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Entrepreneurship


Inhaltsübersicht
I. Einleitung
II. Entrepreneurship in Deutschland
III. Ansätze der Entrepreneurship-Forschung

I. Einleitung


Im Zentrum der Entrepreneurship-Forschung steht der Entrepreneur. Ein Entrepreneur i.w.S. ist eine Person, die ein Unternehmen in eigentümerischer Position betreibt – also ein Unternehmer. Ein Entrepreneur i.e.S. ist ein Unternehmer, der ein neues Unternehmen errichtet – also ein Gründer. In diesem Artikel folgen wir der engen Definition und beschäftigen uns im Folgenden mit Gründern bzw. Gründungsforschung. Mit „ Entrepreneurship “ verbindet man oft noch einen weiteren Aspekt: man bezeichnet damit eine dynamische, innovative Form des Unternehmertums, die sich insbesondere (aber nicht ausschließlich) in Gründung und Management von neuen bzw. jungen Unternehmen niederschlägt. Insofern ist ein Entrepreneur ein dynamischer, innovativer Gründer bzw. Manager eines neuen Unternehmens (eine ausführliche Diskussion verschiedener Definitionen findet man bei Blum, Ulrich/Leibbrand, Frank 2001, S. 6 ff.).
Die wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Thema ist in den 1950er-/1960er-Jahren zumindest in Deutschland „ aus der Mode gekommen “ . Im Zuge des Wirtschaftswunders – getragen von großen Unternehmen – schien der Entrepreneur überflüssig zu sein. Doch mit den Wirtschaftskrisen der 1970er-Jahre vollzog sich ein Bewusstseinswandel: Es wurde deutlich, dass ein dynamischer Kapitalismus ohne Entrepreneurs nicht möglich ist. Entsprechend drastisch schlug das Pendel in die Gegenrichtung aus. Mit neugegründeten Unternehmen verbinden sich heutzutage vielerlei Hoffnungen: Sie sollen den Geist des „ dynamischen Kapitalismus “ (Kirchhoff, Bruce A. 1994) revitalisieren, sie sollen Träger des ökonomischen Strukturwandels sein und die Flexibilität einer Volkswirtschaft fördern, sie sollen neue Arbeitsplätze schaffen (Birch, David L. 1979) etc. Insbesondere die Birch-Diskussion hat in der politischen Öffentlichkeit bewirkt, dass Unternehmensgründungen zu dem Hoffnungsträger für eine Vielzahl von ökonomischen Problemen avancierten. Birch berichtete, dass 81,5% der Jobs, die von 1969 bis 1976 in den USA (netto) neu entstanden, von kleinen und neugegründeten Unternehmen stammten. Die nachfolgende Diskussion zeigte allerdings, dass dieses Ergebnis einer genaueren Prüfung nicht standhält. Storey schlussfolgert etwa, der Arbeitsplatzeffekt von kleinen Betrieben „ is nowhere near as high as originally estimated by Birch “ (Storey, David J. 1994, S. 173). Für Großbritannien spricht Storey von einem Anteil von nur einem Drittel. Auch wenn Birchs Zahlen zu hoch angesetzt waren, die primäre Argumentation, dass Kleinbetriebe den Arbeitsmarkt entlasten, bleibt in dieser Literatur unangetastet.
Demgegenüber existiert aber auch eine Literatur, die die wirtschaftliche Bedeutung von Neugründungen weit pessimistischer einschätzt. Das Hauptargument ist, dass Neugründungen klein anfangen und meist bald wieder verschwinden. Diese Sichtweise fasst Geroski – in Anlehnung an einen berühmten Ausspruch von Thomas Hobbes, Thomas über das Leben im Naturzustand – drastisch zusammen: „ The average entrant is, it seems, basically a tourist and not an immigrant, enjoying a life that is often nasty, brutish, and, above all, short “ (Geroski, Paul A. 1991, S. 283). Die in diesem Zusammenhang meist genannte Zahl ist, dass 50% nach fünf Jahren wieder verschwunden sind. Kirchhoff spricht sogar davon, dass „ it is a widely held belief that small businesses are prone to failure: \'Four out of five small firms fail in their first five years\'« (Kirchhoff, Bruce A. 1994, S. 146). Kurzum: Neugründungen werden in dieser Literatur unter dem Aspekt „ born to die “ betrachtet. Weiterhin wird behauptet, dass die überlebenden Neugründungen kaum Beschäftigungszuwächse aufweisen. Neugründungen können deshalb kaum langfristig Wirkung zeigen, erhöhen allenfalls den „ Durchsatz “ .
Beide Sichtweisen verabsolutieren bestimmte Aspekte und sind so sicher nicht haltbar. Wie so häufig wird die Wahrheit wohl irgendwo in der Mitte liegen. Das zeigt die moderne Gründungsforschung: Neugegründete Unternehmen können einen dynamischen Kapitalismus hervorbringen, der Preis ist allerdings ein hoher Durchsatz. Der vorliegende Artikel soll einen Überblick über die theoretischen und empirischen Ergebnisse der Gründungsforschung geben. Im zweiten Abschnitt werden einige Informationen zum Entrepreneurship in Deutschland gegeben. Der dritte Abschnitt greift wichtige Fragestellungen der Entrepreneurship-Forschung auf.
Eher praktische Aspekte der Gründung (z.B. Businessplan, Gestaltungsentscheidungen, Finanzierung etc.) werden in diesem Artikel nicht behandelt (s. hierzu etwa Schefczyk, Michael/Pankotsch, Frank 2003). Ein umfassendes Lehrbuch über Entrepreneurship ist Blum, Ulrich/Leibbrand, Frank 2001. Ein Handbuch zum Thema ist Acs, Zoltan J./Audretsch, David B. 2003. Sammlungen wichtiger Arbeiten aus dem Bereich der Entrepreneurship-Forschung sind Swedberg, Richard 2000 und Westhead, Paul/Wright, Mike 2000.

II. Entrepreneurship in Deutschland


Die Veränderung des Entrepreneurship über die Zeit zu bestimmen, ist mangels geeigneter Datenquellen schwierig. Nimmt man die Selbstständigenquote als Indikator, so zeigt sich im letzten Jahrhundert für Deutschland ein monotoner Rückgang. Den „ Tiefpunkt “ erreichte die Selbstständigenquote 1981 mit 7%. Seitdem steigt sie wieder und ist gegenwärtig bei etwa 10% angekommen (Sternberg, Rolf 2000, S. 26). Der Anstieg der Selbstständigenquote ist ein klares Anzeichen dafür, dass wieder mehr Deutsche den Schritt in die Selbstständigkeit wagen.
Informationen über Entrepreneurship im internationalen Vergleich liefert seit 1999 der „ Global Entrepreneurship Monitor “ (GEM). Unter Federführung von Paul D. Reynolds, Paul D./ werden seitdem jährlich in inzwischen über 30 Ländern Daten über die Einstellung der Bevölkerung zu Unternehmensgründungen, über die Gründungsmotivation in der Bevölkerung und über gründungsbezogene Rahmenbedingungen erhoben. Der erste deutsche Länderbericht ist Sternberg, Rolf 2000. Weitere Länderberichte sind unter www.wiso.uni-koeln.de/wigeo/, / verfügbar. Die Global Reports sind unter www.gemconsortium.org, verfügbar. GEM zeigt, dass Deutschland bezüglich der Gründungsquoten im europäischen Mittelfeld liegt. Auch bezüglich der Rahmenbedingungen befindet sich Deutschland im Mittelfeld der untersuchten Länder.

III. Ansätze der Entrepreneurship-Forschung


Im Folgenden sollen die wichtigsten Ansätze der Entrepreneurship-Forschung knapp charakterisiert werden. Einen ausführlicheren Überblick findet man bei Brüderl, Josef/Preisendörfer, Peter/Ziegler, Rolf 1998.

1. Funktionen des Entrepreneurs


Welche Bedeutung haben Entrepreneurs für eine Volkswirtschaft? Mit dieser Frage beschäftigten sich insbesondere ökonomische Autoren. Barreto identifiziert vier Funktionen: Koordination, Bewältigung von Ungewissheit, Arbitrage und Innovation (s. Barreto, Humberto 1989). Klassisch wird ein Entrepreneur als eine Person gesehen, die Produktionsfaktoren kombiniert, um Gewinn zu erzielen (Jean-Baptiste Say, Jean-Baptiste/). Damit wird die Koordinationsfunktion betont. Der Gewinn ist dem Entrepreneur aber nicht sicher. Wäre dem so, dann könnte auch ein Manager die Koordination übernehmen. Entrepreneurs sind es nun, die Mutmaßungen über die Entwicklung der Konsumentenwünsche anstellen, die entscheiden, was und wie viel zu welchem Zeitpunkt produziert und angeboten wird, und die im ungünstigen Fall auch für Fehlentscheidungen gerade stehen müssen. Sie sichern die Handlungsfähigkeit einer Volkswirtschaft auch bei Unsicherheit (Frank H. Knight, Frank H./). Ihre dritte Funktion besteht darin, im Marktungleichgewicht Gewinnmöglichkeiten zu erkennen und zu nutzen. Damit sind sie Arbitrageure, die Märkte ins Gleichgewicht bringen können (Israel Kirzner, Israel).
Die vierte Funktion – die Innovationsfunktion – wird vom berühmtesten Autor dieser Forschungsrichtung betont: Für Schumpeter, Joseph ist der Unternehmer ein radikaler Veränderer, ein Revolutionär der Wirtschaft. In einem Prozess der schöpferischen Zerstörung setzt er dynamische, neue Kombinationen durch. Darunter fasst Schumpeter die Herstellung neuer Produkte, die Einführung neuer Produktionsmethoden, die Erschließung neuer Absatz- und Rohstoffmärkte und die Reorganisation von Unternehmen. Der Schumpeter\'sche Unternehmer dient häufig als Leitfigur in der politischen und wissenschaftlichen Diskussion um Entrepreneurship. Schumpeter betont allerdings, dass nicht alle Gründer Unternehmer in seinem Sinn sind und andererseits auch Manager innovative Unternehmer sein können.

2. Wer wird Entrepreneur?


Diese Forschungstradition versucht Merkmale von Entrepreneurs zu identifizieren (klassisch: McClelland, David C. 1961). Hauptergebnisse dieser Richtung sind, dass Entrepreneurs durch hohe Leistungsmotivation ( „ need for achievement “ ), durch interne Kontrollüberzeugung und durch hohe Risikobereitschaft gekennzeichnet sind. Menschen mit diesen Persönlichkeitsmerkmalen gründen häufiger ein Unternehmen. Oft wird weitergehend behauptet, dass diese Persönlichkeitsmerkmale auch den Erfolg erhöhen. Aber zumindest bezüglich der Risikobereitschaft sind hier die Ergebnisse nicht einheitlich. Aus dieser Perspektive ist die Verfügbarkeit von geeigneten Individuen eine entscheidende Ressource einer dynamischen Volkswirtschaft. Kritisch gegen diesen psychologischen Ansatz wird eingewendet, dass die beobachteten Korrelationen zwischen Persönlichkeitsmerkmalen und Gründungsneigung bzw. Erfolg eher schwach ausfallen. Dennoch dürfte unbestritten sein, dass Persönlichkeitsmerkmale eine Rolle spielen.
Ökonomen sehen den Schritt in die Selbstständigkeit als rationales Entscheidungsverhalten. Konkret werden in manchen Arbeiten Push-Pull Faktoren identifiziert, die die Wahrscheinlichkeit eines Übergangs in die Selbstständigkeit erhöhen. Ein häufig genannter Push-Faktor ist Unzufriedenheit mit dem gegenwärtigen Arbeitsplatz. Typische Pull-Faktoren sind hohe Gewinnerwartungen und das Streben nach Autonomie und Unabhängigkeit.
Ein spezieller Push-Faktor ist Arbeitslosigkeit. Die nahe liegende Vermutung ist, dass Arbeitslose eine höhere Gründungsneigung haben, weil für sie die Selbstständigkeit eine Möglichkeit ist, der Arbeitslosigkeit zu entrinnen. Diese Argumentation übersieht aber, dass dem einige Restriktionen entgegenstehen: Ausreichende Berufserfahrung und Eigenkapital erleichtern oft den Einstieg in die Selbstständigkeit. Hier schneiden Arbeitslose schlechter ab. Insofern verwundert es auch nicht, dass die empirische Forschung zeigt, dass Arbeitslose keine höhere Gründungsneigung haben (Meager, Nigel 1992). Dennoch wird von politischer Seite der Übergang von Arbeitslosigkeit in Selbstständigkeit stark gefördert (Überbrückungsgeld, Ich-AG).

3. Welche Rolle spielen Institutionen und Strukturen?


Im Gegensatz zu obigen, individualistischen Ansätzen wird insbesondere von soziologischer Seite die Bedeutung von Institutionen und Strukturen betont (Überblick bei Thornton, Patricia H. 1999). Ein Reservoir von potenziellen Gründern ist in jeder Population vorhanden. Es bedarf jedoch geeigneter Institutionen und Strukturen, damit dieses Reservoir auch ausgeschöpft werden kann: Potenzielle Entrepreneurs müssen eine geeignete Opportunitätsstruktur vorfinden.
Wie die nun konkret aussehen sollte, dazu gibt es verschiedene Ansätze in der Literatur. Klassisch ist die Arbeit von Max Weber, Max über „ Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus “ . Weber verweist auf die Rolle religiöser Institutionen, die eine notwendige Voraussetzung von Entrepreneurship institutionalisieren (oder auch nicht): das Gewinnstreben. Seine These ist, dass die kapitalistische Wirtschaftsgesinnung erst durch bestimmte protestantische Sekten hervorgebracht wurde. Im Anschluss an Weber widmet sich eine breite Literatur der Frage, welche kulturellen Institutionen Voraussetzung für die Entstehung des modernen Kapitalismus – und damit des Entrepreneurship – waren. In neuerer Zeit wird dieser Ansatz insbesondere in der Literatur zum „ ethnic entrepreneurship “ wieder aufgegriffen. Unterschiedliche kulturelle Voraussetzungen führen dazu, dass sich die Gründungraten ethnischer Gruppen – insbesondere in den USA – deutlich unterscheiden.
Einen anderen Akzent setzt der so genannte „ network approach to entrepreneurship “ : Hier sind es bestimmte soziale Strukturen, die Entrepreneurship hervorbringen. Die Hauptthese ist, dass potenzielle Gründer in ein soziales Netzwerk eingebunden sein müssen. Aus diesem Netzwerk bekommen sie Ressourcen (Wissen, Kapital, Unterstützung etc.), welche für eine Gründung notwendig sind. Netzwerkeinbindung (embeddedness) ist „ soziales Kapital “ , welches eine Gründung erleichtert.
Schließlich gibt es mehrere Literaturrichtungen, die die Bedeutung des Marktumfeldes betonen. Die Industrieökonomik und insbesondere die Organisationsökologie betonen beide die Bedeutung der „ Dichte “ einer Nische. Ist eine Nische kaum besetzt, so haben Entrepreneurs gute Chancen. Mit der Zeit dominieren dann aber Imitatoren, was schließlich zu „ overcrowding “ führt.

4. Wer hat Erfolg?


Die bisher behandelte Literatur beschäftigt sich meist nur mit der Gründungsphase. Eine wichtige Fragestellung betrifft das weitere Schicksal von Gründungen: Wovon hängt es ab, ob eine Gründung Erfolg hat? Dieser Fragestellung geht die so genannte Erfolgsfaktorenforschung nach. In diesem Forschungsfeld tauchen noch einmal all die bisher erwähnten Theorien auf: Psychologen behaupten die Erfolgsrelevanz bestimmter Persönlichkeitsmerkmale, Ökonomen heben die Bedeutung von Humankapital hervor, Soziologen stellen soziales Kapital ins Zentrum und Industrieökonomen und Organisationsökologen betonen die Bedeutung des Marktumfeldes.
Typische Ergebnisse der Erfolgsfaktorenforschung seien am Beispiel der Münchner Gründerstudie (ausführlich Brüderl, Josef/Preisendörfer, Peter/Ziegler, Rolf 1998) illustriert: Ein Drittel der Neugründungen ist nach fünf Jahren wieder vom Markt. Neugründungen beginnen sehr klein (im Mittel 2,5 Beschäftigte), können über die ersten vier Jahre aber wachsen (auf 3,4 Beschäftigte). Betriebe von Gründern mit besserer Humankapitalausstattung haben höhere Überlebens- und Wachstumswahrscheinlichkeit. Insbesondere einschlägige Branchenerfahrung zeigt eine deutlich erfolgsfördernde Wirkung. Bei den betrieblichen Merkmalen zeigt sich ein deutlicher Größeneffekt. Insbesondere eine gute Startkapitalausstattung (Eigen- und/oder Fremdkapital) ist hilfreich. Die aussichtsreichsten Branchen sind das Verarbeitende Gewerbe/Baugewerbe, Bildung/Verlage und Beratung. Am schlechtesten ergeht es Neugründungen in den Branchen Verkehr/Spedition und Gastgewerbe.
Eine wichtige Teilfrage der Erfolgsfaktorenforschung ist die Frage danach, was eine Firma besonders schnell wachsen lässt. Besonders schnell wachsende Neugründungen sind genau die „ dynamischen Kapitalisten “ , in die Wirtschaftspolitiker ihre Hoffnungen setzen. Auch hierzu einige Ergebnisse aus der Münchner Gründerstudie (ausführlicher Brüderl, Josef/Preisendörfer, Peter 2000). Nur 4,3% der Neugründungen können als „ Senkrechtstarter “ klassifiziert werden (Verdoppelung der Beschäftigtenzahl in den ersten fünf Jahren). Die Spezies der dynamischen Kapitalisten ist unter Gründern relativ selten. Aber diese wenigen Senkrechtstarter haben einen deutlichen Beschäftigungseffekt: 1.291 Neugründungen schufen zu Beginn 2.046 neue Arbeitsplätze. Fünf Jahre später waren in den verbleibenden 857 Betrieben 2.478 Jobs zu finden. Die 4,3% Senkrechtstarter trugen am Anfang 9 Prozent der neuen Jobs bei, nach fünf Jahren waren es bereits 35%! Dieses Ergebnis untermauert eine Vermutung (Storey, David J. 1994, S. 113 ff), dass die am schnellsten wachsenden vier Prozent einer Neugründungskohorte nach zehn Jahren über die Hälfte der dann noch in den überlebenden Neugründungen vorhandenen Jobs stellen. Mithin kann man langfristige wirtschaftliche Effekte durch Neugründungen eigentlich nur von einem kleinen Teil (etwa 4%) besonders dynamischer Kapitalisten erwarten. Wer sind diese Senkrechtstarter? Analysen mit den Daten der Münchner Gründerstudie zeigen, dass Senkrechtstarter insbesondere über betriebliche Merkmale identifizierbar sind. Vor allem größere Neugründungen zeigen einen deutlich höheren Anteil an Senkrechtstartern. Bei Gründungen mit mehr als drei Anfangsbeschäftigten beträgt der Senkrechtstarteranteil z.B. 24%! Ähnliche Effekte zeigen sich bezüglich des Startkapitals. Ein weiteres wichtiges Merkmal ist die innovative Ausrichtung des Betriebes. Gründungen, die innovative Produkte oder Dienstleistungen anbieten, haben einen Senkrechtstarteranteil von 9%. Merkmale der Gründerperson erhöhen dagegen diesen Anteil nur indirekt: Personen mit mehr Humankapital gründen eher große und innovativ ausgerichtete Betriebe.
Insgesamt zeigen diese Befunde, dass die „ born to die “ -Sichtweise zu pessimistisch ist: Unternehmensgründungen sind zwar klein und ein erheblicher Anteil verschwindet schnell wieder. Aber einigen Wenigen – den dynamischen und innovativen Entrepreneurs – gelingt es, erfolgreich Fuß zu fassen. Ihre Betriebe wachsen schnell und schaffen eine erhebliche Anzahl neuer Jobs.
Literatur:
Acs, Zoltan J./Audretsch, David B. : Handbook of Entrepreneurship Research, Boston 2003
Barreto, Humberto : The Entrepreneur in Microeconomic Theory, London 1989
Birch, David L. : The Job Creation Process, Cambridge 1979
Blum, Ulrich/Leibbrand, Frank : Entrepreneurship und Unternehmertum, Wiesbaden 2001
Brüderl, Josef/Preisendörfer, Peter : Fast-Growing Businesses, in: International Journal of Sociology, Jg. 30, 2000, S. 45 – 70
Brüderl, Josef/Preisendörfer, Peter/Ziegler, Rolf : Der Erfolg neugegründeter Betriebe, 2. A., Berlin 1998
Geroski, Paul A. : Some Data-Driven Reflections on the Entry Process, in: Entry and Market Contestability, hrsg. v. Geroski, Paul A./Schwalbach, Joachim, Oxford 1991, S. 282 ff
Kirchhoff, Bruce A. : Entrepreneurship and Dynamic Capitalism, Westport 1994
McClelland, David C. : The Achieving Society, Princeton 1961
Meager, Nigel : Does Unemployment Lead to Self-Employment?, in: Small Business Economics, Jg. 4, 1992, S. 87 – 103
Schefczyk, Michael/Pankotsch, Frank : Betriebswirtschaftslehre junger Unternehmen, Stuttgart 2003
Sternberg, Rolf : Entrepreneurship in Deutschland, Berlin 2000
Storey, David J. : Understanding the Small Business Sector, London 1994
Swedberg, Richard : Entrepreneurship, Oxford 2000
Thornton, Patricia H. : The Sociology of Entrepreneurship, in: Annual Review of Sociology, Jg. 25, 1999, S. 19 – 46
Westhead, Paul/Wright, Mike : Advances in Entrepreneurship, Cheltenham 2000

 

 


 

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