Euromarkt
siehe unter Eurodollarmarkt siehe unter Fremdwährungsmarkt siehe unter Offshore-Markt (offshore = vor der Küste) Ende der 50er Jahre entstandener internationaler Finanzmarkt in Eurodollar verschiedener Währungen mit den europäischen Zentren in London, Luxemburg, Zürich, Paris sowie außereuropäischen Euromarkt (Offshore-Zentren) auf den Bahamas, in Bahrain, auf den Cayman Inseln, Singapur (seit 1968), Liberia, Panama, Hongkong oder in Kanada, Japan (seit 1986) wie auch in der seit Dezember 1981 bestehenden Bankenfreizone in New York. E. entstehen durch Entgegennahme von (z.B. US-Dollar-) Einlagen durch eine Bank , die ihren Sitz außerhalb des Währungsursprungslandes, z.B. in London, hat, und der Gewährung von Krediten in Dollar oder einer anderen, aber zum englischen Pfund fremden Währung . Die Geschäfte des E. sind zu unterscheiden in solche, die:
1. auf dem Eurogeldmarkt erfolgen. Es sind kurzfristige Anlagen in und Kreditgewährungen aus Bankguthaben;
2. auf dem Eurokreditmarkt abgewickelt werden. Es sind vornehmlich aus kurzfristigen Einlagen gewährte mittel- und langfristige Kredite. Die Fristentransformation ist wg. einer Kopplung an die Interbanksätze und der damit entfallenden Zinsrisiken sowie der Aufteilung der Kreditgewährung auf eine große Anzahl von Banken (Konsortialtechnik, Konsortium) möglich. 1983 wurden insgesamt 74,2 Mrd US-$, 1984 bereits 112,3 Mrd US-$, 1985 163,6 Mrd US-$, 1993 4000 Mrd US-$ an Eurokrediten plaziert. Kredite wurden von den USA mit 37%, den Entwicklungsländern mit 28% und den Staatshandelsländern mit 3% in Anspruch genommen.
3. auf dem Eurokapitalmarkt getätigt werden. Hier werden Anleihen begeben. Dieser Markt weist starke Expansion auf: von 76,3 Mrd US-$ in 1983 auf 107,4 Mrd US-$ in 1984 und Ende 1991 rund 1651 Mrd. US-$. Emittenten (Emission) aus dem Bereich der OECD dominierten mit 85%. Bedeutende Währungen sind der US-$ (1984: 65%, 1990: 39%), Japanischer Yen (1990: 12%) Pfund (1990: 12%) und die EUR (1989: 7%, 1990: 9%). Der ECU hat seine Stellung ausbauen können (1986: 3%, 1989: 6%, 1990: 10%). Seit 1989 ist eine Konzentration der Ausleihungen an Industrieländer zu Lasten der Entwicklungsländer eingetreten, weil deren Bonität öfters angezweifelt wird. Der E. hat seine heutige Bedeutung erst in den 70er Jahren erlangt. Diese hat er mehreren Ursachen zu verdanken: Er ist frei von nationalen Reglementierungen (z.B. Devisenkontrolle, Zinshöchstgrenze); unterliegt geringerer als sonst im Lande üblichen Besteuerung, so daß Bruttoerträge den Nettoerträgen nahe kommen; fehlende Mindestreservebelastung (Mindestreservepolitik) erlaubt niedrigere Zinsspannen, was i.d.R. Kreditzinsen unter den nationalen und Einlagenzinsen über den nationalen Sätzen erlaubt; große Teilnehmerzahl (Banken, Zentralbanken , große Unternehmen) ermöglicht eine hohe Bereitstellungskapazität; für Länder mit Restriktionen bietet er Anlage- und Kreditmöglichkeiten; bei freiem Kapitalverkehr gewährt er Gewinnmöglichkeiten durch Arbitrage und nicht kontrollierbare Spekulation über Änderungen von Wechselkursen ; Länder mit Defiziten in der Zahlungsbilanz können diese auf ihm finanzieren. Wg. seines großen Volumens, effizienter Finanzierungs- und Kommunikationstechniken und freien Marktspiels ist er außerordentlich liquiditätselastisch und bereitet den nationalen Geldpolitiken Probleme. Seit 1982 vollzieht sich ein tiefgreifender Wandel in den Kreditbeziehungen und Formen der Finanzvermittlung, der sich im Trend zur Verbriefung der Kreditbeziehungen äußert (Securitisation). Er hat zu einem rasanten Wachstum für Eurogeldmarktpapiere geführt; s. Euro-Certificates of Deposit , Euronotes , Euro-Commercial Paper . Obwohl der E. das Resultat ökonomischer Unfreiheit und Regulierung nationaler Kapitalmärkte ist und in Europa durch Deregulierung praktisch volle Konvertibilität herrscht, hat sich der Euromarkt nicht aufgelöst. Es kommt nicht nur auf austauschbare Währung an, sondern auch auf leistungsfähige Märkte mit großen Kapitalsammelstellen institutioneller Anleger, um einen breiten Sekundärhandel aufrechtzuerhalten. Schuldner wie Weltbank und andere Entwicklungsbanken bleiben auf den Euromarkt angewiesen, weil sie keine nationale Heimat haben. Große und erste westliche Industrieunternehmen bedienen sich des E., da die nationalen Kapitalmärkte oft nicht ergiebig genug sind. Das Gesamtvolumen des E. betrug Ende 1985 2311 Mrd Dollar an Einlagen, Mitte 1987 über 3000 Mrd US-$, Ende 1989 6163 Mrd US-$ und 1993 etwa 7811 Mrd US-$. Für die Geschäfte am E. ist der US-$ die wichtigste Währung. 1991 wurden 42% der Transaktionen in US-$, 12,6% in EUR und 12% in Yen getätigt. Zentrum des E. ist London vor New York, Tokio und Zürich, für Geschäfte in EUR Luxemburg und Frankfurt.
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