierung bietet und andererseits u. U. gut verteidigbar gegenüber Konkurrenten ist (Wettbewerbsvorteile). Fiinzu kommt, dass von einem hohen Qualitätsstandard enorme Motivationseffekte auf die Mitarbeiter ausgehen können, zumal Qualität im Zentrum vieler Corporate Identity-Konzepte steht. Man muss sich dabei allerdings vor dem Mißverständnis hüten, dass nur Spitzenqualität (Premium Produkte) als vollendete Qualität anzusehen sei. Dies widerspricht dem subjektiven, von den Nutzenerwartungen bestimmter Zielgruppen geprägten Charakter der Qualität (Beispiel: Rolex- vs. Swatch-Uhren; Mercedes- Benz vs. VW, ALDI vs. Karstadt). Andererseits erfordert die Erlangung eines bestimmten, die Kundenbedürfnisse optimal treffenden Qualitätsstandards große Bemühungen im Rahmen der Qualitätssicherung. Sie spiegeln sich auch in der Flöhe der Qualitätskosten wider, über die allerdings wenig statistische Befunde vorliegen. Eine 1990 in der Ernährungswirtschaft durchgeführte Studie ergab Qualitätskosten in Höhe von 0,3 bis 1,5% vom Umsatz. In der Gebrauchs- und Investitionsgüterindustrie dürfte die Quote noch höher liegen (s. a. Technologie-Management). Dabei lassen sich drei Kostenkategorien unterscheiden: „Vorbeugekosten“, z.B. für Qualitäts- Marktforschung, für die Motivation und Weiterbildung des Personals, Qualitätszirkel, Qualitätsplanung etc. Prüfungskosten, z.B. für Wareneingangsprüfungen, Labortests etc. Fehlerkosten, z. B. für Ausschuß, Nacharbeiten, Abwicklung von Kundenbeschwerden, Garantiefälle etc. Wegen der gestiegenen Sensitivität der Verbraucher gegenüber der Qualität von Konsumgütern ist auch beim Handel der Stellenwert der Qualität als Entscheidungskriterium im vertikalen Marketing gewachsen. Eine Befragung der Fachzeitschrift „Lebensmittel-Praxis“ im Jahre 1991 erbrachte z.B. folgende Indexwerte für die Wichtigkeit im Vergleich zur „Ertrags- kraft“(Index = 100): unbedenkliche Inhaltsstoffe 57 kontrollierte Erzeugung 48 Transparenz der Inhaltsstoffe 39. In dieser Umfrage ergab sich auch, dass sich 31% der Entscheider im Handel noch Verbesserungen bei der Qualitätssicherung seitens der Hersteller wünschen.
Literatur: Hansen, U.; Leitherer, E., Produktpolitik, 2. Aufl., Stuttgart 1984 .Kawlath, A., Theoretische Grundlagen der Qualitätspolitik, Wiesbaden 1969.
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