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Kostenzurechnung


Inhaltsübersicht
I. Begriff und Aufgaben der Kostenzurechnung
II. Zurechnungsprinzipien für Kosten und Kostenabweichungen
III. Aufgabenorientierter Einsatz der Kostenzurechnungsprinzipien

I. Begriff und Aufgaben der Kostenzurechnung


Die Kostenzurechnung, auch Kostenverteilung (vgl. Börner, D.  1993, Sp. 1280 ff.) oder Kostenspaltung genannt, gehört zu den unverzichtbaren Aufgaben jeder Kostenrechnung. Über die Kostenzurechnung werden einzelne Kostenbeträge auf ausgewählte Bezugsgrößen, auch mit Kosteneinflussgrößen oder Kostentreiber bezeichnet, verrechnet. Welche Kostenbeträge welchen Bezugsgrößen nach welchen Prinzipien bzw. Kriterien zuzurechnen sind, hängt von den jeweiligen Aufgaben der Kostenrechnung oder des Kosten- und Erlösmanagements ab. Insofern werden die jeweiligen Aufgaben sowie der Einsatz der unterschiedlichen Kostenzurechnungsansätze durch die Managementaufgaben der Planung, Kalkulation, Kontrolle, Lenkung (Steuerung) und Publikation bestimmt. Zu den wichtigsten Aufgaben der Kostenzurechnung gehören somit die Bereitstellung planungs-, kalkulations-, kontroll-, lenkungs- und publikationsrelevanter Kosteninformationen (vgl. Börner, D.  1993, Sp. 1282) über jeweils aufgabenspezifische Bezugsgrößen.
Der folgende Überblick über die einzelnen Prinzipien der Kostenzurechnung schließt die Prinzipien der Zurechnung von Kostenabweichungen auf einzelne Bezugsgrößen ein, um die Ursachen solcher Abweichungen aufzudecken; insgesamt beschränkt er sich auf die Zurechnung von Kosten und Kostenabweichungen; er könnte auch ohne Probleme auf die analoge Zurechnung von Erlösen und Erlösabweichungen, kalkulatorischen Erfolgen, handels- und steuerrechtlichen Ertrags- und Aufwandsgrößen (z.B. für eine Segmentberichterstattung) erweitert werden.

II. Zurechnungsprinzipien für Kosten und Kostenabweichungen


Die Bezugsgrößen, denen Kosten oder Kostenabweichungen zuzurechnen sind, hängen von den jeweilig zu lösenden Managementaufgaben ab. Zu den wichtigsten Bezugsgrößen zählen z.B. die Beschäftigung einer Produktions- oder Kostenstelle, gemessen durch die Outputeinheiten dieser Stellen je Periode, die betrieblichen Prozesstätigkeiten zur Erstellung einer Outputeinheit oder die gesamten Prozesstätigkeiten einer Stelle oder mehrerer aggregierter Stellen, gemessen durch alle erforderlichen Prozessmengeneinheiten je Periode sowie die vorgegebene Periodenzeit, gemessen durch Zeiteinheiten oder über die Zeit kumulierte Beschäftigungen.

1. Produktionsanalytische Zurechnungsprinzipien


Zu den gängigsten Zurechnungsprinzipien für Kosten zählen die produktions- und die kostenanalytischen wie das Verursachungs- mit Identitätsprinzip, Beanspruchungs- mit Einwirkungsprinzip sowie Durchschnitts- mit Anlastungsprinzip (vgl. Börner, D.  1993, Sp. 1284). Während die produktionsanalytischen Zurechnungsprinzipien von spezifischen Produktionsfunktionen mit zugehörigen Wertkomponenten ausgehen, verzichten die kostenanalytischen Zurechnungsprinzipien auf eine getrennte Erfassung dieser Komponenten; sie basieren auf der direkten Verknüpfung von Kosten mit möglichen Bezugsgrößen.
Kosten als mit Ausgaben bewertete sachzielorientierte Güterverbräuche bzw. Inputmengen der betrieblichen Produktionsprozesse setzen sich aus einer Wertkomponente, vielfach die Einstandspreise der Inputgüter (vgl. Kilger, W.  1988, S. 198 f.), und aus einer Mengenkomponente, den der Produktion dienenden Güterverbrauchsmengen, zusammen; ihre Höhe hängt von den Produktionsbedingungen und dem Output der betrachteten Produktionsprozesse ab und lässt sich mithilfe von Produktions- als Input-Outputfunktionen (vgl. z.B. Kloock, J.  1999, S. 294 ff.; Schweitzer, M./Küpper, H.-U.  1997, S. 59 ff.) abbilden. Bei ihrer Kenntnis, wie z.B. ri = fij(xpj), mit ri = Verbrauchs- bzw. Inputmengen der i-ten Güterart, fij = Bedarf an Inputmengen der i-ten Güterart in der j-ten Produktionsstelle für die Erstellung von xpj Outputeinheiten, ergibt sich gemäß der Kostendefinition der Ansatz unmittelbar aus: pbi · ri = pbi · fij(xpj) mit pbi = Einstandspreis der i-ten Güterart. Über diesen Kostenansatz pbi · fij(xpj) werden somit die Kosten dieser Güterart direkt den Outputeinheiten xpj je Periode zugerechnet. Die Anwendung der produktionsanalytischen Kostenzurechnungsprinzipien setzt somit die Kenntnis von fij(xpj) voraus. Solche Funktionen existieren jedoch nicht für alle Kostenarten, wie z.B. für Zins-, Ertragsteuer- sowie Abschreibungskosten, oder lassen sich nur mit einem zu hohen Mess- bzw. Planungsaufwand aufstellen, empirisch testen und/oder anwenden, wie vielfach für die Gemeinkosten z.B. der Materialbereitstellung, der Fertigung usw. Für solche Gemeinkosten und für nicht produktionsanalytisch zugerechnete Kosten kommen dann ggf. die kostenanalytischen Zurechnungsprinzipien in Frage. Deren analoge Anwendung bei anderen Bezugsgrößen (wie z.B. Prozesstätigkeiten, Kostenstellen oder Perioden) ist ohne weiteres möglich.

2. Kostenanalytische Zurechnungsprinzipien


Gemäß dem Verursachungsprinzip können den Outputeinheiten einer Kostenstelle alle Kosten zugerechnet werden, die direkt durch deren Produktion hervorgerufen werden, d.h., Güterverzehr und damit Kosten dürfen nicht entstehen bzw. müssen entfallen, wenn die Outputeinheiten nicht produziert werden. In diesem Sinne ist das Verursachungsprinzip als Finalprinzip zu verstehen (zum Verursachungsprinzip als Kausalprinzip vgl. Börner, D.  1993, Sp. 1283), womit es grds. dem sog. Identitätsprinzip (vgl. Riebel, P.  1994, S. 418) entspricht (vgl. Kilger, W.  1988, S. 17 f.). Das Verursachungsprinzip umfasst somit auch die gemäß den produktionsanalytischen Zurechnungsprinipien zurechenbaren Kosten. Darüber hinaus lassen sich den Outputeinheiten einer Kostenstelle aber auch Kosten zurechnen, bei denen z.B. aus Wirtschaftlichkeitsgründen auf eine produktionsanalytische Ermittlung verzichtet wird. In diesem Fall bestimmen sich die nach dem Verursachungsprinzip in Form des Proportionalitätsprinzips (vgl. Schweitzer, M./Küpper, H.-U.  1998, S. 90) zurechenbaren Kosten der i-ten Güterart für xpj Outputeinheiten der j-ten Kostenstelle aus: kvij · xpj mit kvij = Kosten der i-ten Güterart je Outputeinheit der j-ten Kostenstelle; die Stückkostensätze kvij können mit Hilfe von ist- oder plankostenanalytischen Methoden gewonnen werden (vgl. Kilger, W.  1988, S. 352 ff.). Eine Zurechnung der unabhängig von den Outputeinheiten anfallenden fixen Gemeinkosten und variablen Gemeinkosten im Fall der Kuppelproduktion ist gemäß dem Verursachungsprinzip nicht möglich.
Ein Teil der fixen Gemeinkosten kann mit dem Beanspruchungsprinzip zugerechnet werden. Dieses setzt die Kenntnis von Koeffizienten voraus, die den Bedarf an Einsatzfaktoren je Outputeinheit einer Produktart angeben. Demnach kann bspw. der zeitabhängige Lohn KF eines Mitarbeiters in einer Kostenstelle über die beanspruchten Fertigungsminuten je Outputeinheit wie folgt den Outputeinheiten xpk der k-ten Produktart angelastet werden:
Kostenzurechnung
mit bk = Fertigungsminuten je Outputeinheit der k-ten Produktart als Beanspruchungskoeffizient, KG = Maximalarbeitszeit und KFk = der k-ten Produktart zugerechnete Lohnkosten (vgl. Dierkes, S.  1998, S. 42 ff.; Kloock, J.  1993, S. 193 ff.). Diese Kostenfunktion entspricht formal einer produktionsanalytisch fundierten Kostenfunktion, bildet jedoch materiell einen anderen Zusammenhang ab. Die Produktion einer Outputeinheit verursacht in diesem Fall kurzfristig keinen zusätzlichen Güterverzehr, denn er fällt unabhängig von der Produktion zeitabhängig an. Des Weiteren ergeben sich aus der Differenz der zeitabhängigen Lohnkosten und den Nutzkosten, als die den K Produktarten gemäß dem Beanspruchungsprinzip zurechenbaren Kosten, die Leerkosten KL mit:
Kostenzurechnung
Sofern die Beanspruchungskoeffizienten nicht bekannt sind, kommt ggf. eine Zurechnung von Kosten gemäß dem Einwirkungsprinzip in Betracht. Demnach können Fixkosten einer Produktart zugerechnet werden, wenn der Güterverzehr und damit die Kosten auf die Produktion in dem Sinne einwirken, dass die Outputeinheiten dieser Produktart ohne den Verzehr nicht entstehen können. Folglich ist bspw. der zeitabhängige Lohn eines Mitarbeiters in einer Kostenstelle ohne Kenntnis von bk nur allen Outputeinheiten einer Produktart zurechenbar, wenn er ausschließlich für ihre Produktion anfällt. Eine Zurechnung des zeitabhängigen Lohns je Outputeinheit ist dann nach dem Einwirkungsprinzip nicht möglich. Ebenso ist der zeitabhängige Lohn eines für die Produktion mehrerer Produktarten eingesetzten Mitarbeiters nicht auf die einzelnen Produktarten verrechenbar. In diesem Fall kann der zeitabhängige Lohn wegen unbekannter Beanspruchungskoeffizienten gemäß dem Einwirkungsprinzip höchstens den gesamten Outputeinheiten aller Produktarten zugerechnet werden. Das Verhältnis zwischen den bisherigen kostenanalytischen Zurechnungsprinzipien lässt sich somit wie folgt kennzeichnen: Die einer Bezugsgröße nach dem Einwirkungsprinzip zurechenbaren Kosten schließen die gemäß dem Beanspruchungsprinzip und diese alle gemäß dem Verursachungsprinzip zurechenbaren Kosten ein.
Eine Zurechnung aller Kosten ermöglicht das Durchschnittsprinzip. Hierbei wählt man für die Zurechnung von Kosten zu Bezugsgrößen sog. Verteilungsschlüssel, mit deren Hilfe die Kosten anteilsmäßig verteilt werden. Für das Beispiel der zeitabhängigen Lohnkosten eines Mitarbeiters kann bspw. eine Zurechnung auf die einzelnen Produktarten mit den Verteilungsschlüsseln (1) Anzahl K der Produktarten oder (2) Outputeinheiten xpk der Produktarten wie folgt durchgeführt werden:
Kostenzurechnung
Als weiteres spezifisches Durchschnittsprinzip gibt es das Kostentragfähigkeits- bzw. Anlastungsprinzip. Bei diesem Zurechnungsprinzip dienen erlös- bzw. gewinnabhängige Verteilungsschlüssel zur Verrechnung von Kosten. Für das Beispiel kann das Kostentragfähigkeitsprinzip unter Einbeziehung der Absatzpreise pak der K Produktarten zur Verrechnung der zeitabhängigen Lohnkosten wie folgt angewendet werden (zur Anwendung bei der Kalkulation von Kuppelprodukten vgl. Schweitzer, M./Küpper, H.-U.  1998, S. 183 ff.):
Kostenzurechnung
Insgesamt lassen sich alle Kosten nach dem Durchschnittsprinzip zurechnen; dabei ist zu beachten, dass im Unterschied zu den produktionsanalytischen Zurechnungsprinzipien und zum Verursachungsprinzip ein empirischer Zusammenhang zwischen Kosten und Bezugsgrößen nicht gegeben ist.

3. Zurechnungsprinzipien für die Kostenabweichungen


Die gesamten Kostenabweichungen einer Kostenstelle basieren auf unterschiedlichen Ursachen. Zur Identifizierung dieser Ursachen müssen daher die Gesamtkostenabweichungen in solche Teilabweichungen aufgespalten werden, die eine eindeutige Abweichungsursache erkennen lassen. Mögliche Ursachen resultieren aus den nicht erreichten Sollvorgaben für die einzelnen Bezugsgrößen der Kosten. Insofern sind die Gesamtkostenabweichungen in bezugsgrößenbedingte Kostenteilabweichungen aufzuspalten. Diese Aufspaltung bzw. Zurechnung auf Kostenteilabweichungen, die genau eine Bezugsgrößenabweichung enthalten, ist gemäß der Definition der Kosten, die sich multiplikativ aus mindestens zwei Bezugsgrößen zusammensetzen, nicht vollständig möglich. Die Aufspaltung einer Gesamtkostenabweichung führt somit zu höheren Kostenabweichungen, mindestens zweiter Ordnung, die auf mindestens zwei nicht mehr kostenmäßig trennbaren Bezugsgrößenabweichungen basieren. Die Abweichungen höherer Ordnung haben dazu geführt, dass unterschiedliche Zurechnungsprinzipien, in der Literatur auch Abweichungsanalysemethoden genannt, für die Aufteilung von Gesamtkostenabweichungen auf Kostenteilabweichungen entwickelt worden sind. Zu den gängigsten Zurechnungsprinzipien gehören die kumulativen, symmetrischen, alternativen und differenziert-kumulativen (vgl. Kilger, W.  1988, S. 169 ff.; Kloock, J.  1994, S. 620 ff.; Küpper, H.-U.  1997, S. 183 f.; Schweitzer, M./Küpper, H.-U.  1998, S. 650 ff.). Ihre grundlegenden Unterschiede ergeben sich aus dem spezifischen Ausweis der Abweichungen höherer Ordnung. So werden bei einem Soll-Ist-Kostenkontrollansatz die Abweichungen höherer Ordnung zwischen Soll- und Istkosten gemäß der kumulativen Abweichungsanalysemethode einzelnen Abweichungen erster Ordnung zugerechnet und mit ihnen zu einem Betrag zusammengefasst; bei der symmetrischen Abweichungsanalysemethode werden die Abweichungen höherer Ordnung zu gleichen Anteilen den Abweichungen erster Ordnung zugerechnet und mit diesen in einem Betrag ausgewiesen; für die alternative Abweichungsanalysemethode wird auf jegliche Zurechnung der Abweichungen höherer Ordnung verzichtet, sodass nur die Abweichungen erster Ordnung als Ergebnisse der Zurechnung von Gesamtkostenabweichungen ermittelt werden; gemäß der differenziert-kumulativen Abweichungsanalysemethode werden die Abweichungen höherer Ordnung getrennt von denen erster Ordnung durch einen oder durch mehrere Kostenabweichungsbeträge per Zurechnung erfasst (vgl. z.B. Kloock, J.  1994, S. 625 ff.).

III. Aufgabenorientierter Einsatz der Kostenzurechnungsprinzipien


Der Einsatz der verschiedenen Kostenzurechnungsprinzipien hängt von den jeweiligen Managementaufgaben eines Kosten- und Erlösmanagements ab. So erfordert die Lösung kurzfristiger (operativer, einperiodiger) Planungsaufgaben die Bereitstellung entscheidungsrelevanter, kurzfristig beeinflussbarer Kosten. Solche Kosten lassen sich z.B. für die künftig zu erstellenden Outputeinheiten der Absatzprodukte eines Unternehmens anhand der produktionsanalytischen Zurechnungsprinzipien planen und erfassen. Außerdem können entscheidungsrelevante Kosten über das Verursachungsprinzip abgebildet werden. Diese Kostenansätze führen zu den Einzelkosten als beschäftigungsvariable, entscheidungsrelevante Kosten. Darüber hinaus liegen i.d.R. nicht direkt als Einzelkosten erfassbare Kosten je Outputeinheit, sog. primäre Gemeinkosten vor, die entweder beschäftigungsvariable Bestandteile enthalten oder auch als beschäftigungs(sprung)fixe Kosten Entscheidungsrelevanz besitzen. So werden über die Verrechnung der primären Gemeinkosten bei der Grenzplankostenrechnung diese Kosten mittels des Verursachungsprinzips in ihre beschäftigungsvariablen und -fixen Anteile aufgespalten. Die beschäftigungsfixen Kosten selbst sind mit Hilfe des Verursachungsprinzips weiter in absolut fixe und sprungfixe Kosten aufzuteilen. Insgesamt erweisen sich hiermit auch beschäftigungsvariable und sprungfixe Gemeinkosten als entscheidungsrelevant.
Die absolut beschäftigungsfixen Kosten, wie z.B. zeitabhängige Abschreibungskosten, können als Opportunitätskosten ebenfalls entscheidungsrelevant sein (vgl. Baumol, W.J.  1971, S. 644 ff.; Kloock, J.  1997, S. 94 ff.) oder unter Anwendung des Beanspruchungsprinzips als entscheidungsrelevant betrachtet werden (vgl. Adam, D.  1970, S. 92 ff.; Kloock, J.  1997, S. 96 f.). Weiterhin führt die Einbeziehung risikobehafteter Erfolgsgrößen ggf. zu entscheidungsrelevanten beschäftigungsfixen Kosten (vgl. Ewert, R./Wagenhofer, A.  2000, S. 251 ff.; Maltry, H.  1990, S. 294 ff.; Schneider, D.  1997, S. 423 ff.). Ob für spezifische Bernoulli-Nutzenfunktionen auch sichere beschäftigungsfixe Kosten entscheidungsrelevant sind, wird in der Literatur strittig diskutiert (vgl. Schneider, D.  1997, S. 428 ff.; a.A. Kloock, J.  1997, S. 113 f.; Siegel, T.  1992, S. 715 ff.).
Die Lösung von Kalkulationsaufgaben erfordert zur Ermittlung der Stückkosten einer Produktart ebenfalls eine produktions- und kostenanalytische Zurechnung anhand des Verursachungsprinzips. Außer den entscheidungsrelevanten Stückkosten werden in der Kalkulation auch weitere fixe Kostenanteile je Stück zugerechnet, um möglichst alle kalkulationsrelevanten Kosten eines Absatzproduktes zu erhalten. Aus diesem Grund kommt zunächst auch das Beanspruchungsprinzip zum Einsatz (vgl. Kloock, J.  1993, S. 193 ff.); darüber hinaus ist auch noch das Durchschnittsprinzip heranzuziehen, sollen alle sprungfixen und absolut fixen Overhead-Kosten zugerechnet werden. Sowohl die Wahl von Verteilungsschlüsseln für das Durchschnittsprinzip als auch die undifferenzierte Umsetzung des Durchschnittsprinzips sind jedoch für die Lösung von Kalkulationsaufgaben als problematisch anzusehen. Infolgedessen wird eine solche vollständige Kostenzurechnung nur für spezifische Kalkulationsaufgaben (vgl. Boos, M./Rehkugler, H./Tucha, T.  2000, S. 2389 ff.), allgemein jedoch nicht empfohlen (vgl. Esser, E.  1993, S. 103 ff.; Ewert, R./Wagenhofer, A.  2000, S. 186 ff.; Kilger, W.  1988, S. 609 ff.).
Zur Lösung von Kontrollaufgaben kommen die Zurechnungsprinzipien für Kostenabweichungen in Frage. Kontrollrelevante Kosteninformationen lassen sich durch die kumulativen und symmetrischen Zurechnungsprinzipien kaum gewinnen. Die alternative Zurechnung hat den Nachteil, dass im Fall auftretender Abweichungen höherer Ordnung die Summe der Teilabweichungen (1. Ordnung) nicht der Gesamtabweichung entspricht (vgl. Kilger, W.  1988, S. 172). Dieses Vollständigkeitspostulat wird jedoch von den anderen drei Zurechnungsprinzipien, insbesondere auch von dem differenziert-kumulativen erfüllt. Darüber hinaus hat letzteres gegenüber den kumulativen und symmetrischen Zurechnungsprinzipien folgende Vorteile:

-

es werden die Teilabweichungen erster Ordnung jeweils gesondert als bezugsgrößenspezifische Kostenänderungspotenziale ausgewiesen; sie geben für eine Istbezugsbasis bei Ist- größer als Sollkosten genau die je Bezugsgröße eingetretenen Kostenrisiken und im umgekehrten Falle die erzielten Kosten(einsparungs)chancen wieder; die festgestellten Kostenänderungspotenziale, ggf. für zwei oder mehr Bezugsgrößen berechnet, können anschließend als Prognosebasis für die künftig zu erwartenden Kostenrisiken bzw. Kostenchancen genutzt werden (vgl. Kloock, J./Dierkes, S.  2001; Lengsfeld, S.  1999, S. 23 ff.);

-

auch bei mehrstufigen (einfach zusammenhängenden und komplexen) Kostenstellenbeziehungen werden die jeweils bezugsgrößen- und stellenspezifischen Kostenänderungspotenziale analog zum einstufigen Fall ermittelt, sodass die in der Kostenstellenrechnung verrechneten unwirtschaftlichen Kosten auf ihre eindeutigen kostenarten- und kostenstellenspezifischen Ursachen zurückgeführt werden können (vgl. Kloock, J./Dörner, E.  1988, S. 129 ff.; Lengsfeld, S.  1999, S. 101 ff.).


Diese zur Beherrschung von Kostenrisiken erforderlichen kontrollrelevanten Kosteninformationen werden uneingeschränkt nur durch die differenziert-kumulativen Zurechnungsprinzipien bereitgestellt, wobei für die Kostenplanung und -erfassung grds. alle produktions- und kostenanalytischen Zurechnungsprinzipien in Frage kommen. Die Ermittlung der kurzfristig zu realisierenden Kostenänderungspotenziale erfordert für die Zurechnung der Kosten das Verursachungsprinzip.
Den Kostenzurechnungsprinzipien kommt für die Lenkung bzw. Steuerung von Investment Centern oder Profit Centern eine zunehmende Bedeutung zu. Die Leiter von Investment Centern und Profit Centern werden sich bei ihren Entscheidungen an ihren individuellen Zielen orientieren, die zumeist nicht mit den Zielen der Zentrale übereinstimmen. Hieraus resultiert für die Zentrale das Lenkungsproblem, dass die Leiter der Investment Center und Profit Center möglichst aus der Sicht der Zentrale optimale Entscheidungen treffen. Zur Lösung dieser Lenkungsaufgabe mit Hilfe von Anreizsystemen ist der Einsatz von Kostenzurechnungsprinzipien und damit die Periodisierung von Erfolgszahlungen zur Ermittlung von Residualgewinnen anhand des Lücke-Theorem, s unverzichtbar. So lässt sich bspw. für die Steuerung von Investment Centern zeigen, dass die Zentrale bei Kenntnis der zeitlichen Struktur künftiger Erfolgszahlungen eines Investitionsprojektes einen risikoneutralen Manager mit beliebiger Zeitpräferenz über das sog. relative Beitragsverfahren dazu bringen kann, das aus ihrer Sicht optimale Investitionsvolumen zu realisieren (vgl. Rogerson, W.P.  1997, S. 790 f.). Dabei basiert das relative Beitragsverfahren auf dem Kostentragfähigkeitsprinzip, wobei die Perioden entsprechend ihrem Anteil am Einzahlungsüberschuss mit Abschreibungs- und Zinskosten zu belasten sind. Insgesamt erweist sich die Anwendung von Kostenzurechnungsprinzipien, insbesondere auch vom Durchschnittsprinzip, zur Lösung von Lenkungsaufgaben bei vielen Problemstellungen als geboten (siehe z.B. Dierkes, S./Hanrath, S.  2002; Laux, H.  1998; Pfaff, D.  1998; Reichelstein, S.  1997; Wagenhofer, A./Riegler, C.  1999).
Auch für die Lösung von Publikationsaufgaben ist der Einsatz von Kostenzurechnungsprinzipien unverzichtbar. Analog wie zur Lösung von Kalkulationsaufgaben finden alle Zurechnungsprinzipien grds. Anwendung. Wann welche Zurechnungsprinzipien heranzuziehen sind, hängt von den spezifischen Publikationsaufgaben ab.
Literatur:
Adam, Dietrich : Entscheidungsorientierte Kostenbewertung, Wiesbaden 1970
Baumol, William J. : Opimal depreciation policy: pricing the products of durable assets, in: The Bell Journal of Economics and Management Science, Jg. 2, 1971, S. 638 – 656
Boos, Monica/Rehkugler, Heinz/Tucha, Thomas : Internationale Verrechnungspreise, in: DB, Jg. 53, 2000, S. 2389 – 2393
Börner, Dietrich : Kostenverteilung, in: HWR, hrsg. v. Chmielewicz, Klaus/Schweitzer, Marcell, Stuttgart, 3. A., 1993, Spalte 1280 – 1289
Dierkes, Stefan : Planung und Kontrolle von Prozeßkosten, Wiesbaden 1998
Dierkes, Stefan/Hanrath, Stephanie : Steuerung dezentraler Investitionsentscheidungen auf Basis eines modifizierten Residualgewinns, in: ZfbF, Jg. 54, 2002
Esser, Erwin : Angebotspreisbestimmung für die auftragsorientierte Fertigung, Heidelberg 1993
Ewert, Ralf/Wagenhofer, Alfred : Interne Unternehmensrechnung, Berlin et al., 4. A., 2000
Kilger, Wolfgang : Flexible Plankostenrechnung und Deckungsbeitragsrechnung (10. Aufl., 1993, bearbeitet durch Kurt Vikas), Wiesbaden, 9. A., 1988
Kloock, Josef : Produktion, in: Vahlens Kompendium der Betriebswirtschaftslehre, Bd. I, hrsg. v. Bitz, Michael et al., München, 4. A., 1999, S. 274 – 328
Kloock, Josef : Betriebliches Rechnungswesen, Lohmar et al., 2. A., 1997
Kloock, Josef : Neuere Entwicklungen des Kostenkontrollmanagements, in: Neuere Entwicklungen im Kostenmanagement, hrsg. v. Dellmann, Klaus/Franz, Klaus Peter, Berlin et al. 1994, S. 607 – 644
Kloock, Josef : Betriebliche Kostenpolitik aus planungsmäßiger und kalkulatorischer Sicht, in: Betriebswirtschaftslehre, Unternehmenspolitik und Unternehmensbesteuerung, Festschrift für Gerhard Mann, hrsg. v. Federmann, Rudolf, Berlin 1993, S. 181 – 200
Kloock, Josef/Dierkes, Stefan : Erlöskontrollmanagement, in: Jahrbuch für Controlling und Rechnungswesen, hrsg. v. Seicht, Gerhard, Wien 2001, S. 201 – 224
Kloock, Josef/Dörner, Erich : Kostenkontrolle bei mehrstufigen Produktionsprozessen, in: OR Spektrum, Jg. 10, 1988, S. 129 – 143
Küpper, Hans-Ulrich : Controlling, Stuttgart, 2. A., 1997
Laux, Helmut : Unternehmensrechnung, Anreiz und Kontrolle, Berlin et al., 2. A., 1999
Lengsfeld, Stephan : Kostenkontrolle und Kostenänderungspotentiale, Wiesbaden 1999
Maltry, Helmut : Überlegungen zur Entscheidungsrelevanz von Fixkosten im Rahmen operativer Planungsrechnungen, in: BFuP, Jg. 42, 1990, S. 294 – 311
Pfaff, Dieter : Wertorientierte Unternehmenssteuerung, Investitionsentscheidungen und Anreizprobleme, in: BFuP, Jg. 50, 1998, S. 491 – 516
Reichelstein, Stefan : Investment Decisions and Managerial Performance Evaluation, in: Review of Accounting Studies, Jg. 2, 1997, S. 157 – 180
Riebel, Paul : Einzelkosten- und Deckungsbeitragsrechnung, Wiesbaden, 7. A., 1994
Rogerson, William P. : Intertemporal Cost Allocation und Managerial Investment Incentives: A Theory Explaining the Use of Economic Value Added as a Performance Measurement, in: Journal of Political Economy, Jg. 105, 1997, S. 770 – 795
Schneider, Dieter : Betriebswirtschaftslehre, Bd. II: Rechnungswesen, München et al., 2. A., 1997
Schweitzer, Marcell/Küpper, Hans-Ulrich : Systeme der Kosten- und Erlösrechnung, München, 7. A., 1998
Schweitzer, Marcell/Küpper, Hans-Ulrich : Produktions- und Kostentheorie, Wiesbaden, 2. A., 1997
Siegel, Theodor : Zur Diskussion um die Entscheidungsrelevanz sicherer Fixkosten bei Unsicherheit, in: DBW, Jg. 52, 1992, S. 715 – 721
Wagenhofer, Alfred/Riegler, Christian : Gewinnabhängige Managemententlohung und Investitionsanreize, in: BFuP, Jg. 51, 1999, S. 70 – 90

 

 


 

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