Marketingplanung
Unter Marketingplanung versteht man die systematische, rationale Durchdringung des derzeitigen und zukünftigen Markt- und Unternehmensgeschehens als Grundlage für die Ableitung von Marketingzielen und -aktivitäten. Die Marketingplanung beschäftigt sich mit der Analyse- und Planungsphase des Marketingmanagementprozesses (siehe auch Marketing, Grundlagen des), wobei zwischen strategischer Marketingplanung und operativer Marketingplanung unterschieden werden kann. Die strategische Marketingplanung konzentriert sich auf strategische Geschäftseinheiten (SGEs), Produkte (bzw. Dienstleistungen) oder Produktgruppen und umfasst üblicherweise eine Planungszeitraum von zwei bis fünf Jahren, während die operative Marketingplanung sich mit der konkreten Ausgestaltung der Marketinginstrumente befasst und einen kurzfristigen Planungshorizont hat (z.B. Jahres-, Quartals-, Monatspläne). Entscheidungsträger sind im strategischen Bereich die Sparten- oder Geschäftsbereichsleitung und im operativen das Produktmanagement. Bezugspunkt der Planung ist immer der relevante Markt, auf dem das Unternehmen aktiv ist, das Ergebnis der Planung ist der Marketingplan. Im Rahmen des Marketingplans müssen vor allem folgende Fragen beantwortet werden:
(1) Welche Massnahmen werden
(2) zu welchem Zeitpunkt,
(3) für welche Produkte,
(4) mit welchem Aufwand und
(5) mit welchem Ziel durchgeführt? Siehe auch Marketing, Grundlagen (mit Literaturangaben).
wird - ganz allgemein gesagt - betrieben, um die Zukunft besser bewältigen zu können. Zu dieser stets gültigen Funktion der Planung kommt in arbeitsteilig organisierten Wirtschaften noch die ergänzende Funktion, einzelne Handlungen aufeinander abzustimmen, hinzu. Genauer betrachtet sind zu unterscheiden: 1) Die Ergebnisfunktion der Marketingplanung: Geplant wird, um bei ganz konkreten Maßnahmen in der Zukunft „das Beste herauszuholen“. Diese Funktion der Planung stellt auf den konkret bevorstehenden Planungsgegenstand ab. 2) Die Sich erb eitsfunktion der Marketingplanung: Nur mittels Planungen können einzelne Aktivitäten aufeinander abgestimmt werden, jeder Beteiligte ist damit vor unerwarteten Aktivitäten der Planungspartner gesichert.
3) Die Lernfunktion der Marketingplanung: Dieser sehr häufig als Nebeneffekt der Marketingplanung beschriebene Effekt besteht darin, dass der Planende infolge Auseinandersetzung mit konkreten Planungsproblemen und deren systematischer Durchdringung gewissermaßen nebenbei einen wesentlich höheren Informationsstand erlangt. Auf der Basis dieses verbesserten Informationsstandes kann der Planungsträger künftig gezielter und situationsadäquater handeln. Marketingplanung kann extensiv oder auch relativ wenig detailliert betrieben werden. Beide Extreme sind wenig erfolgversprechend; erfolgreiche Unternehmen zeichnen sich durch eine gesunde Mischung zwischen analytischer Planungstätigkeit und schnellem Handeln aus. Zu breit und zu detailliert angelegte Planungen zeugen häufig von einer gewissen Handlungsscheu; zu wenig detaillierte Planungen lassen den Erfolg zum Zufallsspiel geraten. Die Planungstätigkeiten eines Unternehmens lassen sich nach verschiedenen Kriterien beschreiben, besonders relevant sind folgende: 1) Planungsmaßnahmen sind je nach der Revidierbarkeit der Pläne strategischer, taktischer oder operativer Natur. Strategische Pläne haben lange Vorlauf- und lange Wirkungszeiten und sind daher nur schwer bzw. unter erheblichen Kosten zu modifizieren (StrategischeMarketingplanung);operati- ve Pläne dagegen betreffen Maßnahmen, die sehr schnell in die Tat umgesetzt werden können und nur vergleichsweise geringe Folgewirkungen zeigen. 2) Nach dem ihnen zugrundeliegenden Planungshorizont unterscheidet man langfristige, mittelfristige und kurzfristige Planungsmaßnahmen. Als kurzfristig (bzw. kürzest- fristig) werden dabei Maßnahmen eingestuft, bei denen nur die Wirkung innerhalb des ersten Jahres bedacht wird, als langfristig solche, bei denen die Wirkungen erst nach drei bis fünf Jahren voll zum Tragen kommen. 3) Planungsmaß nahmen können danach beschrieben werden, welche hierarchischen Ebenen dafür verantwortlich zeichnen; demnach unterscheidet man zwischen Unternehmensplanung (Unternehmensleitung), Abteilungsplanung (mittleres Management) und Ausführungsplanung (unteres Management). 4) Planungen können schließlich auch nach Stoßrichtungen als produkt- oder prozeßorientiert eingestuft werden. Dieser Zusammenhang wird in Abb. 1 dargestellt. Bezeichnet man mit A den Ausgangspunkt der Planung und mit D den angestrebten Endpunkt, so wird ein Unternehmen, das Kostenführer- schaft anstrebt, sich v. a. in Richtung C, ein Unternehmen, das Qualitätsführerschaft anstrebt, sich v. a. in Richtung B orientieren. 5) Planungsmaßnahmen können schließlich auch danach beschrieben werden, ob sie nach dem Koordinationsprinzip Top-Down, Bot- tom-Up oder Gegenstrom ablaufen. Vor allem in der unternehmerischen Praxis werden häufig die Merkmale Revidierbarkeit, Planungshorizont und Planungsebene nicht klar voneinander getrennt. Diese Vermengung ist nicht verwunderlich, zeichnen sich i.d.R. strategische Planungen doch durch langfristige Wirkungen und durch Beschlüsse der Unternehmensspitze aus. Typische strategische Entscheidungen im Marketing sind die Festlegung des Produkt-Markt-Konzeptes und die der Marketingziele. Marketingplanung umfaßt Ziel- und Mittel- Planung (Marketingziele; Marketing- kennzanlen); seit wenigen Jahren hat sich die Erkenntnis Platz geschaffen, dass die Ziel- und die Mittel-Planung noch der Ergänzung durch das strategische Controlling bedürfen. Betrachtet man die verschiedenen Planungsaktivitäten eines Unternehmens näher, so kann man unschwer das in Abb. 2 dargestellte System der Planungen entdecken. Das Unternehmensleitbild (auch: Unternehmensphilosophie) hat Festlegungen bezüglich der konstituierenden Merkmale eines Unternehmens zum Inhalt; im einzelnen sind dies Sachziele und zum anderen die Formalziele des Unternehmens. Im Marketingkontext wichtige Sachziele sind insb. die zu bearbeitenden Märkte und die einzusetzenden Strategien. Zwei Beispiele hierfür sind: „Das Unternehmen produziert und vertreibt hochwertige Werkzeuge für den professionellen Anwender.“ „Das Unternehmen vertreibt Güter des täglichen Bedarfs zu äußerst konkurrenzfähigenPreisen.“ Die Formalziele bringen die Kriterien der Beurteilung von Strategien und Maßnahmen zum Ausdruck. Leitbilder werden häufig von Unternehmensführungspersönlichkei- ten fast implizit festgelegt (Visionen); nur
selten unterliegen sie einem formalisierten Entscheidungsprozeß. Gleichgültig, ob sie explizit geplant wurden oder implizit entstanden sind, es bedarf einer lfd. Überprüfung dessen, was in den Leitbildern festgeschrieben ist. Dieses Strategische Controlling stellt eine Topmanagementauf- gabedar. Ein erster Schritt hin zur Entwicklung konkreter Marketingaktivitäten ist die Strategische Marketingplanung. Im Rahmen der Strategieplanung ist eine Antwort auf die Frage zu geben, welche Strategien die richtigen sind, während im Rahmen der Politik- bzw. Maßnahmenplanung es um die Ausfüllung der vorgegebenen Strategie geht. Ebenso wie die Leitbildplanung ist die Strategieplanung in die Zielplanung und die Aktionsplanung zu unterteilen. Als typisches strategisches Marketingziel kann das Gewinnpotential jeder der im Leitbild festgelegten möglichen Geschäftseinheiten angeführt werden. Im Rahmen der strategischen Aktionsplanung geht es dann darum, für jede Geschäftseinheit ein adäquates Produkt-Markt-Konzept zu entwickeln. Wie auf der Leitbildebene sind auch auf der Strategieebene die Planungsaktivitäten durch entsprechende Kontrollaktivitäten zu ergänzen. Hinsichtlich der Zielsetzung ist dabei insb. immer wieder zu überprüfen, ob die strategischen Ziele mit dem Leitbild übereinstimmen und ob die Ziele der verschiedenen Strategien miteinander kompatibel sind.
Unterhalb der Strategieebene liegt die Ebene der Politiken und Maßnahmen. Marketingpolitiken sind dabei Konkretisierungen von Marketingstrategien und Marketingmaßnahmen. Strategien haben üblicherweise Produkt-Markt-Kombinationen zum Inhalt, Politiken Absatzsegmente und Maßnahmen einzelne Kundengruppen. Strategien zielen auf Gewinnpotentiale, Politiken auf realisierte Gewinne von Absatzsegmenten und Maßnahmen auf realisierte Gewinne von einzelnen Kundengruppen oder Operationen. Die Politik- bzw. Maßnahmenplanung hat die Produkt-, Preis-, Distributionsund Kommunikationspolitik zum Gegenstand. Auch für diese Ebene gilt es wieder, die Aktionsplanung durch eine Prämissenkontrolle und eine Ergebniskontrolle zu ergänzen. Planungsüberlegungen finden im Marketing im Grunde ständig statt. Verbindlich festzulegen sind sie auf der operativen Ebene zumindest jährlich, in vielen Unternehmen auch quartalsweise oder - insb. im Rahmen der Verkaufsplanung - monatlich. Der dabei zu erstellende Plan umfaßt im allgemeinen folgende Teile: - Situationsanalyse - Charakteristik der Absatzentwicklung - Normalprognose (unter der Annahme der Fortdauer der bisherigen Entwicklung; vgl. Absatzprognose)
- Analyse aktueller Chancen und Bedrohungen - Analyse der Wettbewerbssituation (Stärken-Schwächen-Analyse) - Fortschreibung der Marketingstrategie Planung des Marketing-Mix für die Planperiode inkl. entsprechender BudSets. . - Äktivitätenplan mit zeitlicher und personeller Zuordnung aller Planungsaktivitäten - Planung der Kontrollstandards und -Zuständigkeiten (Marketingkontrolle, Sollwert). Für die Durchführung dieser Planungsschritte stehen zahlreiche Planungsmethoden im Marketing zur Verfügung, die zunehmend durch elektronische Marketing-Informationssysteme und Expertensysteme ergänzt werden. Große Bedeutung besitzen dabei Marketingkennzahlen, weil sie eine kompakte, quantitative und zumindest z. T. auch zwischenbetrieblich vergleichbare Plan- bzw. Kontrollbasis liefern. Die Marketingplanung darf sich nicht in Leitbild-, Strategie- und Politik- bzw. Maßnahmenplanung erschöpfen, sondern bedarf auch einer rationalen Planung der Art und Weise, wie es zu den Planungsergebnissen kommt; d. h. das Planungssystem selbst muss geplant werden (Metaplanung). Dabei geht es insb. darum, die Aufbau- und Ablaufstrukturen der Planung und das Informationssystem des Unternehmens auf ihre Angemessenheit hin zu überprüfen. Die vielfältigen Planungsmaßnahmen - seien es Leitbild-, Strategie- oder Politikplanungen oder seien es Ziel- oder Aktionsplanungen - werden üblicherweise in einem Prozeß vollzogen, der häufig als ein Regelkreis beschrieben wird. Planung wird häufig nicht als starre Planung, sondern als rollierende Planungunternommen. Planungen können auch in systematischer Hinsicht geordnet werden (vgl. Abb. 3); daraus resultieren die Hierarchien der Pla- nungs- und Kontrollaktivitäten (Zielhierarchie). Marketingplanungsmaßnahmen können schließlich auch noch nach ihren Inhalten gegliedert werden. Einen entsprechenden Überblick bietet Abb.
4.
Literatur: Bäcker, F., Marketing-Kontrolle, Stuttgart 1989. Diller, //..Marketingplanung, München 1980. Kirsch, W.Roventa,P. (Hrsg.), Bausteine eines strategischen Managements, Berlin, New York 1981. Köhler, R., Beiträge zum Marketing-Management,
2. Aufl. Stuttgart 1991. Töpfer, A., Pla- nungs- und Kontrollsysteme industrieller Unternehmen, Berlin 1976. Wild, ]., Grundlagen der Unternehmensplanung, Reinbek bei Hamburg 1974.
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