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Target Costing


Inhaltsübersicht
I. Grundverständnis
II. Zu den rechnerischen Elementen des Target Costing

I. Grundverständnis


Target Costing ist ein Preis, Kosten, Zeit und Qualität integrierendes Steuerungskonzept zur Gestaltung von Kundenlösungen und Kosten aus dem Geschäftsprozess der Produkt- und Dienstleistungsentstehung heraus (vgl. Seidenschwarz, W. & Comp 2005a).
Zu Beginn der 1970er-Jahre in der japanischen Automobilindustrie (vgl. die umfassenden Darstellungen im Sammelwerk Monden, Y./Sakurai, M.  1989) mit ihrer stark westliche Modelle imitierenden, aber preis- und kostenaggressiv unterbietenden Mentalität entstanden, hat sich die Methodik in der Zwischenzeit in unterschiedlichen Varianten europäisiert und amerikanisiert. Allen Ansätzen liegen jedoch die japanischen Ursprungsquellen zugrunde (vgl. Cooper, R./Slagmulder, R.  1997; Seidenschwarz, W.  1991, S. 6 ff., S. 198 ff.). Im Ursprung für Serien- und Massenprodukte konzipiert (siehe Abbildung 1, den Kostenmanagementprozess bei Nippon-Denso, einem der Pionierunternehmen des Target Costing als Hauptzulieferer von Toyota), haben sich die Anwendungsgebiete heute auch auf das Systemgeschäft, das Dienstleistungsgeschäft und das Anlagengeschäft schrittweise ausgeweitet. Es ist aber festzustellen, dass nachgenannte Geschäftsarten in ihrem Reifegrad des Konzepts und in dem Durchdringungsgrad der jeweiligen Branchen noch Chancen zum Erweitern und Vertiefen besitzen.
Target Costing
Abb. 1: Kostenmanagement bei Nippon-Denso
Im deutschsprachigen Sprachraum liegt dem Konzept des Target Costing (vgl. Seidenschwarz, W.  1997) heute üblicherweise ein Grundverständnis zugrunde, das streng marktorientiert, durchgängig über die geschäfts- und unternehmensspezifisch zu bestimmenden Elemente der Wertkette, interdisziplinär integrierend und mit einer Betonung der Aktivitäten im Produktentstehungsprozess auf die frühen Phasen ausgestattet ist.

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Marktorientierung: Wurden bis in die 1980er-Jahre in Deutschland Produktentwicklungen primär nach der Frage „ Was wird uns ein Produkt kosten? “ und „ Wie können wir die aus der Produktbereitstellung anfallenden Kosten cost-plus an die Kunden weiter geben? “ (unternehmensgetriebener Ansatz) gestaltet, hat das Target Costing diesen Blickwinkel grundlegend verändert: Es fragt vor dem Beginn der Produktentstehung „ Was darf uns ein Produkt respektive eine Kundenlösung kosten? “ und vertieft diese Fragestellung, ausgehend von der Gesamtproduktebene und in die frühen Phasen der Produktentstehung hinein, mit dem Fragenblock „ Was dürfen uns einzelne Merkmale, Funktionen, Komponenten und Prozesse eines Produktes respektive einer Kundenlösung kosten? “ (marktorientierter Ansatz). Entsprechend ist das Gestaltungsobjekt des Target Costing nicht allein das physische Produkt, sondern auch die industrielle Dienstleistung respektive die Dienstleistung (im Falle reiner Dienstleistungen) an sich. Die Beschreibung der Anforderungen wiederum bezieht sich infolge nicht allein auf die technischen Gestaltungsparameter, sondern im Ausgangspunkt der Produktentstehung bereits auf die Sprache und die Erwartungen der Kunden ( „ nur die Wahrheit des Kunden zählt “ ).

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Betonung der Gestaltungsaktivitäten auf die frühen Phasen: Entsprechend der Erkenntnisse der 80/20-Regel ( „ 80 % der später tatsächlich anfallenden Kosten werden bereits in den ersten 20 % des Produkt- und Prozessentstehungsprozesses determiniert “ ) setzt das Target Costing seine Schwerpunkte auf die frühen Phasen der Produkt- und Prozessentstehung.

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Integration der interdisziplinären Vertreter in den Produktentstehungsprozess: Mit Beginn des ersten Gedankens zur Realisierung einer Produktidee (üblicherweise mit dem Marktvorbau) ist ein Team (integriertes Marktteam, das sich von Simultaneous Engineering-Teams im Wesentlichen davon unterscheidet, dass die Teamkonstituierung bereits mit dem Start des Marktvorbaus erfolgt) zu benennen, das in interdisziplinärer Arbeit dann auch die Kundenlösung entwickelt und bis zur Markteinführung begleitet. Aus den geschäftsspezifischen Gegebenheiten heraus, welche Prozess- oder Funktionsbereiche in einem Unternehmen zur Realisierung der Kundenlösung beitragen, ist dieses Team in seiner Zusammensetzung zu benennen.

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Durchgängigkeit: In den Phasen von der Produktidee bis zur Markteinführung zielt das Target Costing darauf ab, Struktur- und Verantwortungsbrüche über diesen Zeitraum hinweg zu vermeiden, um einen hohen Selbstverpflichtungsgrad aller Beteiligten über den gesamten Prozess hinweg aufrecht erhalten zu können.


Im Sinne dieses Grundverständnisses ist das Target Costing als eine Managementtechnik zu interpretieren, die sich nicht nur auf die Toolunterstützung konzentriert, sondern gleichrangig eine Gestaltung/Anpassung der aufbau- und ablauforganisatorischen Komponente (inklusive der unternehmensübergreifenden Gestaltung der Wertkette zur Realisierung der Kundenlösung) sowie der Anreizsysteme erfordert.
Target Costing
Abb. 2: Grundverständnis des Target Costing
Abbildung 3 gibt einen Überblick über den Gesamtprozess des Target Costing, der im Weiteren nicht vertieft, aber zur Einrahmung der weiteren Erläuterungen zum rechnerischen Teil des Target Costing dienen soll. Ein Target Costing-Prozess im beschriebenen Sinne erfolgt üblicherweise nicht für jede Produktentwicklung, sondern für die „ goldenen “ Produkte, also die Kernprodukte und Fundamentalvarianten zukünftiger Hauptumsatzträger.
Target Costing
Abb. 3: Prozess des Target Costing

II. Zu den rechnerischen Elementen des Target Costing


Die rechnerischen Elemente des Target Costing stecken im Instrumentenkasten hinter den einzelnen Werkzeugen respektive Toolsets (vgl. zu den Tools im Einzelnen Seidenschwarz, W.  1997), wie sie nachfolgend in Abbildung 4 aus der Übersicht ersichtlich sind. An jedem einzelnen Modul werden dabei die rechnerischen Elemente kurz beschrieben.
Target Costing
Abb. 4: Das Toolset des Target Costing

1. Marktvorbau


Der Marktvorbau im Target Costing steht für das gezielte Eingrenzen, Sammeln, Analysieren und Aufbereiten von Marktdaten und -erfahrungen im Ausgangspunkt einer Produktentstehung. Er stellt die Instrumente der Marktforschung in den für das Target Costing spezifischen Dienst der Zielbestimmung und -absicherung für Produkt- und Prozessentwicklungen. Logischer Ausgangspunkt des Marktvorbaus ist die Zielmarktdefinition.
Der Marktvorbau dient u.a. dazu, den Input für die Preiskomponente in der retrograden Kalkulation und für die Gewichtung der Kundenanforderungen in der Produktzielspaltung I bereit zu stellen.
Für den Preisinput in Bezug auf die retrograde Kalkulation ist das strategische Pricing relevant (vgl. Seidenschwarz, W./Horváth, P.  2000, S. 375 ff.). Dies charakterisiert sich im Wesentlichen durch folgende Punkte:

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Es fundiert auf einem in sich schlüssigen, langfristig orientierten Zielsystem. Dieses zeichnet sich aus Marketingsicht primär durch die Formulierung entsprechender Imagepositionen, Zufriedenheitsniveaus oder Kundenwertpotenziale sowie den proaktiven Einbezug von Kosten-, Wettbewerbs- und Lebenszyklusdynamik aus.

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Es fokussiert sich auf bestimmte Preissegmente des Marktes.

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Es integriert im Sinne der Ganzheitlichkeit die verschiedenen Preiskonzepte zu einem kreativen und profilierenden Preiskonzept.

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Es sorgt für einen preisstrategischen Fit, indem es gleichwertig die Marktgegebenheiten und -entwicklungen mit den vorhandenen respektive aufbaubaren preispolitischen Fähigkeiten und Stärken des Unternehmens abgleicht.

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Es ist auf die praktische Umsetzbarkeit hinsichtlich der Zielregionen, -vertriebskanäle und -kunden bedacht.


Im Target Costing werden die Aspekte des Ausschöpfens vorhandener preispolitischer Spielräume oftmals relativ geringer als das Ausschöpfen von Kostensenkungspotenzialen ausgenutzt. Zudem sind koordinierte Preisfindungsprozesse mit ihrem ebenfalls interdisziplinären Charakter keine Selbstverständlichkeit in der Unternehmenspraxis. Dies beginnt nicht selten bei der fehlenden Transparenz tatsächlich erzielbarer Preise aus den Erfahrungen der Vergangenheit und Gegenwart heraus.

2. Kundenbegeisterungsmodell


Das Kundenbegeisterungsmodell (vgl. Kano, N.  1993, S. 12 ff.; Bailom, F./Hinterhuber, H.H./Matzler, K./Sauerwein,  1996, S. 177 ff.) unterstützt den Target Costing-Prozess bei der ersten robusten Überlegung zu sowie der Integration von Marktbearbeitungs- und Kostenmanagementstrategien. Es erlaubt eine Kategorisierung von potenziellen Kundenanforderungen in Basis-, Leistungs- sowie Begeisterungsanforderungen und verbindet die angesprochenen Strategien mit der übergeordneten Einbindung in Produkt-, Markt-, Ressourcen- und FuE-Portfolios. Vor allem hinsichtlich der Leistungs- und Basisanforderungen ist in diesem frühen Stadium eine unterstützende Funktion durch das Instrument des Benchmarking (v.a. im Sinne des Product Reverse Engineering aus Produktsicht und im Sinne des Prozessbenchmarking aus Sicht der Kernprozesse) zu sehen.

3. Retrograde Kalkulation


Die retrograde Kalkulation (vgl. Seidenschwarz, W.  1995, S. 109 ff.) ist – neben der Produktzielspaltung – eines der rechnerischen Kernstücke des Target Costing. Sie berücksichtigt den Produktlebenszyklus eines Produktes und entspricht damit einer Mehrperiodenrechnung, die in der Unternehmenspraxis aus pragmatischen Gründen in der Regel auf einen Zeitraum von maximal drei bis fünf Jahren bezogen ist.
Die Struktur einer retrograden Kalkulation wird aus Abbildung 5 ersichtlich.
Target Costing
Abb. 5: Struktur der retrograden Kalkulation
Zentrale Erläuterungsstränge sind:

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Das prognostizierte Umsatzvolumen errechnet sich über den Produktlebenszyklus vorrangig aus den strategischen Preisen mal dem erzielbaren Stückvolumen in den jeweiligen Regionen über die jeweiligen Vertriebskanäle an die jeweiligen Kundengruppen. Der produktanteilige Zielgewinn errechnet sich üblicherweise aus den (mit Kapitalmarktbezug) abgeleiteten Vorgaben aus übergeordneten Unternehmenswertvorgaben und mit entsprechendem Portfoliobezug (vgl. Seidenschwarz, W. & Comp 2005b).

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Bei den vom Markt erlaubten Kosten handelt es sich um direkt vom Markt abgeleitete Zielkosten. Sie sind definiert als die aufgrund von Kundenanforderungen und Wettbewerberbedingungen (primär abgeleitet aus dem Marktvorbau und der Kundenbegeisterungsstrategie) maximal zulässigen Kosten, ohne Berücksichtigung der eigenen Verfahrens- und Technologiestandards im Unternehmen.

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Die vom Markt erlaubten Kosten werden in einem Parallelkalkül den so genannten geschätzten Kosten gegenübergestellt, woraus sich die Kostenlücke aus Gesamtproduktsicht ergibt. Die geschätzten Kosten wiederum sind die auf Basis vorhandener Technologie- und Verfahrensstandards erzielbaren Kosten.

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Aus der Struktur der retrograden Kalkulation wird ersichtlich, welcher Anteil an den Gesamtkosten direkt vom integrierten Marktteam beeinflusst und verantwortet werden kann oder umgekehrt, welcher Kostenanteil aus der Entwicklung heraus nicht direkt beeinflusst werden kann. Im günstigsten Fall (bspw. eines Automobilzulieferers) lässt sich dieser Anteil direkt beeinflussbarer Kosten auf bis zu 90 % benennen, in ungünstigeren Fällen (bspw. einem Dienstleistungsunternehmen) auf 30 bis 35 %. Ein Faustregelziel ist es, 80 % der vom Markt erlaubten Kosten respektive der geschätzten Kosten beeinflussbar zu haben.

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Die Struktur der retrograden Kalkulation in diesem Sinne bedeutet nicht, dass nur das integrierte Marktteam der Aufgabe der Kostenbeeinflussung ausgesetzt ist, sondern weist – ganz im Gegenteil – die Verantwortlichkeiten für entsprechende Kostenblöcke den jeweiligen Managementebenen explizit zu. Nach oben hin nimmt logischerweise die Multiproduktsicht zur Kostenbeeinflussung zu.

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Die produktnahen Prozesskosten, die nicht alleine durch das integrierte Marktteam beeinflusst werden können, bedürfen der unmittelbaren Unterstützung von Prozesskosteninformationen und den dazu gehörigen Instrumenten zur Kostenbeeinflussung.

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Die retrograde Kalkulation ist aus mehreren Gründen keine einfache statische Rechnung: Erwartete Preisbewegungen und geplante Kostenreduktionen über die betrachteten Perioden hinweg sind Bestandteil der Rechnung (hinterlegt mit konkreten und eingeleiteten Maßnahmen zur Zielerreichung). Darüber hinaus besitzt die Rechnung einen iterativen Charakter, da sie über den Entwicklungsprozess hinweg mitgeführt wird, auch zur Dokumentation des Schließens der Zielkostenlücke.


4. Produktzielspaltung


Mithilfe der Produktzielspaltung erfolgt das Herunterbrechen der Zielkosten auf Produktmerkmale, Produktfunktionen, Produkthauptkomponenten und Hauptprozessgruppen. Mit der Produktzielspaltung I erfolgt dabei der Weg von den Marktanforderungen auf die Produktfunktionen, mit der Produktzielspaltung II von den Produktfunktionen auf Produkthauptkomponenten und Hauptprozessgrupppen.
Mithilfe der Produktzielspaltung wird neben dem Herunterbrechen auf entsprechende Zielkostenvorgaben für Komponenten und Prozesse vor allem Transparenz über Produktfunktionen und dazu gehörige technische Zielwerte, also die elementaren Kostentreiber aus Produktsicht, geschaffen und damit die Basis für die produktstrukturelle Optimierung aus Produktwert- und Produktkostensicht gelegt, die später zu integren Produkten führt. „ Beabsichtigtes “ Overengineering wird vor Realisierung ersichtlich und damit vermeidbar. Die Struktur der Produktzielspaltung wird aus Abbildung 6 ersichtlich.
Target Costing
Abb. 6: Struktur der Produktzielspaltung
Der Weg über die Produktfunktionen – man könnte theoretisch ja auch versuchen, von den Produktmerkmalen direkt auf die Hauptkomponenten zu spalten – eröffnet den Anwendern des Target Costing durch das Abgehen von der phänomenologischen Lösung und das Suchen auf Basis der neutralen Funktionssicht einen erweiterten Horizont bei der Suche nach alternativen Lösungsmöglichkeiten zur Realisierung der jeweiligen Funktion.
Zum Einsatz im Rahmen der Produktzielspaltung kommen neben einem modifizierten Quality Function Deployment-Prozess üblicherweise das Product Reverse Engineering, also die produktbezogene Variante des Benchmarking, die strategische Produktzielspaltung mit ihrer robusten Ableitung von Zielen für die übernächste Entwicklungsgeneration, Vergleiche mit Vorgängerprodukten oder ähnlichen Produkten. Je nach Anwendungsart des Target Costing ist ein entsprechender Mix von Methoden auszuwählen, um neben der zuerst genannten Methode so genannte Zielkostenvergleichsbasen zum Plausibilisieren zu besitzen, die üblicherweise bei der Erstanwendung des Target Costing eine Bedeutung zum „ Kalibrieren “ des Produktzielspaltungsprozesses haben.

5. Alternativengenerierung und -bewertung


Zwischen Produktzielspaltung I und II erfolgt das Generieren möglicher Lösungsalternativen zum Erreichen der für eine erfolgreiche Marktbearbeitung notwendigen Kundenlösung und die entsprechende Auswahl des vielversprechendsten Konzepts. Dazu werden Alternativen entwickelt und dann mit entsprechenden Gemeinkostenkalkülen angereichert, die die Auswirkungen des Konzepts nicht nur auf die direkt beeinflussbaren Kosten zeigen sollen, sondern auch deren Wirkungen in die Gemeinkostenbereiche hinein. Diese Gemeinkostenkalküle können sowohl detaillierte Einrechnungen von Prozesskostenkalkülen auf der Basis von ermittelten Prozesskosten als auch robuste Gemeinkostenchecklisten (vgl. Seidenschwarz, W.  1997, S. 91 ff.), die eher qualitativer Natur sind und entsprechend robust bewertet werden, sein. Zur vorauseilenden Ideengenerierung kommen vor allem Kreativitätstechniken zum Einsatz, bei der Transparentmachung der Alternativen so genannte integrierte Produktbäume.

6. Zielcontrolling


Mit der Festlegung auf ein Konzept zur Kundenlösung sind üblicherweise die oben angesprochenen ersten 20% der Produktentstehung abgeschlossen. Danach verbleibt aber üblicherweise ein sehr anspruchsvoller „ Spießrutenlauf “ durch die weiteren Phasen der Produktentstehung, der das ausgewählte Konzept über die „ Ziellinie “ der Markteinführung bringen soll. Drei der wichtigsten Varianten sollen dabei kurz genannt werden:

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Produktseitig: Das Zielkostenkontrolldiagramm sorgt dafür, dass ersichtlich wird, ob bei einzelnen Funktionshauptgruppen (noch) Produktwertsteigerungsbedarf oder Kostenreduktionsbedarf besteht, um in die Zielkostenzone zu kommen, die entsprechend ein integres Produkt ausweist.

Target Costing

Abb. 7: Zielkostenkontrolldiagramm

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Prozessseitig: Das Prozesscontrolling sorgt über eine entsprechende Bewertung der im Rahmen der Produktentstehung ablaufenden Target Costing-Prozesse für ein Hinterfragen, ob die Muss-Komponenten im Produktentstehungsprozess entsprechend verankert sind. In diesem Fall gilt die begleitende Maxime „ wenn der Weg der richtige ist, dann erfolgt auch die Zielausrichtung im gewünschten Sinne “ . Zu einem solchen Prozesscontrolling zählen u.a. so genannte Change Requests, die Änderungswünsche, die nach Konzeptfreeze in den Produktentstehungsprozess eingebracht werden, soweit wie möglich vermeiden sollen und nur noch im absolut unvermeidbaren Fall Änderungen zulassen. Änderungen werden – je näher man dem Fertigungsstart kommt – zunehmend teurer. Durch die Tatsache, dass im Target Costing der Aktionsschwerpunkt vor allem in den frühen Phasen liegt, sollten in der Produktentstehung allerdings bereits aus dieser Tatsache heraus weitaus weniger Änderungen anfallen, als dies im traditionellen Prozess der Fall ist.

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Geschäftsseitig: Mit Projekt-Balanced Scorecards werden die umfassenden Wirkungen – vor allem bei Großprojekten – aus Sicht der finanziellen, der Markt-, der Performance- und der infrastrukturellen Perspektive im Sinne eines mehrdimensionalen Controlling begleitet.


7. Zielerreichung


Im Rahmen der Zielkostenerreichung, die sich – wie das nachfolgend beschriebene Kostenforechecking – über alle Phasen des Target Costing-Prozesses zieht, gibt es sowohl im Rahmen vorhandener Strukturen optimierende als auch strukturverändernde Maßnahmen, die sich sowohl auf das Produkt, die Prozesse im Unternehmen oder auch auf unternehmensübergreifende Aspekte beziehen können. Die wichtigsten Maßnahmenkomplexe zur Zielkostenerreichung sind – neben der Optimierung von Produktfunktionen und technischen Zielwerten sowie des Vermeidens von Overengineering beim Produktaufbau – Maßnahmen des präventiven Qualitätsmanagements, des kostengünstigen Konstruierens, des Zulieferer Cost Engineering, der Wertgestaltung, der Prozessoptimierung und des Prozessreengineering.
Neben der Zielkostenerreichung von gleicher Bedeutung im Produktentstehungsprozess sind die Maßnahmen zur Preiszielerreichung speziell respektive des Marketing-Mixes generell sowie die Maßnahmen zur Zeitziel- und Qualitätszielerreichung.

8. Kostenforechecking


Ziel des Kostenforechecking im Target Costing-Prozess ist es, die jeweiligen Maßnahmen in den jeweiligen Phasen des Prozesses im kurzen Regelkreis auf ihre Zielkostenadäquanz zu überprüfen und im Falle des Nichterreichens sofortige nachbessernde oder ersetzende Maßnahmen einzuklagen.
Literatur:
Bailom, Franz/Hinterhuber, Hans/Matzler, Kurt : Das Kano-Modell der Kundenzufriedenheit, in: Marketing – Zeitschrift für Forschung und Praxis, Jg. 2, H. 2/1996, S. 117 – 126
Cooper, Robin/Slagmulder, Regine : Target Costing and Value Engineering, Portland, Oregon 1997
Kano, N. : A perspective on quality activities in American firms, in: California Management Review, H. 1/1993, S. 12 – 31
Monden, Yasuhiro/Sakurai, Michiharu : Japanese Management Accounting. A World Class Approach to Profit Management., Cambridge, Norwalk 1989
Seidenschwarz, Werner : Nie wieder zu teuer!, Stuttgart 1997
Seidenschwarz, Werner : Target Costing und die Rolle des Controlling darin, in: Controllingprozesse optimieren, hrsg. v. Horváth, Péter, Stuttgart 1995, S. 107 – 131
Seidenschwarz, Werner : Target Costing – Marktorientiertes Zielkostenmanagement, München 1993
Seidenschwarz, Werner : Target Costing – ein japanischer Ansatz für das Kostenmanagement, in: Controlling, Jg. 3, H. 4/1991, S. 198 – 203
Seidenschwarz, Werner/Horváth, Péter : Produktgestaltung im Spannungsfeld zwischen Zielpreisen und Zielkosten, in: Kundenorientierte Produktgestaltung, hrsg. v. Herrmann, Andreas/Hertel, Günter/Virt, Wilfried, München 2000, S. 371 – 388
Seidenschwarz & Comp. GmbH, : Marktorientierte Entwicklung von Produkten und Dienstleistungen from idea to value®, value paper Nr. 4 der Seidenschwarz & Comp. GmbH, Starnberg 2005a
Seidenschwarz & Comp. GmbH, : Strategisches Management from idea to value®, value paper Nr. 3 der Seidenschwarz & Comp. GmbH, Starnberg 2005b

 

 


 

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