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internationale Schuldenkrise

Der Ausdruck i. bezeichnet die finanziellen Schwierigkeiten von Entwicklungsländern, die im Ausland aufgenommenen Kredite zu bedienen und zu tilgen. Die i. setzte zu Beginn der achtziger Jahre ein, als einige hochverschuldete Entwicklungsländer  zuerst Mexiko im Jahre 1982  die Zinszahlung einstellten. Ursächlich für die i. sind eine rapide Ausweitung der Auslandsschulden in den siebziger Jahren  nach den Erdölpreissteigerungen , ein Zinsanstieg in den frühen achtziger Jahren  bis auf 16% , die verhaltene Weltkonjunktur dieser Zeit und die Kapitalflucht aus den Entwicklungsländern. Das Ausmaß der Nettoverschuldung sämtlicher Entwicklungsländer wird auf 800 Mrd US-Dollar geschätzt (Ende 1988); den Auslandsschulden von 1,3 Bio US-Dollar stehen Auslandsforderungen von 500 Mrd US-Dollar gegenüber. Das Problem der i. besteht nicht in den Auslandsschulden an sich, die für die Vereinigten Staaten ähnlich hoch sind, sondern darin, daß der Schuldendienst von "Altlasten" (Zinsen und Amortisation) neue Kredite weitgehend aufzehrt und daß ein großer Teil der Exporterlöse (die Zinsendienstquote) für die Zinszahlung benötigt wird. Die Schuldenkrise ist kein generelles Problem der Entwicklungsländer, von denen es 130 in der Welt gibt. Sie beschränkt sich  mit wenigen Ausnahmen  auf Lateinamerika. Nach einem Plan des früheren nordamerikanischen Finanzministers Baker (Baker-Plan) gehören zum Kreis der betroffenen Länder: Argentinien, Bolivien, Brasilien, Chile, Ecuador, Elfenbeinküste, Jugoslawien, Kolumbien, Marokko, Mexiko, Nigeria, Peru, die Phillipinen, Uruguay und Venezuela. Diese 15 Staaten müssen mehr als die Hälfte der Zinsverpflichtungen aller Entwicklungsländer aufbringen. Die Zinsverpflichtung liegt im Durchschnitt bei 30% der Exporteinnahmen, in Einzelfällen (wie Argentinien mit 55%) erheblich darüber. Die i. ist im Zusammenhang der finanziellen Entwicklungshilfe i. allg. zu sehen. Finanzielle Entwicklungshilfe wird in Form von verlorenen Zuschüssen oder Krediten gewährt; eine Mischung aus beiden sind verbilligte Kredite (Zinssubventionen). Die Kredite bilden den weitaus größten Anteil der Hilfe. Träger der Entwicklungshilfe sind der Staat, der seine Mittel durch Steuern beschafft, internationale Institutionen (v. a. die Weltbankgruppe, Internationale Finanz-Corporation, International Development Association, Weltbank) und private Banken , die sich beide an den Finanzmärkten refinanzieren oder Kundeneinlagen verwenden. Außer Betracht kann die Hilfe kirchlicher Einrichtungen oder anderer Stellen bleiben, die finanziell insgesamt nicht ins Gewicht fällt. Die staatliche Entwicklungshilfe ist vor allem an politischen und militärischen, die Entwicklungshilfe der internationalen Institutionen und Banken an wirtschaftlichen Kriterien orientiert. Empfänger der Entwicklungshilfe sind Regierungen und private Unternehmen. Eine langfristige Beobachtung der Wirkungen finanzieller Entwicklungshilfen zeigt einige Tendenzen, die Beachtung verdienen:          -          Finanzielle Entwicklungshilfe kann nach aller Erfahrung letztlich nur eine Hilfe zur Selbsthilfe sein. In den Entwicklungsländern müssen bestimmte Voraussetzungen bestehen oder geschaffen werden. Soweit diese fehlen, sind staatliche Auslandshilfe verpufft und private Kredite zur Last geworden. Zu diesen Voraussetzungen gehören insbesondere produktive Investitionen , Verringerung übersteigerter Haushaltsdefizite und von Inflationsraten , Anpassung an die Bedingungen des Weltmarktes und ein Mindestmaß an politischer Stabilität.          -           Zwischen der Höhe der staatlichen Entwicklungshilfe und dem wirtschaftlichen Wachstum in Entwicklungsländern besteht kein Zusammenhang. So haben einige ostasiatische Entwicklungsländer mit hohen Wachstumsraten  wie Südkorea, Taiwan, Hongkong, Singapore und Malaysia  keine nennenswerte Auslandshilfe erhalten, während andere Länder trotz erheblicher Zuwendungen  wie die Phillipinen und Zaire  in der Armut verharren.          -           Die Wirkungen der finanziellen Entwicklungshilfe hängen auch von der Lage in den Geberländern ab. Soll den Entwicklungsländern geholfen werden, darf der Beitrag der reichen Länder sich nicht auf finanzielle Hilfen beschränken. Denn Wachstum in den hochentwickelten Ländern und freier Zutritt zu ihren Märkten ermöglichen erst Exporte der Entwicklungsländer, die diese dringend bedürfen. Tatsächlich läßt das Wirtschaftswachstum in einigen Ländern  nicht zuletzt in der Bundesrepublik Deutschland  seit Jahren ebenso zu wünschen übrig wie die Öffnung nach außen. Das Ausmaß der finanziellen Entwicklungshilfe jeder Form ist begrenzt, sie ist ein knappes Gut . Darüber hinaus dürfte sich das gegenwärtige Volumen an Zuschüssen und Krediten nicht mehr so stark wie in der Vergangenheit ausweiten lassen. Wenn diese Einschätzung zutrifft, wird die finanzielle Entwicklungshilfe in den kommenden Jahren vor allem eine Art von Recycling sein müssen. Zur Lösung der Verschuldungskrise gibt es verschiedene Vorschläge, wie den bereits erwähnten Baker-Plan oder den seines Nachfolgers Brady (Brady-Plan). Wahrscheinlich ist es zweckmäßig, zunächst zwischen kurzfristigen notwendigen Anpassungen und langfristig verfolgten Prinzipien zu unterscheiden. Kurzfristig scheint es möglich und notwendig, den hochverschuldeten Ländern ausreichend Luft zu schaffen. Vor allem die internationalen Institutionen und die Banken müßten durch Streckung der Zeiten für die Amortisation, durch Verlustabschreibungen und Zinszugeständnisse, die sie zu Lasten der Einleger und Aktionäre vornehmen müßten, die kurzfristige Aufgabe übernehmen. Diese Linie verfolgt der Baker- und der Brady-Plan. Dazu besteht jedoch  angesichts der Wirtschaftspolitik (Theorie der Wirtschaftspolitik) in den Schuldnerländern  bisher nur geringe Bereitschaft. Langfristig und letztlich wird entscheidend sein, ob insbesondere die lateinamerikanischen Länder bereit sind anzuerkennen, daß internationale Verpflichtungen für die Dauer ihrer Laufzeit jede Regierung binden sollten, die nationale Besteuerung ihrer armen Bevölkerung durch Inflation international mißlingen muß und die relativ geringe politische Stabilität  bis hin zur mangelnden Sicherheit von Ausländern  ihren wirtschaftlichen Preis hat.

Literatur: P. Nunnenkamp, Die Rolle der Regierung in Schuldner- und Gläubigerländern bei der Überwindung von Verschuldungsproblemen in der Dritten Welt. ZWS 2/1987, 225-242. H. Siebert, Ansatzpunkte zur Lösung der internationalen Verschuldungsfrage. WiSt 10/1988, 501-505.

 

 


 

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