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Produktivität


Inhaltsübersicht
I. Einleitung
II. Produktivität, partielle Produktivität und Produktionskoeffizient
III. Betriebswirtschaftliche Zielgrößen und Produktivität
IV. Produktivitätsmessung
V. Produktivitätsformen
VI. Effizienz- und Produktivitätsanalyse

I. Einleitung


Die Forderung nach Produktivitätssteigerungen in Betrieben wird vielfach erhoben, mit dem Ziel eine Verbesserung der aktuellen Wettbewerbsposition zu erreichen. Im betriebswirtschaftlichen Schrifttum wird die Produktivität im Rahmen der Formalziele – die Frage nach dem optimalen Einsatz der Produktionsfaktoren – beschrieben (vgl. Thommen, J.-P./Achleitner, A.-K.  1998, S. 107). Aber auch im Zusammenhang mit dem Aufstellen von Kostenfunktionen im Rahmen der Produktions- und Kostentheorie ist die Produktivität oder der Produktionskoeffizient erforderlich (siehe Adam, D.  1997, S. 284). Insbesondere kommt aus gesamtwirtschaftlicher Betrachtung der Arbeitsproduktivität eine große Bedeutung zu, da diese als wichtige Kennziffer für die Effizienz einer Wirtschaft, sowohl als Produktionsergebnis je Erwerbstätigen (Pro-Kopf-Produktivität) als auch je Erwerbstätigenstunde (Stundenproduktivität) gemessen werden kann.
Die Kennzahl der Produktivität dient vielen Unternehmen als wichtiges Steuerungsinstrument für die Beurteilung der eigenen Entwicklung und zur Bestimmung der aktuellen Wettbewerbsposition. Auch die Veränderung der Produktivität im Zeitablauf wird als Indikator für Branchenentwicklungen gerne herangezogen. Insbesondere bei der Beurteilung von technologischen Innovationen und Prozessinnovationen wird die dadurch induzierte Verbesserung der Produktivität als Kenngröße verwendet. Somit soll die Ermittlung von Produktivitätskennzahlen u.a. helfen Ineffizienzen, die durch unzureichend abgestimmte Allokationen der Produktionsfaktoren entstehen, im betrieblichen Ablauf zu beseitigen oder technische Ineffizienzen offen zu legen.
Produktivitätsvergleiche werden auf vielen betrieblichen und zwischenbetrieblichen Managementebenen sowie innerhalb bestimmter Branchen in nahezu allen Sektoren der Wirtschaft durchgeführt, um einzelne Mitarbeiter, Arbeitsgruppen, Organisationen, Profit Center und konkurrierende Unternehmen einzustufen bzw. zu bewerten. Im Besonderen werden Produktivitätsentwicklungen in wichtigen industriellen Branchen (z.B. Automobilindustrie) in Ergänzung zu finanzwirtschaftlichen Kennzahlen als Erfolgsindikatoren herangezogen (Kaplan, R.S./Norton, D.P.  1997, S. 36 f.).

II. Produktivität, partielle Produktivität und Produktionskoeffizient


Als Produktivität wird das Verhältnis zwischen einem bestimmten mengenmäßigen Ergebnis und den dafür notwendigen Einsatzmengen eines Produktionsfaktors bezeichnet. Abhängig von der Art des eingesetzten Produktionsfaktors kennen wir unterschiedliche Produktivitätsbezeichnungen. Die Produktivität dient als Messzahl für die Effizienz eines Leistungserstellungsprozesses. Sie beschreibt allgemein das Verhältnis zwischen mengenmäßigem Ausstoß und dem zur Produktion dieses Outputs notwendigen Einsatz von Produktionsfaktoren.
Y ? Ausbringungsmenge der Produktionsfaktoren
xi ? Faktoreinsatz des Faktors i
Produktivität
Die eingesetzten Produktionsfaktoren und die beobachteten Ergebnisse sind i.d.R. inhomogen. D.h., zur Messung der Produktivität müssen entsprechende Aggregate entworfen werden. Zudem haben die eingesetzten Faktoren häufig unterschiedliche Dimensionen und können daher nicht durch Addition aggregiert werden. Aus diesem Grund findet man im Regelfall Produktivitätskennzahlen für einzelne betriebliche Teilbereiche. Ein anderer Weg besteht darin, die eingesetzten Faktoren mit Faktorpreisen zu bewerten, um so zu einer aussagefähigen Wert-Wert-Relation zu gelangen. Dies führt zu Wirtschaftlichkeitskennzahlen (vgl. Hahn, D./Lassmann, G.  1999, S. 18).
Eine Gesamtproduktivität p eines Leistungserstellungsprozesses lässt sich somit wegen der unterschiedlichen Qualität und Dimension der eingesetzten Produktionsverfahren nicht bestimmen (siehe dazu Adam, D.  1997, S. 285). Aus diesem Grund werden zur Überwindung dieses Problems partielle Produktivitätskennziffern oder Faktorproduktivitäten bspsw. für die Produktionsfaktoren Arbeit und Kapital ermittelt.
Produktivität
Möchte man aus den partiellen Produktivitätskennzahlen auf die Gesamtproduktivität schließen, muss man zunächst die Einsatzrelationen der Produktionsfaktoren feststellen können. Bei Vorliegen einer konstanten, unveränderlichen Relation kann aus Teilproduktivitäten direkt auf die Gesamtproduktivität geschlossen werden. Treten jedoch Substitutionseffekte auf, ist dieser Schluss nicht mehr zulässig (siehe Adam, D.  1997, S. 285).
Der Produktionskoeffizient (reziproke Wert der Faktorproduktivitäten) gibt an, wie viele Mengeneinheiten des Faktors i zur Erstellung einer Einheit der Ausbringung erforderlich sind.
Produktivität
Bei der Analyse der Leistungsfähigkeit von betrieblichen Systemen (z.B. Produktionssystemen) möchte man feststellen, um wie viel sich der Output eines Systems erhöht, wenn ein vorgegebener Inputfaktor i um eine Einheit erhöht wird. Mithilfe des Produktionskoeffizienten lässt sich dieses einfach bestimmen, wenn wir annehmen, dass dieser konstant ist. Im Regelfall wird die reale Produktionsfunktion (Dyckhoff, H./Allen, K.  1999, S. 415 verwenden dazu den Begriff „ Technik “ ) nicht hinreichend genau bekannt sein und die Produktionskoeffizienten werden sich bei Annäherung an die Leistungsgrenze von Systemen verändern (fallende Grenzproduktivität).
In Abb. 1 sind die Produktivitätsbeziehungen in Anlehnung an Adam (Adam, D.  1997, S. 286) dargestellt.
Produktivität
Abb. 1: Produktivitätsbeziehungen

III. Betriebswirtschaftliche Zielgrößen und Produktivität


Neben den ergebniswirksamen Zielen wie Wirtschaftlichkeit und Rentabilität stellt die Produktivität eine weitere Zielgröße dar, die im Besonderen die Effizienz der eingesetzten Faktormengen misst. Weber stellt die Zielbeziehungen der Produktivität zu den beiden anderen genannten Größen dar und beurteilt dabei die Rolle der Produktivität kritisch (Weber, H.K.  1999, S. 84 ff. und Weber, H.K.  1983, S. 42 ff.). Im Speziellen schreibt er: „ Zwischen dem Begriff der Produktivität und demjenigen der Wirtschaftlichkeit einen Unterschied machen zu wollen, erscheint nicht lohnend “ (Weber, H.K.  1983, S. 43). Hingegen führen Kaplan/Norton die Kostensenkungs- und Produktivitätsverbesserung neben Ertragswachstum und -mix und Nutzung von Vermögenswerten als wichtiges strategisches Thema der finanzwirtschaftlichen Perspektive an (Kaplan, R.S./Norton, D.P.  1997, S. 49 f.).
Wie bereits erwähnt, beschreibt die Produktivität das mengenmäßige Verhältnis zwischen Output und Inputfaktoren, während die Wirtschaftlichkeit, den wertmäßigen Quotienten aus Ertrag zu Aufwand bildet. Das Wirtschaftlichkeitsprinzip (vgl. Hahn, D./Lassmann, G. , 1999, S. 17) fordert zu einem gegebenen bewerteten Input einen maximalen bewerteten Output oder zu einem gegeben bewerteten Output den minimalen bewerteten Input ein. Die Rentabilität ist das Verhältnis von Gewinn zu eingesetzten Produktionsfaktoren wie z.B. die Kapitalrentabilität (vgl. hierzu Thommen, J.-P./Achleitner, A.-K.  1998, S. 108).
Eine (weitere) Schwäche an der Produktivitätskennzahl liegt darin, dass eine Steigerung der Produktivität nicht unmittelbar Auswirkungen auf den wirtschaftlichen Erfolg haben muss und umgekehrt. Andererseits werden gerade Produktivitätskennzahlen in der betrieblichen Praxis vorrangig für die Durchführung von Rationalisierungsmaßnahmen herangezogen (siehe, z.B. Hahn, D./Lassmann, G.  1999, S. 18; Kaplan, R.S./Norton, D.P.  1997, S. 54 ff.). In diesem Zusammenhang sind die vielfach diskutierten Vorschläge und Programme, die sich ausschließlich mit Produktivitätsanalyse befassen, kritisch zu beurteilen.
Die besondere Rolle der Zielgröße Produktivität besteht nun darin, nicht monetär oder schwer bewertbare, aber quantifizierbare Prozesse einer Analyse unterziehen zu können. Insbesondere für viele Bereiche des ablauforientierten Prozessmanagements werden Produktivitätskennzahlen vorrangig eingesetzt. Bspw. wird der Durchsatz pro Zeiteinheit bei Produktionsanlagen in Abhängigkeit von bestimmten Entscheidungen im Rahmen von operativen Planungsprobleme gerne als Kriterium maximiert. Aber auch die tatsächliche Leistung betrieblicher Anlagen lässt sich einfach mithilfe von Produktivitätskennzahlen feststellen.
Zur Beurteilung der Leistungen von gemeinwirtschaftlichen Unternehmen und für Bereiche der öffentlichen Verwaltung bietet sich der Einsatz von Produktivitätskennzahlen an, da hier der Wirtschaftlichkeits- oder Rentabilitätsanalyse enge Grenzen gesetzt sind.

IV. Produktivitätsmessung


Produktivitätskennzahlen und -vergleiche zeigen die Effizienz der eingesetzten Produktionsfaktoren für den beobachteten Output. Die Neugestaltung von betrieblichen Prozessen soll mit dem Ziel durchgeführt werden, eine Steigerung der Produktivität zu erreichen.
Voraussetzung für die Produktivitätsmessung ist die Quantifizierbarkeit der betrachteten Input- und Outputgrößen. Mithilfe der Produktivitätsmessung soll die Effizienz eines Systems zur Erzielung bestimmter Outputs deutlich gemacht werden. Die Wahl der „ richtigen “ Relation bestimmt die Aussagekraft der verwendeten Produktivitätskennzahl (vgl. Brinkerhoff, R.V./Dressler, D.E.  1990, S. 26 ff.). Im Regelfall wird eine isoliert ermittelte Produktivitätskennzahl nicht genügend Informationsgehalt aufweisen, sodass ein abgestimmtes Bündel von Produktivitätskennzahlen benötigt wird. Die Eingliederung in ein betriebliches Kennzahlensystem ergibt sich daraus notwendigerweise. In Franz (Franz, K.-P.  1999, S. 307 ff.) sind die Überleitung und der Zusammenhang zwischen primär monetären Kennzahlen und den primär mengen- und zeitbezogenen Kennzahlen wie der Produktivität beispielhaft dargestellt.
Eine gängige Form der Produktivitätsmessung stellt als Maximalforderung auf, bei gegebenem Faktoreinsatz den maximalen Output zu erzielen. Das Minimumprinzip verlangt für einen gegebenen Output die minimale Faktorkombination der einzusetzenden Produktionsfaktoren zu finden. Eine Abgrenzung verschiedenster Produktivitätskennzahlen lässt sich nach eingesetzten Bezugszeiträumen, den Bezugsobjekten und den betrachteten Inputgrößen durchführen. Alternativ können die Relationen sich auf Bestandsgrößen wie die Anzahl der Maschinen oder Mitarbeiter oder Faktorverbräuche wie Arbeits- oder Maschinenzeiten beziehen (vgl. Hahn, D./Lassmann, G.  1999, S. 18).
Bezieht sich die Produktivitätsmessung ausschließlich auf physikalische Maßeinheiten, dann kommt darin die technische Effizienz zu Ausdruck.

V. Produktivitätsformen


In Abhängigkeit von Bezugsobjekten und Inputgrößen werden unterschiedliche Formen der Produktivität unterschieden. Beispielhaft sollen einige Formen der Produktivität hier beschrieben werden. Die Arbeitsproduktivität kann wie folgt definiert werden:
Produktivität
Hier zeigt sich auch unmittelbar das Problem der Produktivitätsmessung, wenn wir den Mitarbeitereinsatz genauer analysieren wollen. Wir können z.B. als Bezugsgröße nur jene Mitarbeiter ansetzen, die direkt an der Leistungserstellung beteiligt sind. Umgekehrt kann diese Messgröße bezogen auf einen spezifischen Mitarbeiter einer bestimmten Arbeitsgruppe sehr aufschlussreich sein, wenn wir diese Person oder Gruppe bewerten wollen. Auch der Einsatz stark unterschiedlich qualifizierter Mitarbeiter erschwert die Interpretation der damit ermittelten Produktivitätskennzahl. Zudem müssen Probleme, die sich auch aus den verschiedenen möglichen Bezugszeiträumen ergeben können, genannt werden. Die Arbeitsleistung kann sowohl während der Regelarbeitszeit als auch in Überstunden erbracht werden, deren Anfall wiederum von der Art der Beschäftigung (Teilzeit, Vollzeit) abhängig ist.
Auch die unterschiedliche Qualität der Einsatzfaktoren führt zu Verzerrungen im Ergebnis und zu einer Benachteiligung qualifizierter Arbeit. Eine Normierung mit Hilfe von Äquivalenzziffern sowie die Einsetzung von Mindestanforderungen soll herangezogen werden, um hochqualifizierte Inputfaktoren (Arbeit) nicht zu benachteiligen.
Die Steigerung der Arbeitsproduktivität hat Bedeutung bei der Lohnpolitik, da immer wieder – insbesondere von Vertretern der Arbeitnehmer – argumentiert wird, dass eine Anhebung der Löhne (Gehälter) im Einklang mit den erzielten Fortschritten in der Produktivität einhergehen soll.
Andere, typische Produktivitätskenngrößen sind die Anlagen- oder Sachkapitalproduktivität, die Materialproduktivität und die Flächenproduktivität. Die Anlagenproduktivität stellt den Zusammenhang zwischen erzeugten Produkten und eingesetzten Anlagen dar. Bei technologischem Fortschritt verbessert sich im Regelfall dieser Wert. Die Produktivität wird hier vielfach auch bezogen auf eine Zeiteinheit des Anlageneinsatzes (Output pro Maschinenstunde) bestimmt. Die Material- oder Materialeinsatzproduktivität wird durch das Verhältnis der Materialmenge im fertigen Produkt zur eingesetzten Materialmenge bestimmt und misst die Ausbeute eines Produktionsprozesses. Insbesondere für viele technische Prozesse oder bei Verfahren mit hohem Anteil der Rohstoffkosten (z.B. Halbleiterindustrie) ist diese Kennzahl von erheblicher Bedeutung. Die Flächenproduktivität ist eine vielfach im Handel eingesetzte Kennzahl und wird als Quotient von verkauften Produkten zur Angebotsfläche des Handelsbetriebs berechnet.
Der Einsatz neuer Maschinen und Verfahren, größere individuelle Anstrengungen, und die Umstellung der Produktion auf höherwertige Erzeugnisse gelten als mögliche Ursachen für eine Produktivitätssteigerung. Eine Steigerung der Produktivität wird einerseits erreicht, wenn bei konstantem Output die Faktorinputmengen reduziert werden können oder wenn bei gleichbleibenden Faktorinputmengen der Output gesteigert werden kann.
Das Produktivitätsparadoxon der Informatik beschreibt das Phänomen, dass trotz zunehmenden Einsatzes moderner Informationstechnik, steigender Rechnerleistung und steigender Investitionen in Informationsinfrastruktur die Produktivität nicht analog steigt. Dies wird durch die Übernahme von neuen Aufgaben für Informationssysteme zu erklären versucht. Alpar/Hanow messen die Wirkung der Informationstechnologie im Bankenbereich mithilfe der Aktivitätsanalyse (Alpar, P./Hanow, G.A.  1997, S. 209 ff.). Dabei wird die operative Effizienz verschiedener Bankfilialen bestimmt und Maßnahmen zur Produktivitätsverbesserung bei ineffizienten Betrieben vorgeschlagen.

VI. Effizienz- und Produktivitätsanalyse


Von Brinkerhoff/Dressler werden einige Forderungen für den Aufbau und die Durchführung einer Produktivitätsanalyse aufgestellt: Die adäquate Berücksichtigung von Qualitätsmerkmalen und die Wahl der „ richtigen “ Kenngröße sollen sicherstellen, dass die Produktivität nur für tatsächlich wertsteigernden Output berechnet wird. Darüber hinaus soll die Produktivität als integraler Bestandteil des betrieblichen Anreizsystems etabliert werden, wobei dies unter Einbeziehung (Involvement) der betroffenen Mitarbeiter z.B. im Rahmen von sog. Quality Circles zu erfolgen hat (Brinkerhoff, R.O./Dressler, D.E.  1990, S.45 ff.). Mehrfachqualifikationen von Mitarbeitern (siehe Mayes, D.G.  1996, S. 7) oder flexible Arbeitssysteme dienen der Erhaltung und Steigerung der Produktivität, da damit unproduktive Zeiten verringert werden können.
Die Produktivität kann bis zu einem bestimmten Grad Schwankungen unterworfen sein, wenn bspsw. die Zuverlässigkeit der eingesetzten Produktionsfaktoren nicht eingehalten werden kann oder der Faktorverbrauch nicht konstant ist. Dies trifft bei Veränderungen der Faktormengen bzw. der Einsatzverhältnisse von Produktionsfaktoren im Zuge von Prozessverbesserungen – z.B. bei Änderungen an den Qualitätsmerkmalen der erstellten Produkte – zu. Aber auch Variationen, die sich aus der Beschaffenheit von Rohstoffen oder aus den Rahmenbedingungen der Produktion (z.B. stufenübergreifende Ressourcenkonkurrenz) herleiten lassen, führen zu einer erschwerten, exakten Ermittlung der Produktivität.
Auch Änderungen der Produktionsfunktion durch technische Innovationen führen zu einer Änderung der Produktivität.
Dyckhoff/Allen bezeichnen die Gegenüberstellung realer Input- und Outputgrößen zur Bestimmung von Leistungskenngrößen von Wirtschaftseinheiten als Produktivitäts- oder Effizienzanalyse (Dyckhoff, H./Allen, K.  1999, S. 411). Dieser Vergleich kann über mehrere Bezugszeiträume hinweg die Entwicklung eines Bezugsobjekts verfolgen oder die Aktivitäten zu einem Zeitpunkt für verschiedene, aber ähnliche Bezugsobjekte umfassen.
Eine vergleichsweise neue Methode der Effizienzanalyse ist die Data Envelopment Analysis (DEA). Die Eleganz dieser Methode besteht darin, dass a priori keine Gewichtung der Input- und Outputfaktoren notwendig ist. Vielmehr werden diese mithilfe der DEA bestimmt. Die Verbreitung dieser Methode zur Effizienzmessung und als Benchmarking Instrument wird von Dyckhoff/Allen (Dyckhoff, H./Allen, K.  1999, S. 412) anhand zahlreicher praktischer Beispiele (vgl. z.B. Alpar, P./Hanow, G.A.  1997) dokumentiert.
Mithilfe der DEA sollen bei einem Vergleich mehrerer Einheiten effiziente Organisationsformen oder Abläufe als Referenzeinheit gefunden werden. Darüber hinaus wird für nicht effiziente Einheiten der Grad der Ineffizienz ermittelt. Jedoch können auch hier nur „ relative “ Effizienzen festgestellt werden, da weiterhin nicht eindeutig bestimmt werden kann, wie gut die Effizienz der gefundenen besten Einheit tatsächlich ist. Aus dem Effizienzfaktor der DEA kann eine notwendige proportionale Senkung der Inputfaktoren einer betrachteten Einheit vorgeschlagen, die erforderlich ist, um als Einheit effizient zu werden.
Wie oben erwähnt, stellen unterschiedliche Qualitäten der Einsatzfaktoren und der Ausbringungsmenge ein Problem bei der Produktivitätsmessung dar. Im DEA-Ansatz werden sog. „ Gewichtungsvariablen “ eingeführt und die Produktivitätskennzahl wie folgt definiert:
Produktivität
Die maximale Effizienz einer relativ effizienten Einheit wird mit 1 normiert.
Literatur:
Adam, Dietrich : Produktionsmanagement, Wiesbaden, 8. A., 1997
Alpar, Paul/Hanow, Gerd A. : Messung der Wirkung von Informationstechnologie auf die Produktionseffizienz mittels Aktivitätsanalyse, in: Wirtschaftsinformatik: Ergebnisse empirischer Forschung, hrsg. v. Grün, Oskar/Heinrich, Lutz J., Wien 1997, S. 209 – 223
Brinkerhoff, Robert O./Dressler, Dennis E. : Productivity Measurement, Newbury Park 1990
Busse von Colbe, Walther/Lassmann, Gert : Betriebswirtschaftstheorie, Band 1: Grundlagen Produktions- und Kostentheorie, Berlin, Heidelberg, 5. A., 1991
Dyckhoff, Harald/Allen, Katrin : Theoretische Begründung einer Effizienzanalyse mittels Data Envelopment Analysis (DEA), in: ZfbF, Jg. 51, 1999, S. 411 – 436
Franz, Klaus-Peter : Kennzahlensysteme für das Produktionsmanagement, in: Einführung in das Produktionscontrolling, hrsg. v. Corsten, Hans/Friedl, Birgit, 1999, S. 291 – 317
Hahn, Dietger/Lassmann, Gert : Produktionswirtschaft – Controlling industrieller Produktion, Heidelberg, 3. A., 1999
Kaplan, Robert S./Norton, David P. : Balanced Scorecard, Stuttgart 1997
Mayes, David G. : Introduction, in: Sources of productivity growth, hrsg. v. Mayes, David G., National Institute of Economic and Social Research 1996, S. 1 – 19
Thommen, Jean-Paul/Achleitner, Ann-Kristin : Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, Wiesbaden, 2. A., 1998
Weber, Helmut K. : Industriebetriebslehre, Berlin, 3. A., 1999
Weber, Helmut K. : Rentabilität, Produktivität, Liquidität der Unternehmung, Stuttgart 1983

 

 


 

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