Gewinntheorie
Die G. leitet aus der Verhaltensannahme der Gewinnmaximierung die Produktionsentscheidung der Unternehmen (Betrieb, I.) und damit das Güterangebot und die Faktornachfrage auf den Güter - bzw. Faktormärkten ab; der Periodengewinn (G) ergibt sich als Differenz zwischen Erlös (E) und Kosten (K), so daß außer der Produktionsmenge die Preise auf den Güter- und Faktormärkten das Gewinnkalkül bestimmen. Hinzu treten Nebenbedingungen der Analyse, denn das Unternehmen arbeitet in einer dynamischen Umwelt. In einer Marktwirtschaft haben Gewinne wichtige Funktionen für die Faktorallokation (Allokation): Sie signalisieren potentiellen Anbietern, ob es sich gemessen an der Gewinnerwartung in anderen Märkten lohnt, vorhandene Personal- und Sachkapazitäten in der Produktion für bestimmte Märkte einzusetzen. Schrumpfende Gewinne signalisieren den betroffenen Unternehmen die Notwendigkeit zur Kosteneinsparung, zu verstärkten Verkaufsanstrengungen oder zum Einsatz der Produktionsfaktoren in gewinnträchtigeren Verwendungen bzw. Märkten. Die kurzfristige Gewinnmaximierungsanalyse bei vollständiger Konkurrenz geht von folgenden Annahmen aus: - Das Unternehmen ist Preisnehmer am Absatzmarkt, d.h. es glaubt, keinen Einfluß auf den Güterpreis (p) zu haben. Der Erlös ergibt sich als Preis mal Menge (q). - Der einzelne Unternehmer handelt unabhängig von seinen Konkurrenten, d.h. es besteht keine Reaktionsverbundenheit. - Unerwünschte Lagerhaltung tritt nicht auf. - Der Markt sei vollkommen (Punktmarkt, vollkommene Markttransparenz , keine subjektiven Präferenzen). Unter diesen Voraussetzungen ist der Gewinn eine Funktion der produzierten und abgesetzten Gütermenge:
(1) G = E(q) - K(q). Notwendige Bedingung für ein Gewinnmaximum ist, daß die erste Ableitung gleich Null ist:
(2)
Im Gewinnmaximum gilt also, daß die Grenzkosten (K¢ (q)) gleich dem Grenzerlös (E¢ (q)) sind. Mit der Annahme, daß das Unternehmen Preisnehmer ist also E´ =
konstant, ergibt sich der Spezialfall der Gewinnmaximierung
(3)
= K´(q) Das Ziel der Gewinnmaximierung bedeutet somit für ein Unternehmen, das als Preisnehmer agiert, seine Produktionsmenge q so festzulegen, daß die hierbei entstehenden Grenzkosten gleich dem Marktpreis p sind. Die Abbildung zeigt die graphische Lösung des Problems für einen u-förmigen Grenzkostenverlauf; das Angebot wird bis zum Punkt E ausgedehnt, bei dem die Grenzkostenkurve (K¢) die Preisgerade pE schneidet, d.h. es wird schließlich die Gleichgewichtsmenge
produziert. Solange
noch unterschritten wird, ist eine weitere Outputerhöhung noch mit einem Gewinnzuwachs verbunden; die positive Differenz (
-K´) wird aber immer kleiner, bis der Grenzgewinn bei
gleich Null wird. Der Stückgewinn ergibt sich in der Abbildung als Strecke
, also als Differenz zwischen den durchschnittlichen totalen Kosten (DTK) (Kosten) und dem Stückerlös p. Folglich ist der Gesamtgewinn gleich der Fläche AETB. Bei Mengenvariationen agiert das Unternehmen auf der Grenzkostenkurve vom Betriebsminimum (M) an. Ein Marktpreis in Höhe von pm ist kurzfristig die Untergrenze seines Angebots; die variablen Kosten (DVK) (Kosten) sind gerade noch durch den Stückerlös gedeckt. Sinkt der Preis unter pm, ist die Produktionsmenge beim Schnittpunkt von Preisgerade und K¢-Kurve verlustminimierend. Das Marktangebot (die Gesamtangebotskurve) ergibt sich durch Aggregation der Angebotsmenge aller Unternehmen.
Jedes Unternehmenrealisiertbeim Marktpreis p die Produktionsmenge, die dem Schnittpunkt von Preisgerade und Grenzkostenkurve entspricht; Gestalt und Verlauf der Kostenkurve sind dabei nur kurzfristig gegeben die Erklärung von Veränderungen der Kostenstruktur ist Aufgabe der Kostentheorie . Derjenige Anbieter, der sich gerade noch am Markt halten kann, heißt Marginalanbieter ; Unternehmen, die Verluste erzielen, werden als Submarginalanbieter bezeichnet. Die Marktangebotskurve S ergibt sich durch horizontale Aggregation der Angebotskurven aller Unternehmen. Auch im Fall eines Angebotsmonopolisten beschreibt die Bedingung E¢ = K¢ die gewinnmaximale Menge. Jedoch ist der Grenzerlös nicht mehr mit einem gegebenen Marktpreis gleichzusetzen. Der Monopolist sieht sich statt einer horizontalen Preisgeraden der negativ geneigten Marktnachfragekurve gegenüber, so daß Mehrabsatz jeweils Preiseinbußen bedeutet (Preisbildungstheorie). Sofern er gleichzeitig Monopolist am Faktormarkt ist, hieße Produktionserhöhung aufgrund der damit verbundenen Faktormehrnachfrage auch Stückkostenerhöhung (Produktionstheorie; Faktorpreisbildung). Ist darüber hinaus der Absatzmarkt unvollkommen, kann der Monopolist seinen Gewinn durch Preisdifferenzierung zu Lasten der Nachfrager erhöhen. Im gesamtwirtschaftlichen Allokationsprozeß hat der Gewinn eine wichtige Signalfunktion, denn relative Gewinnanreize beeinflussen Höhe und Struktur der Investitionen . Pioniergewinne (Gewinn , I.,
3.) entstehen im Wettbewerbsprozeß (Wettbewerbstheorie) vorübergehend und spornen andere Unternehmen zur Nachahmung an.
Literatur: U. Fehl/P. Oberender, Grundlagen der Mikroökonomie.
5. A., München 1992. E. Helmstädter, Wirtschaftstheorie. Bd. I: Mikroökonomische Theorie. 4 A., München 1991.
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