Marketingorganisation
Der Begriff der Marketingorganisation wird je nach Quelle unterschiedlich weit ausgelegt. Im engeren Sinne bedeutet Marketingorganisation die organisatorische Regelung der absatzspezifischen Aufgaben. Im weiteren Sinne werden entsprechend der Auffassung des Marketing als marktorientierte Führungskonzeption (siehe auch Marketing, Grundlagen des) auch Strukturierungsprobleme der Gesamtorganisation unter diesem Begriff behandelt. Zentrale Aufgabe der Marketingorganisation ist dabei die optimale Strukturierung des Marketingsystems. Es müssen folgende Fragen beantwortet werden:
(1) Welche Priorität und damit Stellung in der Unternehmensorganisation soll das Marketing innerhalb des Unternehmens haben?
(2) Wie soll die interne Gliederung des Marketingbereichs aussehen?
(3) Wie sollen die einzelnen Funktionsbereiche des Marketing strukturiert werden?
(4) Wie sollen einmalige oder sporadisch wiederkehrende Marketingaufgaben organisatorisch geregelt werden? Generell gilt, dass die Aufbauorganisation ein integriertes Marketing ermöglichen und die Marketingorganisation hohen Flexibilitätsanforderungen genügen muss. Zudem sollte die Organisationsstruktur Kreativität und Innovationsbereitschaft aller Mitarbeiter fördern und eine sinnvolle Spezialisierung der Organisationsteilnehmer nach Funktionen, Produktgruppen, Abnehmergruppen oder Absatzgebieten ermöglichen. Siehe auch Marketing, Grundlagen (mit Literaturangaben).
Zur Marketingorganisation zählen alle organisatorischen Regelungen, die zur Erfüllung der im Marketing anfallenden Aufgaben getroffen werden. Man kann Aufbauorganisation und Ablauforganisation unterscheiden. Bei ersterer ist zwischen der organisatorischen Verankerung des Marketing als Führungsmaxime und der Zuordnung von Teilfunktionen des Marketingmanagements zu einzelnen Stellen oder Abteilungen zu unterscheiden. Die erstgenannte Aufgabe verlangt zum einen eine organisatorische Verankerung der Marketingleitung in der Führungsspitze eines Unternehmens und zum anderen eine Durchdringung aller Mitarbeiter im Unternehmen mit der Marketingphilosophie, also z. B. auch bei der oft in anderen Organisationsbereichen angesiedelten Neuproduktentwicklung, Verkäuferschulung, Preisfindung oder Absatzfinanzierung (internes Marketing). Neben den herkömmlichen Zielen der Effizienz und Effektivität von Organisationen spielen im Marketing die zur Wettbewerbsfähigkeit u.U. ausschlaggebende Flexibilität und Schnelligkeit der Organisation und ihre Fähigkeit zur Integration der Wertkette innerhalb des Unternehmens (Synergie) und zu den Marktpartnern (Beziehungsmanagement) eine besondere Rolle. In besonderem Maße gilt dies für die Innovations- und die FuE-Organisation. Als Strukturierungsmerkmale für die Untergliederung der Marketingorganisation kommen grundsätzlich in Frage: - Teilfunktionen des Marketing - Produkte bzw. Produktgruppen - Abnehmer bzw. Abnehmergruppen und/oder - Absatzgebiete. Diese vier Kriterien lassen sich auch miteinander kombinieren, wodurch mehrdimensionale Organisationsstrukturen entstehen, die wiederum entweder streng hierarchisch (Linien- oder Stab-Liniensysteme) oder ma- tnx- bzw. teamorientiert ausgestaltet werden können. Vor allem für kleinere Unternehmen bietet sich eine funktionsorientierte Struktur (Abb. 1) an, weil diese am ehesten die Vorteile der Spezialisierung zur Geltung bringen kann. Andererseits liegt die marktorientierte Koordinierung aller Funktionen allein in der Hand des Marketingleiters. Das kreative und innovative Potential der einzelnen Stellen wird u.U. nicht genügend aktiviert und die schwerfälligen Instanzenwege beeinträchtigen oft die Flexibilität der Organisation. Vor allem bei Unternehmen mit breitem Leistungsprogramm birgt die funktionsorientierte Organisation außerdem in besonderem Maße die Gefahr des Funktionsegoismus der Ressortleiter in sich. Eine vor diesem Hintergrund besonders in der Konsumgüterindu- strie häufig vertretene Variante der Funktionsorganisation ist deshalb das Produktmanagement. Eine primär produktorientierte Struktur ist dann gegeben, wenn für jedes Produkt bzw. jede Produktgruppe (Sparte) ein eigenverantwortliches Management eingesetzt ist, dem jeweils wichtige Marketingfunktionen zugewiesen sind (Abb. 2). Daneben existieren i. d. R. zentrale Stabsabteilungen, die Serviceleistungen für alle Sparten erbringen. Tragen die einzelnen Sparten auch Gewinnverantwortung gegenüber der Geschäftsleitung, so spricht man von Profit Centers bzw. divisionaler Organisation. In formal analoger Weise könner abnehmer- oder gebietsbezogene Organisationsstrukturen gebildet werden, wenn sich einzelne Kundengruppen bzw. Absatzgebiete in mar- ketingrelevanten Merkmalen stark unterscheiden. Die gebietsbezogene Untergliederung wird jedoch - außer im Exportgeschäft
- meist nur auf unteren Hierarchieebenen, insb. bei der Verkaufsorganisation angewandt. Dagegen gewinnt die abnehmerorientierte Strukturierung bei anspruchsvollen technischen Problemen oder aufgrund eines differenzierten vertikalen Marketing gegenüber Key Accounts, z. B. nachfragemächtigen Absatzmittlern, zunehmend an Bedeutung (Key-Account-Management; Kundengruppenmanagement). Großunternehmen können die vielfältigen Koordinationserfordernisse des Marketing oft nur noch mit mehrdimensionalen Organisationsstrukturen bewältigen. Neben funktional definierten Linienstellen und Stäben existieren dann Integrationsmanager hinsichtlich bestimmter Produkte, Abnehmergruppen oder Regionen, die ebenfalls mit Anweisungskompetenz und u. U. auch eigenen Stabsstellen ausgestattet sind. Als ein Beispiel dafür kann eine Matrixorgamsation nach Funktionen und Produkten angeführt werden. Da hierbei das Prinzip der einheitlichen Leitung verletzt wird (Mitarbeiter der Logistik können bspw. vom Leiter Logistik und von den Produktdirektoren Weisungen erhalten), ergeben sich zwar oft organisatorische Konflikte, die jedoch durch eine Entscheidungsfindung in Gremien, durch Teamarbeit und einen zielorientierten Füh- rungsstil in gewissem Ausmaß umgangen werden können. Die Implementation des strategischen Marketing mit seinem Zwang zu ganzheitlichen Konzepten förderte das Entstehen sog. dualer Organisationen, bei der verschiedene Mitarbeiter in Doppelfunktion sowohl in taktisch-operative als auch in strategische Aufgaben eingebunden sind. Letzteres erfolgt dabei meist in task forces oder anderen Formen des Projektmanagements,die sich auch im Rahmen der Innovationsor- ganisation bewährt haben. Da viele Marketingaufgaben, z. B. im Bereich der Werbung, Verkaufsförderung oder der Marktforschung spezifisches Know- how erfordern, aber nicht ständig anfallen, werden sie gerne an externe MarketingDienstleister delegiert. Manche Firmen verselbständigen in letzter Zeit sogar ihre eigenen Marketingabteilungen, um sie dem Wettbewerb des Marktes auszusetzen und effizienter auszunutzen. Literatur; Diller, H., Entwicklungstrends und Forschungsfelder der Marketingorganisation, in: MARKETING -ZFP, Heft 3 (1991). Köhler, R., Beiträge zum Marketing-Management,
2. Aufl., Stuttgart 1991. Meffert, H., Marketing, 7. Aufl., Wiesbaden 1986, S. 540 ff .Nieschlag, R.;Dichtl, E.; Hörschgen, H., Marketing, 15. Aufl., Berlin 1988.
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