Handelspanel
Ausprägungsform des Panels, bei dem die Erhebungen bei einem repräsentativ ausgewählten, im Prinzip gleichbleibenden Kreis von Absatzmittlern (i.d.R. Einzelhandelsgeschäfte) in regelmäßigen Abständen über einen längeren Zeitraum hinweg zum im Prinzip gleichen Untersuchungsgegenstand durchgeführt werden. Damit hegt der besondere Vorzug des Handelspanels, ähnlich wie beim V erbraucherpanel, in der dy na- mischen Betrachtung, also der Verfolgung von Veränderungen und Entwicklungen im Zeitablauf. Grundsätzlich lassen sich zwei verschiedene Ebenen der Handelspanelfor- schung unterscheiden: erstens auf der Einzelhandels- und zweitens auf Großhandelsebene. Auf der Einzelhandelsebene lassen sich Einzelhandelspanels und Fachhandelspanels unterscheiden. Auf der Großhandelsebene spricht man dementsprechend von einem Großhandelspanel. Ein Repräsentanzproblem beim Handelspanel ergibt sich aus der in den seltensten Fällen gewährleisteten vollständigen Marktabdek- fcung (Coverage-Effekt). Da die Abnehmer von Panelinformationen (v. a. Markenartikler) naturgemäß Zahlen über ihren gesamten Distributionsbereich wünschen, müßte vom Panel eine entsprechende totale Erfassung gefordert werden. Zwar erfolgt in den Stichprobengeschäften eine vollständige Erhebung aller Artikel der untersuchten Wa- rengruppen (z.B. Markenartikel, Handelsmarken, No Names), jedoch können vom Handelspanel nicht alle für ein Produkt möglichen Absatzkanäle erfaßt werden. So fallen beim Einzelhandelspanel Beziehungskäufe für Letztabnehmer (z.B. beim Großhandel, ab Fabrik) zwangsläufig aus der Erhebung. Umgekehrt muss aus verschiedenen Gründen darauf verzichtet werden, jedem Ab wandern bestimmter Gütergruppen in neue, nicht erfaßte Verteilerstellen durch eine entsprechende Erweiterung der Grundgesamtheit Rechnung zu tragen. Weitere Einschränkungen resultieren aus einer Vielzahl von Teilnahmeverweigerungen von z.T. marktstarken Handelsunternehmen (Coverage- , Effekt). Erhoben werden jeweils Lagerbestände sowie die An- und Äbverkäufe in den interessierenden Warengruppen. Dabei liegt das folgende einfache Erfassungsprinzip zugrunde: Inventur des Lagerbestands zu Beginn der Periode + Registrierung der getätigten Einkäufe in der betreffenden Periode (anhand von Lieferscheinen bzw. Rechnungen) - Inventur des Lagerbestandes zum Ende der Periode = (Ab-)Verkäufe zwischen den Erhebungsintervallen Da der Einzelhandel bislang nicht durchgängig über eine artikelgenaue Registrierung seiner Bestände und Abverkäufe in kurzen zeitlichen Abständen verfügt, ist die Erhebung dieser Daten nur über solche vergleichsweise sehr aufwendigen Inventuren möglich. Die Warenbewegungen des Handels werden durch geschulte Außendienstmitarbeiter der Marktforschungsinstitute erfaßt. Die Panelgeschäfte werden in regelmäßigen Abständen von den Mitarbeitern der Forschungsinstitute besucht, um die Aufnahme der Warenbestände aller Produkte einer definierten Warengruppe durchzuführen, d.h. sowohl Handels- und Herstellermarken als auch markenlose Artikel (No Names) werden registriert. Weiter differenziert wird bei der Aufnahme nach Packungsgrößen, Preisklassen, Geschmacksrichtungen usw. Die Standardberichte von Handelspanels umfassen im allgemeinen folgende Daten: • Produktwerte: - Umsatz an Endverbraucher (DM und Marktanteil), - Absatz an Endverbraucher (Menge absolut und Marktanteil), - Einkäufe (Mengen), - Bestände (Mengen), - durchschnittlicher Absatz je Geschäft, - durchschnittlicher Einkauf je Geschäft, - durchschnittlicher Bestand je Geschäft, - durchschnittliche Bevorratungsdauer, - Umschlagsgeschwindigkeit, - durchschnittliche Endverbraucherpreise je Produkteinheit, - Bezugswege. • Distributionsquoten (numerisch und gewichtet): - Produktführende Geschäfte (Zahl, Anteil), - produktbevorratende Geschäfte (Zahl, Anteil), - produkteinkaufende Geschäfte (Zahl, Anteil), - produktverkaufende Geschäfte (Zahl, Anteil). • Verkaufsförderungswerte (numerisch und gewichtet). Diese Daten werden im einzelnen nach einschlägigen Kriterien (z.B. Gebiete, Geschäftstypen, Organisations- und Kooperationsformen, V erkaufsflächengrößenklas- sen) untergliedert. Zusätzlich können vom Institutsmitarbeiter weitere Beobachtungen durchgeführt werden, z. B. die Verwendung oder Nichtverwendung von Display-Material, die Feststellung des Frischegrades einer Ware (anhand des Verfallsdatums), die Messung der Präsentationsfläche im Regal des Händlers in Zentimetern (Kontaktstreckenuntersuch ungen) oder auch die Ermittlung einer eventuellen Zweitplazierung (Plazie- rungsanalyse). Solche Sonderanalysen im Handelspanel liefern Herstellern wichtige Hinweise über die Wirksamkeit von durchgeführten Marketing-Maßnahmen. Sie beziehen sich insb. auf folgende Daten: - Distributionswanderung, - Distributionsüberschneidung, - Konzentrationsanalysen, - Hitlisten von Artikeln/Marken, - Preisklassenauswertungen, - Preiselastizitäten der Nachfrage, - Analyse der Außendienstbesuche, - Sortimentsanalysen, - Kontaktstreckenanalysen u. a. m. Die Übermittlung der Ergebnisse an den Kunden, die etwa 4 Wochen nach Abschluß der Berichtsperiode vorliegen, erfolgt beim Handelspanel entweder durch einen schriftlichen Bericht, durch mündliche Präsentation oder aber zunehmend durch Datenübermittlung auf elektronischem Wege. Hierbei besteht für die Käufer die Möglichkeit, die Ergebnisse entweder über Datenträgeraustausch (Magnetbänder, Disketten) vom Marktforschungsinstitut zu beziehen und sie in ihrem Hause abzurufen, oder es werden für jeden Kunden Datenbanken im Marktforschungsinstitut eingerichtet, auf die er dann über Stand- oder Wählleitungen zugreifen und die gewünschten Informationen abrufen kann. Dem Nachteil des großen Abfragerhythmus kann im Zuge der zunehmenden Installation von Scanner-Kassen im Handel durch eine neue Variante des Handelspanels, dem Scannerpanel, begegnet werden. Die beiden wichtigsten Anbieter von Handelspanel in Deutschland sind Nielsen und GfK.
Literatur: Mann, R., Die Bedeutung des Handelspanels für das Marketing, Thun, Frankfurt a. M. 1983. Ruppe, H., Handelspanel, in: Poth. L. (Hrsg.), Marketing (Loseblattsammlung), Neuwied 1978.
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