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Internationale Währungspolitik

Nachdem in den Vereinigten Staaten erneut eine lebhafte Debatte darüber stattfindet, ob man zum Goldstandard klassischer Prägung zurückkehren solle, um die gegenwärtigen Probleme der Internationale Währungspolitik zu lösen, drängt es sich auf, jenes System näher zu erörtern, das immerhin bis 1914 während der "pax britannica" vorherrschte  ist doch immerhin unter dem Regime des Dollars seit den Dreißigerjahren eine "pax americana" in der westlichen Welt herangewachsen.
1. Goldumlaufswährung. Als im 19. Jh. die Goldmünzen noch ein echtes internationales  Zahlungsmittel darstellten  man denke an die "lateinische Münzunion"  spielte sich die zentrale Währungspolitik tatsächlich noch so ab, daß die nationale Autonomie in diesem Bereich höchst begrenzt war und die Notenbanken (Zentralbank) der Mitgliedstaaten sich an ganz bestimmte Spielregeln zu halten hatten: Wenn ein Land  nennen wir es das Defizitland  einen Fehlbetrag in seiner Zahlungsbilanz aufwies, mußte es im entsprechenden Umfang Gold abtreten; war doch vorgeschrieben, daß einerseits die Wechselkurse stabil bleiben und die Währungen austauschbar (Konvertibilität) bleiben sollten. Da Gold gleichzeitig auch Binnenzahlungsmittel bildete, verringerte sich die einheimische Geldmenge , während sie sich im Ausland entsprechend vergrößerte. Dadurch war beabsichtigt, daß das Preisniveau im Defizitland zurückging, daß die internationale Wettbewerbsfähigkeit auf den Gütermärkten sich verbesserte und daß auf diesem Wege das Defizit zum Verschwinden gebracht wurde  umso mehr, als im Ausland ein entgegengesetzter Prozeß stattfand. Der Goldabfluß hatte mit andern Worten eine Selbstregulierung der Zahlungsbilanz zur Folge, der sich vermittels des "Geldmengen-Preis-Mechanismus" vollzog. Als Ausgangspunkt wurde eine überdurchschnittliche Verteuerung der Güter im Defizitland zugrundegelegt, also eine monetäre Ursache, die auch mit monetären Mitteln zu korrigieren war. Von einem Mitwirken des Fiskus war keine Rede. In einer moderneren Fassung der Theorie galt es hingegen auch die Änderungen der Kaufkraft der Wirtschaftssubjekte in Betracht zu ziehen, waren sie doch dazu angetan, die Importnachfrage stärker zu beeinflussen als bloß die Abweichungen des Preisniveaus von der Kaufkraftparität . Es war die Anpassung der zwischenstaatlichen Güterströme, welche die vollautomatische Berichtigung herbeiführte. Gewiß vollzog sich diese Tendenz nicht sofort; da man aber einigermaßen Freihandel voraussetzte, konnte man sich jedoch auf sie verlassen. Das Gold spielte lediglich die Rolle eines Zwischengliedes oder Lockmittels.
2. Die Goldkernwährung. In einem späteren Stadium konzentrierte man den vorhandenen Goldvorrat bei den Notenbanken und führte Deckungsbestimmungen ein: der Goldbestand sollte einen bestimmten Prozentsatz der vorhandenen Geldmenge  (Bargeld und Sichtguthaben (Einlagen) der Wirtschaftssubjekte bei der Zentralbank) ausmachen. Damit wurde es notwendig, im Falle eines Abflußes mit Hilfe der Diskontpolitik diese Geldmenge zum Schrumpfen zu bringen, um die vorgeschriebene Deckung aufrecht zu erhalten oder wieder herzustellen. Eingeführt wurde mithin eine Art von Multiplikator, der ohne Rücksicht auf die interne Wirtschaftslage auch die Geldmenge beeinflußte. Das war für das Defizitland hart; die Anpassung wurde jedoch dadurch erleichtert, daß im Ausland genau das Gegenteil geschah, so daß dort die Geldmenge ausgebaut, das Preisniveau erhöht und die Einkommen sowie die Importnachfrage vermehrt wurden.
3. Die Golddevisenwährung. Um noch mehr von dem knappen Gold einzusparen, ging man in einer weiteren Etappe dazu über, auch fremde Devisen unter die Währungsreserven (Devisenreserven) der Notenbanken einzureihen. Noch stets bestand jedoch die "interne Einlöslichkeit" in dem Sinne, daß Währungsreserven und einheimisches Geld nach Belieben ausgetauscht werden konnten. Dies galt selbst dann noch, als auch privates Bankgeld entstand, als  mit andern Worten  auch die privaten Banken Geld zu schaffen (Geldproduktion) und wieder zu vernichten im Stande waren. Nur wurde dadurch der Multiplikator höher und die Wirkungen auf Geldmenge, Preisniveau und Einkommensstrom umfassender. Der Einfluß der zentralen Goldwanderungen war demgemäß empfindlicher. Der "Spitzenausgleich" der Zahlungsbilanz durch Goldversendungen war einschneidender, und er wurde noch dadurch verstärkt, daß zur Diskontpolitik die Offenmarktpolitik und vielleicht die Variation der  Mindestreserven (Mindestreservepolitik) bei den Banken trat. Das Gold war sodann auch Steuerungsmittel für die interne Kreditpolitik. Noch stets aber funktionierte das System der Ausgleichsgüterströme, die sich in gleicher Richtung bewegten wie der Goldstrom. Mit der Zeit durfte man daher darauf vertrauen, daß die Verbesserung der zentralen Wettbewerbsfähigkeit das Gold wieder zurückfließen lassen würde. Von einer dauerhaften Verschuldung konnte kaum die Rede sein. Eine "Überschuldung" der Entwicklungsländer oder der USA wäre in diesem System folgerichtigerweise nicht erfolgt. Das war es denn auch, was die Goldwährung klassischen Gepräges in der einen oder andern Form heutzutage wieder so attraktiv erscheinen läßt. Das geschilderte Modell kennzeichnet sich in erster Linie durch die strikte Unterordnung der nationalen Geldbehörden unter gegenseitig vereinbarte Spielregeln und durch ein Minimum an Autonomie.
4. Die Aufhebung der Konvertibilität. Es war vor allen Dingen in den Dreißigerjahren, als diese Voraussetzungen aufgehoben wurden. Stattdessen traten nationales Selbstbestimmungsrecht, eine autonome Konjunkturpolitik und die Beseitigung der Austauschbarkeit der verschiedenen Währungen in den Vordergrund. Das Gold verlor seine internationale Beweglichkeit und wurde lediglich noch als Kriegs- und Krisenreserve bei den Notenbanken zurückbehalten. Die Zahlungsbilanzen der einzelnen Länder mußten paarweise ausgeglichen werden  mit entsprechenden Beeinträchtigungen des zwischenstaatlichen Güteraustausches (Bilateralismus).
5. Beseitigung der internen Einlösbarkeit. Während schon im Ersten Weltkrieg in den meisten Ländern internationales Geld nicht mehr gegen Gold eingelöst werden konnte, entschlossen sich Großbritannien 1931 und die USA 1971 dazu, kein Gold mehr gegen internationale Währung abzugeben. Umgekehrt wurden die Währungen der meisten Industrieländer 1959 allmählich wieder gegeneinander konvertibel  insbesondere zunächst bei den laufenden Transaktionen und mit der Zeit sogar beim Kapitalverkehr . Damit nahm die "Globalisierung" der Kreditmärkte (Finanzmarkt) einen mächtigen Aufschwung: es bildete sich der Euromarkt , der allmählich einen riesigen Aufschwung nahm. Von einer Wiedereinführung von Spielregeln etwa im Sinne einer Aufrechterhaltung stabiler Wechselkurse war jedoch nach 1973 nicht mehr die Rede. Stattdessen herrschten insbesondere zwischen den Industrieländern flexible oder nach Bedarf anpassungsfähige Kurse  denken wir nur an das Europäische Währungssystem , wo die Änderungen immerhin durch Vereinbarungen stattfinden.
6. Zukunftsaussichten. Es mag sein, daß im Rahmen Westeuropas später einmal eine einheitliche Zentralbank mit entsprechenden Kompetenzen zustande kommt; Pläne dafür liegen bereits vor. Dann hätten wir hier binnenwirtschaftliche Verhältnisse vor uns. Was die I. anbetrifft, scheint hingegen die Bereitschaft zur Unterordnung unter einen anonymen Mechanismus mit seinen Spielregeln in einem Zeitalter der Machbarkeit noch verhältnismäßig gering. Mit der Ordnung von Bretton Woods (Bretton Woods-Abkommen) wurde ja auch der Internationale Währungsfonds geschaffen, dessen Aufgabe in der Erleichterung der Lage der Defizitländer durch vorübergehende Kredite in Verbindung mit entsprechenden Auflagen an die Adresse der Regierungen und Notenbanken besteht, um die Verhältnisse zu sanieren. Er ist auch in der Lage, in Gestalt der Sonderziehungsrechte einen Ersatz für das Gold bereitzustellen, der die Abhängigkeit von der Goldförderung beseitigt. Was die flexiblen Wechselkurse betrifft, ist zunächst darauf hinzuweisen, daß diese heute in erster Linie durch die internationalen Kapitalbewegungen und nicht so sehr durch die laufenden Transaktionen der Güterströme bestimmt werden. Dies bedeutet, daß auch Übertreibungen, d.h. längerfristige Abweichungen von der Kaufkraftparität, möglich sind und daß den Interventionen der Notenbank verhältnismäßig wenig Chancen einzuräumen sind. Die Theorie, welche dem Geldmengen-Preis-Mechanismus zugrunde lag, ist mit andern Worten nur noch auf relativ lange Frist stichhaltig. Dem liegt auch der Tatbestand zugrunde, daß die Güterströme nur mit ganz beträchtlicher Verzögerung auf Änderungen des relativen Preisniveaus zwischen den Volkswirtschaften reagieren. Protektionistische Maßnahmen (Protektionismus) sind häufiger als im 19. Jh., und sie behindern die Anpassung  insbesondere bei Rohstoffen und Nahrungsmitteln. Denn die alten Industrieländer erleben einen Prozeß der Miniaturisierung der Produkte und eines Ersatzes bisheriger Rohstoffe durch Recycling und durch Verwendung von Kunststoffen, die sie selbst produzieren; dazu kommen die Überschüsse ihrer eigenen Landwirtschaft, die den Import behindern. Gewiß kennen wir die pax americana. Wenn aber die weltwirtschaftlich führende Macht selbst Protektionismus betreibt und dem Freihandel abschwört, ist eine Erleichterung schon vorstellbar. Solange der Dollar als Weltwährung nicht mit dem Vorbild vorangeht wie seinerzeit das Pfund  ist auch nicht zu erwarten, daß die übrigen Mitglieder der Weltwirtschaft folgen.

Literatur: H. Adebahr, Währungstheorie und Währungspolitik. Berlin 1978. H. Lipfert, Einführung in die Währungspolitik.
8. A., München 1974. H. J. Jarchow, Internationale Währungspolitik. Göttingen 1984. O. Veit, Grundriß der Währungspolitik.
3. A., Frankfurt a. M. 1969.

 

 


 

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