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Börsenindizes


Inhaltsübersicht
I. Bedeutung und Funktionen
II. Aktienindizes
III. Rentenindizes
IV. Der Volatilitätsindex VDAX

I. Bedeutung und Funktionen


Spricht man von Börsenindizes, denkt man in erster Linie an einzelne weltweit bekannte Aktienindizes. Im Konzert der heute verfügbaren Börsenindizes haben denn auch Aktienindizes die längste Tradition aufzuweisen, so dass sich dort die größte Vielfalt entwickelt hat. Der Aufschwung professionell durchgeführten Bondportfoliomanagements hat aber dazu geführt, dass auch Rentenindizes deutlich zunehmende Aufmerksamkeit erlangen. Das Auflegen von Anleihe-Index-Familien durch Börsen und andere Indexprovider belegt diese Entwicklung.
In den vergangenen Jahren konnte eine Verlagerung tradierter Anforderungsprofile aufgrund der enormen Entwicklung von Terminmärkten und Terminprodukten beobachtet werden. Während früher die Hauptaufgaben eines Index darin lagen, einen raschen Überblick über das Marktgeschehen zu geben (Informationsfunktion), bzw. als Beurteilungsmaßstab bei der Anlageerfolgskontrolle zu fungieren (Benchmarkfunktion, Performance-Messung von Wertpapierportfolios), soll sich ein Index heute auch als underlying für derivative Finanzprodukte eignen. Neben die rein deskriptive Aufgabe tritt zunehmend eine operative Funktion. Börsenindizes werden selbst zum Handelsobjekt und sind Gegenstand von Hedging-, Trading- und Arbitrageaktivitäten. Darüber hinaus fungieren Indizes als Referenzgröße für Finanzinnovationen (z.B.: Bull/Bear-Anleihen).
Der eingetretene Stilwandel beim Portfoliomanagement in Richtung Risikoengineering führte einerseits zu Strategien, die Indexprodukte als Hedgeinstrumente zu verwenden (z.B.: Dynamische Portfolio-Insurance), andererseits werden diese Instrumente aber auch zur Risikosteigerung eingesetzt (z.B.: Beta/Duration-Leverage). Dabei darf nicht unerwähnt bleiben, dass Großportfolios kaum mehr über effektive Umstrukturierungen gesteuert werden können, da der Kauf/Verkauf umfangreicher Positionen kontraproduktive Preisveränderungen auslösen würde. Umschichtungen werden daher bevorzugt mit Hilfe von Indexprodukten synthetisch vorgenommen.
Ferner haben die zunehmende internationale Diversifikation und die Verwendung anderer Assetkategorien bei der Portfoliobildung an Bedeutung gewonnen, so dass dafür spezielle Indizes kreiert wurden. Anleger sehen sich einer ständig steigenden Anzahl wählbarer Titel und Märkte gegenüber. Indizes können daher bei der Portfoliostrukturierung eine wertvolle Hilfe sein.

II. Aktienindizes


1. Anforderungsprofil


Primäre Aufgabe eines Aktienindex ist es, den gesamten Aktienmarkt oder ein bestimmtes Segment repräsentativ zu erfassen und die Veränderungen im Zeitablauf treffend abzubilden. Drei Anforderungen sollten weitgehend erfüllt sein: Repräsentanz, Vergleichbarkeit und Verfügbarkeit.
Repräsentanz ist per def. gegeben, wenn der Index alle Wertpapiere eines klar definierten Marktes enthält (z.B.: alle inländischen Aktien, die im Amtlichen Handel notiert werden). Werden die Preise aller notierten Titel eines Marktes mit ihren Stückzahlen gewichtet, spricht man vom „ Marktportfolio “ . Die Repräsentanz von Aktienindizes, die nur einen Teil der Titel ins Indexportfolio aufnehmen, hängt davon ab, inwieweit sie in der Lage sind, die Kursentwicklung auch der nicht enthaltenen Papiere adäquat abzubilden. Dies wird dann der Fall sein, wenn die Indizes eine hohe Korrelation zum Marktportfolio aufweisen.
Jedes Portfolio entwickelt sich dynamisch, weil sich die Preisstruktur laufend verändert. Es verändert sich aber auch die Gewichtungsstruktur durch Kapitalmaßnahmen. Die genannten Einflüsse lassen die Vergleichbarkeit jedes Index im Zeitablauf abnehmen. Strukturanpassungen sollten daher grundsätzlich vorgesehen sein.
Der Index sollte zumindest börsentäglich berechnet und publiziert werden. In letzter Zeit haben sich Aktienindizes als „ underlying “ für Indexprodukte (Futures, Optionen, Optionen auf Futures) in den Vordergrund gespielt. In diesem Fall hat der Index die laufenden Veränderungen innerhalb einer Börsensitzung anzuzeigen: er muss ein Real-Time-Index (Laufindex) sein.
Für Indexprodukte ist eine hohe Liquidität der Indexkomponenten die wichtigste Voraussetzung zur Verhinderung von Kursmanipulationen. Dies ist dann von besonderer Bedeutung, wenn die in den Index aufgenommenen Titel Basispapiere für börsengehandelte Optionen sind. Das Indexportfolio sollte nur Titel enthalten, die Arbitrage zwischen dem Termin- und dem Kassamarkt zulassen.

2. Indexgrundformen

a) Berechnungsmethode


Die meisten Börsenindizes fußen auf der Indexberechnung nach Laspeyres,
Börsenindizes
Obige Indexformel gibt die Wertveränderungen eines Aktienkorbes gegenüber einem gewählten Referenzzeitpunkt an. Es haben sich mehrere Indexformen herausgebildet. Sie unterscheiden sich im wesentlichen durch die Wahl der Gewichte aber auch dadurch, ob Dividenden als ausgeschüttet betrachtet oder reinvestiert werden.

b) Kapitalgewichtete Kursindizes


Bei diesem Typus werden die Kurse der einzelnen Indexkomponenten mit dem Grundkapital bzw. mit der Anzahl der ausgegebenen Aktien gewichtet. Auf Märkten mit hohem Anteil an Festbesitz stellt sich die Frage, ob die Gewichtung mit dem insgesamt zugelassenen Grundkapital – also inkl. Festbesitz – oder nur mit dem frei verfügbaren, d.h. im Streubesitz befindlichen Grundkapital (= free float) erfolgen sollte. Auch können Beschränkungen eingebaut werden, wie bestimmte Höchstgrenzen für einzelne Titel (z.B. 10% beim Toronto 35 Index). Beispiele für kapitalgewichtete Indizes sind: der Standard & Poors 500 (S&P 500), der NYSE Composite Index, der CAC 40 Index, der Swiss Market Index (SMI) und der Austrian Traded Index (ATX).
Der populärste und traditionsreichste Kursindex, der Dow Jones Industrial Average (DJIA), ist hingegen kein Index im strengen Sinn. Er berechnet sich aus dem gleichgewichteten Durchschnitt der Kurse von 30 liquiditätsstarken Titeln (blue chips) an der New York Stock Exchange (NYSE).

c) Performance-Indizes


Die Performance einer Investition in Wertpapieren setzt sich aus dem Kapitalerfolg und dem Ausschüttungserfolg zusammen. Ein Performanceindex zeigt daher auf, wie sich eine in der Vergangenheit investierte Geldeinheit unter Reinvestition aller Rückflüsse entwickelt hat. Bezüglich der Wiederveranlagung von Dividenden sind allerdings unterschiedliche Vorgangsweisen vorstellbar (z.B.: die Dividenden werden in die ausschüttende Gesellschaft oder ins Indexportfolio reinvestiert).

3. Aktienindizes der Deutschen Börse

a) Gemeinsame Merkmale


Seit 24.3.2003 bilden die beiden Marktsegmente: Prime Standard und General Standard die Grundlage für die deutschen All-Share-Indices und Auswahlindices. Beim General Standard genügt es den gesetzlichen Anforderungen zu entsprechen. Im Prime Standard-Segment sind alle Auswahlindices der deutschen Börse abgebildet. Diese Unternehmen müssen zusätzliche Auflagen erfüllen.
Alle Indizes werden als Kurs- und als Performanceindizes berechnet und veröffentlicht. Die Kursindizes werden lediglich um die Erträge aus Bezugsrechten und Sonderzahlungen bereinigt. Die Bereinigung wird entsprechend der „ operation blanche “ vorgenommen (Es werden so viele Bezugsrechte „ verkauft “ , damit der Erwerb junger Aktien ohne Einschuss zusätzlicher Mittel finanziert werden kann). Bei den Performanceindizes werden darüber hinaus sämtliche Erträge aus Dividenden- und Bonuszahlungen in das Indexportfolio reinvestiert.
Die Indexberechnung erfolgt aus den Preisen des elektronischen Handelssystems Xetra (eXchange Electronic TRAding). Die Performanceindizes sind als Realtime-Indizes konzipiert, und werden minütlich neu gerechnet, wohingegen die Kursindizes einmal täglich zum Börsenschluss ermittelt werden. Als Indexformel wird für alle Aktienindizes eine vierteljährlich verkettete Laspeyres-Formel verwendet.
Soweit möglich sind die Indizes auf das gleiche Datum, den 30.12.1987, basiert. Dadurch wird eine direkte Vergleichbarkeit verschiedener Indizes vereinfacht.

b) Ausgewählte Indices der DAX Indexfamilie

(1) Der DAX


Der DAX wurde am 01.07.1988 eingeführt und als Performanceindex konzipiert. Er erfasst die Kurse der 30 größten deutschen Unternehmen des Prime Standard-Segementes (blue chips) mit hoher Liquidität und Börsenkapitalisierung. Bei den Ausschüttungen wird die Bardividende (ohne Anrechnung der Körperschaftssteuer und Abzug der Kapitalertragssteuer) wiederveranlagt. Diese Vorgangsweise entspricht der impliziten Unterstellung eines Steuersatzes in Höhe der jeweils gültigen Körperschaftssteuer. Die Kursbereinigungen werden unter der Annahme vorgenommen, dass Dividenden und Bezugsrechtserlöse in die jeweiligen Titel reinvestiert werden. Durch diese Vorgangsweise wird die tatsächliche Gewichtestruktur zunächst verzerrt. Um die langfristige Aktualität des Index nicht zu gefährden, erfolgt daher eine jährliche Anpassung (jeweils bei Fälligkeit des September DAX-Futures). Technisch wird die Aktualisierung der Gewichte durch einen Verkettungsfaktor hergestellt. Durch die Verkettung werden die zunächst in die jeweiligen Titel wiederveranlagten Zuflüsse nun – entsprechend der aktualisierten Gewichtung – in das Gesamtportfolio reinvestiert.

(2) Der MDAX


Der Midcap-Index der Deutschen Börse (MDAX) deckt die liquiden Werte der „ zweiten Reihe “ ab. Er besteht aus 50 Unternehmen des Prime Standard-Segmentes aus klassischen Sektoren und bildet somit die Entwicklung des deutschen Aktienmarktes ohne seine blue chips ab. Die Basis ist 1000. Auch der Midcap-Index wird als Performanceindex und als Kursindex berechnet. Der Einfluss eines einzelnen Wertes wird bei der Verkettung allerdings auf 10% der Indexkapitalisierung begrenzt (Kappung).

(3) Der SDAX


Der SDAX ist ein Small-Cap-Index und enthält 50 Unternehmen, die den im MDAX enthaltenen Werten hinsichtlich Umsatz und Börsenkapitalisierung nachfolgen.

(4) Der TecDAX


Der TecDAX bildet die Entwicklung der 30 größten Technologiewerte des Prime Standard-Segmentes ab, die den im DAX jeweils enthaltenen Unternehmen hinsichtlich Umsatz und Börsenkapitalisierung nachfolgen.

(5) Der CDAX


Der Composite DAX (CDAX) besteht aus allen deutschen Werten der Segmente Prime Standard und General Standard. Demzufolge bildet er die Entwicklung des gesamten deutschen Aktienmarktes ab (= Marktportfolio).

4. Die Dow Jones STOXX-Indexfamilie


Diese, Europa als Großregion abdeckende Indexfamilie, besteht aus 4 Indexgruppen: „ Broad “ -Indizes, „ Size “ -Indizes, Branchenindizes und „ Blue Chip “ -Indizes.
Die Broad-Indizes bilden ein repräsentatives Spektrum für unterschiedliche regionale Gruppierungen. Die Indexfamilie umfasst folgende Indizes:

-

Dow Jones STOXX Index (Europa: 17 Länder)

-

Dow Jones EURO STOXX Index (Euro Länder)

-

Dow Jones STOXX NORDIC Index (Skandinavien)

-

Dow Jones STOXX ex UK Index (Europa ohne United Kingdom)

-

Dow Jones STOXX ex EURO Index (Europa ohne die Euro Länder)


Die Länder, die vom Dow Jones STOXX Broad Index abgedeckt werden, werden sowohl für die Auswahl der Komponenten als auch für die Indexüberprüfung als eine einzige Region betrachtet. Die Dow Jones EURO STOXX, Dow STOXX NORDIC, Dow Jones STOXX ex UK und Dow Jones STOXX ex EURO Broad Indizes werden vom Dow Jones STOXX Broad Index abgeleitet und bilden daher jeweils eine Teilmenge des Dow Jones STOXX Broad Index.
Die Size-Indizes werden nach dem Gesichtspunkt der Marktkapitalisierung der Titel strukturiert. Diese Gruppe umfasst: Large Indizes, Mid Indizes, Large/Mid Indizes und Small Indizes.
Die Branchenindizes bilden zehn Branchen ab, wobei daraus weiter 18 Market-Sector-Indizes gebildet werden. Diese wiederum werden zu insgesamt 51 Group-Indizes aufgesplittet.
Die Blue Chip-Indizes, die ebenfalls von den Broad Indizes abgeleitet werden, umfassen drei Indizes:

-

Dow Jones STOXX 50 Index

-

Dow Jones EURO STOXX 50 Index

-

Dow Jones STOXX NORDIC 30 Index


III. Rentenindizes


1. Anforderungsprofil


Rentenindizes sollen ein repräsentatives Abbild bzw. einen Überblick über die Wertentwicklung festverzinslicher Papiere eines Marktes geben. Es gelten zwar ebenfalls die Forderungen nach Repräsentanz, Vergleichbarkeit und Verfügbarkeit, wie sie für Aktienindizes erhoben wurden (vgl. II.1), doch gibt es wesentliche inhaltliche Unterschiede.
Hinsichtlich der Repräsentanz ist sowohl auf die unterschiedliche Bonität der Emittenten als auch auf die Kupon- und Laufzeitstruktur zu achten. Zweckmäßig ist eine Isolierung von bonitätsinduzierten und zinsinduzierten Preiseffekten. Demzufolge erscheint nur die Bildung von Rentenindizes in einer klar definierten Bonitätsklasse (z.B. Staatsanleihen, AAA-Rating) sinnvoll. Auch Rentenmärkte verändern ihre Zusammensetzung im Zeitablauf bezüglich der angebotenen Laufzeiten und Kupons. Rentenindizes müssen daher konzeptionell Strukturanpassungen vorsehen, um die Vergleichbarkeit aufrecht zu erhalten. Bei Performanceindizes ist die Möglichkeit unterschiedlicher Reinvestitionsannahmen zu beachten.
Herausragendes Gestaltungsproblem sind zweifelsohne die laufzeitabhängigen Preiseffekte. Anleihepreise müssen aufgrund der ständigen Laufzeitverkürzung folgende Veränderung erfahren: Überpari notierende Titel werden im Zeitablauf systematisch fallende Kurse und unterpari notierende Titel werden systematisch steigende Kurse aufweisen, denn alle Anleihepreise müssen gegen Laufzeitende den Tilgungskurs erreichen. Zinsinduzierte Preisänderungen werden daher ständig durch laufzeitinduzierte Preisänderungen überlagert. Eine wichtige Anforderung an einen Rentenindex muss daher die Berücksichtigung des Laufzeiteffektes sein.

2. Unterschiedliche Indexkonzepte


Eine Eliminierung des Laufzeiteffektes kann nur durch eine Stabilisierung der Laufzeit des Indexportfolios erreicht werden. Grundsätzlich gibt es zwei unterschiedliche Vorgangsweisen: Die Verwendung effektiver Anleihen und die Verwendung synthetischer Anleihen.

a) Indexbildung mit effektiven Anleihen


Da bei diesem Konzept reale Anleihen im Portfolio gehalten werden, müssen die laufzeitabhängigen Preiseffekte durch periodisch erfolgende Restrukturierungen des Indexportfolios neutralisiert werden. Der Vorteil dieser Vorgangsweise liegt in der Verwendung effektiv beobachtbarer Marktpreise und einer möglicherweise höheren Akzeptanzbereitschaft durch die Marktteilnehmer. Ein entscheidender Nachteil kann aber sein, dass Anleihemärkte nicht ausreichend „ komplett “ sind, um die erforderlichen Restrukturierungsmaßnahmen adäquat durchführen zu können (z.B. es fehlen neu emittierte Titel mit entsprechenden Laufzeiten).

b) Indexbildung mit synthetischen Anleihen


Hier geht man vom Notional-Bond-Konzept aus, das fiktive Anleihen mit einer konstanten Laufzeit verwendet. Der wesentliche Vorteil dieses Verfahrens liegt darin, die gewünschte Konstanz der Laufzeit perfekt herbeiführen zu können. Klammert man bonitätsinduzierte Preisänderungen aus, sind die Preisänderungen des Index dann ausschließlich zinsinduziert. Der Nachteil dieses Konzeptes liegt in der etwas komplizierteren Verfahrenstechnik zur Ermittlung der fiktiven Anleihepreise. Sie müssen aus der Renditestrukturkurve abgeleitet werden, die selbst aus einem festzulegenden Schätzverfahren hervorgeht.

3. Ausgewählte Rentenindizes der Deutschen Börse

a) Die REX-Familie

(1) Der REX


Der REX bildet den Markt der Staatspapiere am deutschen Rentenmarkt ab. Er beinhaltet alle Anleihen, Obligationen und Schatzanweisungen der Bundesrepublik Deutschland mit fixer Verzinsung und einer Restlaufzeit zwischen einem halben und zehneinhalb Jahren. Auf diesen Teilmarkt entfallen ca. 90 Prozent der Börsenumsätze.
Der Konstruktion des REX liegt das Notional-Bond-Konzept zugrunde, d.h. Restlaufzeiten und Kupons werden strikt konstant gehalten. Für jeden Laufzeitbereich (1 – 10 Jahre) wird ein Subindex berechnet. Der REX enthält 30 synthetische Anleihen mit ganzzahligen Laufzeiten von ein bis zehn Jahren und jeweils drei Kupontypen.
Die Berechnung des REX erfolgt in fünf Schritten:
1. Ermittlung der aktuellen Anleiherenditen
2. Ermittlung der Renditestrukturkurve
3. Ermittlung der Renditen und Kurse der synthetischen Bundesanleihen
4. Gewichtung der synthetischen Bundesanleihen
5. Summierung der gewichteten Kurse zum REX-Kursindex

(2) Der REXP


Während der REX als Kursindex nur über die Tendenz am deutschen Rentenmarkt informiert, gibt der REX-Performanceindex (REXP) Aufschluss über die langfristige Wertentwicklung. Der REXP stellt eine institutsunabhängige Messlatte für den Anleihenmarkt dar. Aufgrund der Total-Return-Orientierung müssen neben den Kursschwankungen auch die Zinseinkommen entsprechend berücksichtigt werden. Reinvestiert wird jeweils der durchschnittliche REX-Kupon, wobei nicht in die einzelnen fiktiven Papiere, sondern in das Basisportfolio wiederveranlagt wird. Bezüglich der Steuern wird von einem Steuersatz Null ausgegangen. Insofern dürfen Langfristvergleiche zwischen DAX und REXP nicht ohne entsprechende Korrekturen vorgenommen werden.

(3) Der RDAX


Der RDAX ist ein Rentenindex der die Performance der Unternehmensanleihen der 30 im DAX enthaltenen Werte abbildet. In den Index werden ausschließlich in Euro denominierte Anleihen mit einem „ Investment-Grade “ -Rating (BBB oder besser) aufgenommen. Das geforderte ausstehende Emissionsvolumen muss mindestens 500 Mio. Euro betragen, die Restlaufzeit mindestens ein Jahr. Die Konzeption des RDAX basiert auf einem Regelwerk, das den international anerkannten Richtlinien der EFFAS (European Federation of Financial Analysts Society) voll entspricht.

b) Die eb.rexx-Familie


Diese Indexfamilie enthält weltweit die ersten Indices für festverzinsliche Anleihen, die auf effectiv gehandelten Papieren und somit öffentlich zugänglichen Preisen basieren (siehe Punkt III.2a)). Die Konzeption dieser Indices basiert ebenfalls auf den international anerkannten EFFAS-Richtlinien und umfasst ausschließlich die liquidesten Anleihen der jeweiligen Marktsegmente.
Die Grundgesamtheit der für die Indexbildung relevanten Anleihen resultiert aus der Handelbarkeit auf der Eurex-Bonds-Plattform. Alle aufgenommenen Anleihen müssen ein „ Investment-Grade “ -Rating aufweisen. Es werden sowohl Gesamtindices wie auch Laufzeitindices (1,5 – 2,5 J., 2,5 – 5,5 J., 5,5 – 10,5 J., über 10,5 J.) berechnet.
Der „ eb.rexx Government Germany “ -Auswahlindex umfasst die 25 liquidesten Staatsanleihen mit Restlaufzeiten zwischen 1,5 und 10 Jahren.
Der „ eb.rexx Jumbo Pfandbrief “ -Index umfasst die 25 liquidesten Jumbo Pfandbriefe mit Restlaufzeiten zwischen 1,5 und 10,5 Jahren.

(1) Die iBOXX Euro-Indices


Diese Indexfamilie umfasst Echtzeit-Indices für festverzinsliche Staatsanleihen, die in Euro oder einer Währung der Euro-Zone denominiert sind; ebenso staatlich garantierte Anleihen, besicherte Anleihen und auch bestimmte Unternehmensanleihen.
Neben den Overall-Indices gibt es u.a. auch Liquid-Indices, die die Entwicklung der liquidesten Titel zeigen (Analog zu den Euro-Indices gibt es die iBOXX-Pfund-Sterling-Indices).

IV. Der Volatilitätsindex VDAX


Ein Volatilitätsindex hat die Aufgabe, die Volatilität der relativen Veränderungen im Aktienindex abzubilden. Diese Information ist insbesondere für institutionelle Marktteilnehmer von Bedeutung (z.B. hedgen von Volatilitätsrisiken).
Der DAX-Volatilitätsindex VDAX bildet die vom Terminmarkt erwartete implizite Volatilität des Deutschen Aktienindex DAX ab. Zusätzlich zum VDAX, der diese Information für eine konstante Restlaufzeit der Optionen von 45 Tagen liefert, berechnet die Deutsche Börse acht Subindizes, die in ihrer Laufzeit mit den an der Eurex Deutschland gehandelten Optionen auf den DAX übereinstimmen.
Die impliziten Volatilitäten werden durch Einsetzen der Optionspreise für den DAX in die Optionspreisformel von Black/Scholes und deren Auflösen nach der Volatilitätsvariablen (Standardabweichung der logarithmierten Renditen) bestimmt. Die so ermittelten impliziten Volatilitäten bilden die Grundlage für die Berechnung des VDAX und der acht Volatilitäts-Subindizes.
Seit dem 05.12.1994 veröffentlicht die Deutsche Börse den einmal täglich berechneten Volatilitätsindex VDAX. Seit dem 14.07.1997 werden der VDAX sowie die Subindizes auf minütlicher Basis berechnet. Der VDAX wird mittelfristig vom VDAX-New abgelöst werden (hier wird u.a. die Restlaufzeit der Optionen auf 30 Tage verkürzt werden).
Literatur:
Bleymüller, J./Gehlert, G./Gülicher, H. : Statistik für Wirtschaftswissenschaftler, München 1998
Brown, P.J. : Constructing & Calculating Bond Indices. A guide to the EFFAS European Bond Commission Standardized Rules. 2. A., Cambridge 2002
Grünbichler, A./Longstaff, F. : Valuing Futures and Options on Volatility, in: JBF 1996, S. 985 – 1001
Grünbichler, A./Pichler, S. : Zur Nachkalkulation von Aktienindices, in: Bank-Archiv 1991, S. 809 – 814
Grünbichler, A./Pleschiutschnig, U. : Die STOXX Aktienindizes im Vergleich mit anderen europäischen Aktienindices, in: Bank-Archiv 1998, S. 354 – 360
Janßen, B./Rudolph, B. : Der Deutsche Aktienindex DAX, Konstruktion und Anwendungsmöglichkeiten, Frankfurt a. M. 1992
Lang., : Indizes für den deutschen Aktienmarkt, in: Die Bank 1993, S. 648 – 651
Loistl, O. : Produktbezogene Indexkonzepte, in: Finanzmarkttheorie und Börsenstruktur, hrsg. von Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Wertpapierbörsen, Frankfurt a. M. 1992, S. 61 – 83
Neubert, A. : Knowing Your Indexes: Background, Definitions and Rules, in: Fabozzi, F./Frank, : Professional Perspectives on Indexing, New Hope (Pen.) 1997
Sendelbach, C./Schell, S. : Indices für den deutschen Rentenmarkt, in: Die Bank 1993, S. 283 – 286
Steiner, M./Heinke, V. : Preis- und Volumeneffekte bei Einführung des MDAX, in: FuPM 1997, S. 432 – 459
Wertschulte, J./Schalk, M. : Meßlatte für deutsche Rentenportfolios, in: Die Bank 1992, S. 323 – 326

 

 


 

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