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Grenznutzenanalyse

siehe unter Marginalnutzenanalyse Die G. erklärt das Nachfrageverhalten von privaten Haushalten (Haushalt,
1.) in Märkten für Konsumgüter (Gut) und Finanzaktiva; sie entstand Mitte des 19. Jhs. und stellt ein Teilgebiet der Haushalts- bzw. der Nutzentheorie dar, die neben der G. die Indifferenzkurvenanalyse und die Revealed-Preference-Analyse umfaßt. In der Volkswirtschaftslehre (Wirtschaftswissenschaft) erfaßt man den Nutzen eines Gutes in einer bestimmten Verwendung indirekt, indem man nach den entgangenen Vorteilen einer anderweitigen Verwendung fragt (opportunity cost, Kosten). Den in opportunity cost gemessenen Nutzen, den ein Gut bei gegebener Menge q  z.B. 10 Maßeinheiten  insgesamt in einer Zeitperiode stiftet, bezeichnet man als Gesamtnutzen; der Grenznutzen gibt an, um wieviel die jeweilige Nutzenstiftung sich ändert, wenn die Menge um eine Einheit verändert wird. Die G. erklärt die Neigung des Konsumenten, seine gegenwärtigen Ausgaben für einzelne Güter zu erhöhen oder zu vermindern, durch den jeweiligen Grenznutzen: Je höher der Grenznutzen einer zusätzlichen Einheit Brot ist, desto höher wird die Bereitschaft des Konsumenten, dafür auf den Konsum anderer Güter zu verzichten (d.h. für mehr Brot relativ mehr auszugeben). Die analytische und praktische Bedeutung der G. ist wichtiger als die der Gesamtnutzenbetrachtung, weil bei ihr die Entscheidung zwischen Alternativen im Vordergrund steht: Die zusätzliche Maß Bier bedeutet  bei gegebenem Einkommen den Verzicht auf einen Laib Brot (od. umgekehrt). In der G. lautet die grundlegende Annahme, daß mit steigenden Verbrauchsmengen eines Gutes der Grenznutzen pro Zeiteinheit abnimmt  vorausgesetzt, die konsumierten Mengen aller anderen Güter bleiben konstant. Derjenige, der nach 5 Maß Bier noch eine
6. bestellt, wird demnach einen geringeren Zuwachs zum Gesamtnutzen des Bieres erwarten, als wenn er sich beim Übergang von der
2. auf die
3. Maß befunden hätte. Diese zentrale Verhaltensannahme bezeichnet man als Gesetz vom abnehmenden Grenznutzen oder auch  gemäß dem Vorschlag des österreichischen Nationalökonomen Friedrich von Wieser  als Erstes Gossensches Gesetz. Hermann Heinrich Gossen (1810-1858) hat diese Aussage als erster formuliert und 1854 veröffentlicht; sein Werk "Die Entwicklung der Gesetze des menschlichen Verkehrs und der daraus fließenden Regeln für menschliches Handeln" wurde erst mit der Wiederentdeckung in der Bibliothek des Britischen Museums durch den englischen Nationalökonomen William Stanley Jevons (1835-1882) bekannt. Die G. erklärt die Nutzenänderung, die durch Mehrkonsum einer Einheit eines Gutes ceteris paribus (ceteris paribus-Klausel) entsteht; durch die Summierung der Zusatznutzen bei den konsumierten Mengen 0 bis n ergibt sich der Gesamtnutzen beim Konsum von n Mengeneinheiten des Gutes. Antwortet etwa ein Gast nach der 11. Maß, daß er sich schlechter fühle als noch bei der 10., so erklärt die G. diese Aussage damit, daß beim Übergang auf die letzte gerade konsumierte Maß der Grenznutzen negativ war. Ein negativer Grenznutzen kann sich beim Konsum ab einer gewissen Schwellenmenge ergeben. Den Zusammenhang zwischen Grenz- und Gesamtnutzen zeigt die Figur; deutlich ist, daß bei Erreichen des Nutzenmaximums der Grenznutzen null wird.
Grenznutzenanalyse

In der Haushaltstheorie wird angenommen, daß Wirtschaftssubjekte nach dem größtmöglichen Nutzen streben. Nur im Schlaraffenland  bei unbegrenztem Realeinkommen (Einkommen)  bedeutet aber Nutzenmaximierung eine Konsumstruktur, bei der für alle denkbaren Güter der Grenznutzen gleich Null ist. Angesichts des Spannungsverhältnisses von begrenztem Einkommen, aber unbegrenzten Bedürfnissen , muß der Haushalt in der Realität zwischen Alternativen wählen. Die vorhandene Menge eines Gutes, das verschiedene Bedürfnisse befriedigen kann, ist gemäß dem Zweiten Gossenschen Gesetz so auf die Alternativen aufzuteilen (z.B. Wasser zum Trinken oder zum Bewässern), daß der Grenznutzen in beiden Verwendungsarten gleich groß wird. Bezogen auf das "Universalgut" Geld und in Anbetracht unterschiedlicher Güter und Preise p bedeutet dies: Verwende das Geld so, daß die verschiedenen Konsumakte pro Geldeinheit jeweils einen gleich hohen Grenznutzen U¢ erbringen. Bei zwei Gütern A und B verlangt also ein Zustand der höchstmöglichen Nutzenstiftung (Haushaltsgleichgewicht):             U´A / pA = U´B / pB Bestehen nur Konsummöglichkeiten hinsichtlich des Kaufs von Brot oder Diamanten, dann wird der Haushalt angesichts relativ zum Brotpreis hoher Diamantenpreise vergleichsweise sehr geringe Mengen Diamanten nachfragen wollen. Hier liegt auch der Ansatzpunkt zur Erklärung des Wertparadoxons : Es gibt Güter mit einem hohen Gebrauchswert (Brot, Wasser), die einen niedrigen Tauschwert (Preis am Markt) haben, während etwa Diamanten mit niedrigem Gebrauchswert einen hohen Preis erzielen. Dies erklärt die G. i.Ggs. zur Arbeitswertlehre wie folgt: Stehen von einem Gut relativ große Mengen zur Verfügung, ist der Grenznutzen und damit der Preis, den ein Nachfrager zu zahlen bereit ist, relativ gering. Bei Diamanten, die es nur in sehr begrenzter Menge gibt, kann der Gesamtnutzen klein, der Grenznutzen aber hoch sein. Die G. setzt voraus, daß ein Konsument hinsichtlich zweier Güterarten angeben kann, um wieviel der Grenznutzen der beiden absolut differiert (kardinaler Nutzen); damit wären auch interpersonelle Nutzenvergleiche denkbar, die allerdings fragwürdig sind. In der Indifferenzkurvenanalyse (ordinaler Nutzen) wird lediglich verlangt, daß der Nachfrager abzuschätzen vermag, welche Kombination von Gütermengen den gleichen Nutzen stiftet. Eine weitere Schwäche der G. liegt darin, daß bei den Gossenschen Gesetzen stillschweigend mit der ceteris paribus-Klausel argumentiert wird: Die Nutzeninterdependenz verschiedener Güter und der Einfluß von Einkommensvariationen bleiben hier außer Betracht. So wird die empirische Prüfung der G. schwierig.

Literatur: J. Schumann, Grundzüge der mikroökonomischen Theorie.
6. A., Berlin 1992. A. Woll, Allgemeine Volkswirtschaftslehre. 11. A., München 1993.

 

 


 

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