Monetäre Außenwirtschaftstheorie
1. Devisenmarkt. Die M. erklärt Ursachen und Wirkungen von Finanz- und Leistungstransaktionen zwischen In- und Ausländern . Die statistische Erfassungdieser Transaktionen erfolgt in der Zahlungsbilanz , ihre technische Abwicklung am Devisenmarkt . Auf dem Devisenmarkt wird ausländische Währung (Devise) gegen inländische Währung (EUR) getauscht. Devisennachfrage geht aus von Importeuren und Kapitalexporteuren, Devisenangebot bringen Exporteure und Kapitalimporteure an den Markt . Der Preis der ausländischen Währung ist der Wechselkurs , sein Kehrwert der EUR-Kurs. Dieser Preis kann flexibel oder durch Abkommen fixiert sein. In letzterem Fall (z.B. Bretton-Woods-System, EWS) sind die Zentralbanken verpflichtet, bei Angebots- oder Nachfrageüberhängen zu intervenieren (Intervention), d.h. Devisen zum vereinbarten Kurs nachzufragen oder anzubieten, um den Markt zu räumen. Kommen beim herrschenden Wechselkurs Devisenangebot und -nachfrage ohne Zentralbankinterventionen zum Ausgleich, spricht man von Devisenmarkt- oder Zahlungsbilanz- oder externem Gleichgewicht. Internes Gleichgewicht, das auf den Güter- und Faktormärkten bestimmt wird, liegt vor, wenn Preisstabilität bei Vollbeschäftigung herrscht. Externes und internes Gleichgewicht sind durch die allgemeine Marktinterdependenz miteinander verbunden. Die Analyse dieser Interdependenzen steht im Mittelpunkt der Monetäre Außenwirtschaftstheorie
2. Zahlungsbilanzausgleichsmechanismen (Zahlungsbilanz). In einer funktionsfähigen Marktwirtschaft sichern die Marktkräfte das externe Gleichgewicht, ohne daß es dazu wirtschaftspolitischer Eingriffe bedarf. Drei Mechanismen existieren.
2. 1. Der monetäre Mechanismus. Nimmt man an, im Ausland steigen Geldmenge und Preise und der Wechselkurs ist fest. Die Wettbewerbsfähigkeit des Inlandes verbessert sich, der Export nimmt zu, der Import schrumpft. Der resultierende Leistungsbilanzüberschuß (Leistungsbilanz) (externes Ungleichgewicht) zwingt bei festem Wechselkurs die Zentralbank , Auslandswährung gegen Abgabe von EUR anzukaufen. Die EUR-Geldmenge steigt somit und mit ihr die Nachfrage am Gütermarkt . Bei Vollbeschäftigung (Vollbeschäftigungsgleichgewicht) resultieren Preissteigerungen, die den Wettbewerbsvorsprung des Inlandes so lange vermindern, bis der Leistungsbilanzüberschuß abgebaut und externes Gleichgewicht wieder erreicht ist (Geldmengen-Preis-Mechanismus). Die Auslandsinflation überträgt sich bei festen Wechselkursen auf das Inland (internationaler Preiszusammenhang).
2. 2. Wechselkursmechanismus. Ist der Wechselkurs flexibel (flexibler Wechselkurs), wird als Folge des ausländischen Preisanstiegs und der daraus folgenden Leistungsbilanzverbesserung der EUR-Kurs steigen (EUR Aufwertung). Statt der Menge des inländischen Geldes (monetärer Mechanismus) steigt jetzt der Preis des inländischen Geldes. Damit wird der zunächst durch den ausländischen Preisanstieg erlangte Wettbewerbsvorsprung des Inlandes wieder abgebaut. Der Leistungsbilanzüberschuß geht zurück. Im neuen externen Gleichgewicht hat sich die EUR in der gleichen Rate, in der die Auslandspreise gestiegen sind, aufgewertet. Die Kaufkraft des inländischen Geldes im Ausland hat dann ihre ursprüngliche Höhe wieder erreicht und bei unverändert gebliebenen Inlandspreisen ist internationale Kaufkraftparität wieder hergestellt (Kaufkraftparitätentheorie). Während der monetäre Mechanismus eine Anpassung des heimischen Preisniveaus verlangt und damit das interne dem externen Gleichgewicht unterordnet, schottet der Wechselkursmechanismus die inländische Volkswirtschaft vor inflationären Tendenzen im Ausland ab.
2. 3. Volkseinkommensmechanismus (Volkseinkommen). Herrscht Keynesianische Unterbeschäftigung (Keynessche Theorie), wird der monetäre Mechanismus unwirksam, weil die Geldmengenveränderungen statt Preis-Realeinkommensveränderungen induzieren. So kommt es im Ausland nach der Geldmengenerhöhung zu einer Zunahme von Produktion und Realeinkommen (Einkommen). Gemäß der marginalen Importquote dehnen die Ausländer ihre Nachfrage nach Importgütern aus. Die Exporte des Inlandes nehmen zu und die Leistungsbilanz verbessert sich. Die Mehrproduktion im heimischen Exportsektor läßt im Inland Beschäftigung und Realeinkommen steigen (Exportmultiplikator). Die konjunkturelle (Konjunkturtheorie) Belebung des Auslandes überträgt sich ins Inland (internationaler Konjunkturzusammenhang). Die aus dem steigenden Inlandseinkommen resultierende höhere Importnachfrage des Inlandes verringert nun sukzessive den Leistungsbilanzüberschuß wieder, ohne ihn freilich ganz abbauen zu können. Der beschriebene Einkommensmechanismus wird bei festen Wechselkursen wirksam und durch den monetären Mechanismus unterstützt. Bei flexiblen Kursen kommt er nicht zustande: Ein flexibler EUR-Kurs erfährt nach der primären Leistungsbilanzverbesserung eine Aufwertung, die so lange anhält, bis die Leistungsbilanzverbesserung wieder rückgängig gemacht ist. Dann aber ist die ausländische Nachfrage nach heimischen Produkten wieder genau so groß wie vor der Einkommensexpansion im Ausland. Der flexible Wechselkurs schottet die heimische Volkswirtschaft demnach auch vor konjunkturellen Schwankungen im Ausland ab.
3. Externes und internes Gleichgewicht. Der monetäre Mechanismus setzt voraus, daß Zahlungsbilanzüberschußländer bereit sind, eine Anpassungs- Inflation zu tolerieren, während Zahlungsbilanzdefizitländer eine Anpassungs- Deflation , die bei nicht hinreichend flexiblen Güter- und Faktorpreisen zur Unterbeschäftigung führt, hinzunehmen haben. Eine solche Bereitschaft, das Ziel des internen Gleichgewichts dem externen Ziel unterzuordnen, besteht heute nicht mehr. Stattdessen kompensieren Defizitländer den Geldabfluß mit expansiver Geldpolitik , während Überschußländer den Geldzufluß mit kontraktiver Geldpolitik sterilisieren. Damit wird zwar einerseits der Deflations- und Inflationsdruck vermieden, andererseits perpetuieren sich jedoch die Zahlungsbilanzungleichgewichte. Da die Zentralbank des Defizitlandes durch die kursstützenden Interventionen Devisenreserven verliert, kann diese Politik nicht auf Dauer durchgehalten werden. Abwertungen werden über kurz oder lang unumgänglich. Temporär mögen Policy-Mix-Konzepte (Policy-Mix) hilfreich sein, sowohl den Devisenabfluß als auch den Deflationsdruck zu mindern. So kann etwa eine kontraktive Geldpolitik versuchen, über Zinssteigerungen Kapitalzuflüsse aus dem Ausland zu induzieren, um so das Leistungsbilanzdefizit privat zu finanzieren, während gleichzeitig der Nachfrageausfall am Gütermarkt durch eine expansive Fiskalpolitik bekämpft wird. Freilich kann dies nur eine kurzfristige Option sein: Die Finanzierung eines Leistungsbilanzdefizits ersetzt nicht die interne Anpassung zu seiner Beseitigung.
4. Wechselkurse in der kurzen Frist. Flexible Wechselkurse vermögen zwar die von unterschiedlichen Inflationsraten herrührenden Veränderungen der realen Wechselkurse einzuebnen, sind jedoch, wie die Erfahrung gezeigt hat, durch starke Schwankungen bei kurzfristig wenig flexiblen Preisen selbst die Ursache sprunghafter Veränderungen der realen Wechselkurse. Die Finanzmarkttheorie des Wechselkurses hat herausgearbeitet, wie in der kurzen Frist Erwartungen die Wechselkurs- und Zinskonditionen bestimmen, zu denen die Wirtschaftssubjekte bereit sind, In- und Auslandstitel zu halten. Diese, kurzfristiges Gleichgewicht auf den Finanzmärkten sichernden Wechselkurse können höchst ungleichgewichtig im Hinblick auf die internationale Wettbewerbsfähigkeit sein und daher mit hohen temporären Leistungsbilanzsalden einhergehen. Die Abschottungseffekte bleiben daher unvollkommen.
Literatur: H. J. Jarchow/P. Rühmann, Monetäre Außenwirtschaft.
3. A., Göttingen 1991. K. Rose, Theorie der Außenwirtschaft. 11. A., München 1992.
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