Wettbewerbsstrategie
(Industrie und Einzelhandel). Michael Porter diskutiert drei allgemeine Strategietypen, mit Hilfe derer Unternehmen eine erfolgreichere Marktposition einnehmen können als ihre Konkurrenten: Umfassende Kostenführerschaft („overall cost leadership”), Differenzierung („differentiation”) und Konzentration auf Schwerpunkte („focus”), wobei die Schwerpunkte entweder mit der Kostenführerschafts- oder mit der Differenzierungsstrategie bearbeitet werden sollen. Die These, dass Kostenführer bzw. Differenzierer erfolgreicher sind als solche Unternehmen, die sich weder für die eine noch die andere Strategie entscheiden können und damit laut Porter „zwischen den Stühlen sitzen”, kann im Prinzip durch empirische Forschung bestätigt werden. Allerdings kann im Zuge der Marktevolution der Erfolg von der Fähigkeit des Unternehmens abhängen, einen Kosten- und Differenzierungsvorteil zugleich zu realisieren (= Outpacing Strategie). Outpacing-Unternehmen verbessern also entweder erst die Leistung und streben dann Kostenreduktionen an oder sie gehen in umgekehrter Reihenfolge vor. Siehe auch Marketing, Internationales (mit Literaturangaben).
Die Wettbewerbsstrategie als Teil des Strategischen Marketing ist dadurch gekennzeichnet, dass ein Unternehmen seine Strategie nicht isoliert entwickelt, sondern am gesamten relevanten Umfeld ausrichtet. Ziel der Wettbewerbsstrategie ist die Erreichung bzw. Verteidigung einer gewinnoptimalen Position innerhalb einer Branche bzw. deren Wertkette. Bestimmungsfaktoren der Wettbewerbsstrategie sind auf der einen Seite die B ranchenstruktur undaufder anderen Seite die relative Position im Vergleich zu den Konkurrenten. Die Branchenstruktur wird nach Porter (1983) im wesentlichen durch fünf Wettbewerbskräfte determiniert: Verhandlungsstärke der Abnehmer: Die Attraktivität einer Branche und hier insb. die Profitabilität wird wesentlich von der Verhandlungsmacht der Kunden bestimmt. Starke Abnehmer oder Nachfragemonopole können Preise und Qualitäten der Produkte und damit auch die Gewinnspanne bestimmen (vertikales Marketing). Verhandlungsstärke der Lieferanten: Analog den Kunden können auch Lieferanten eine so starke Position besitzen, dass sie Preise und Konditionen bestimmen. Falls die Unternehmen die höheren Kosten nicht über höhere Preise an ihre Kunden weitergeben können, ergeben sich direkte negative Konsequenzen für die Profitabilität der Branche. Bedrohung durch neue Konkurrenten: Neue Marktteilnehmer bedeuten neue Kapazitäten und häufig auch neue Spielregeln des Wettbewerbs, beides potentielle Gründe für eine sinkende Rentabilität. Schutz vor neuen Konkurrenten bieten nur hohe Markteintrittsbarrieren, die es für neue Konkurrenten unmöglich oder unattraktiv machen, in den Markt hereinzukommen. Gefahr durch Substitutionsprodukte: Unternehmen müssen permanent damit rechnen, dass neue innovative Produkte zur Verdrängung der existierenden Produkte führen. Änderungen im Konsumentenverhalten können auch zu einer Substitution durch bestehende Produkte führen. Der Grad der Rivalität zwischen existierenden Wettbewerbern: Die Rentabilität innerhalb einer Branche hängt ebenfalls von dem Grad der aktuellen Wettbewerbsintensität ab, der zwischen friedlich und kriegerisch variieren kann. Wichtig ist i. d. R. die Frage, mit welchen Instrumenten der Wettbewerb primär ausgetragen wird. Bei vorherrschendem Preiswettbewerb befinden sich alle Unternehmen bis auf den Kostenführer in einer schwierigen Situation. Bei Wettbewerb über vorwiegend nichtpreisliche Instrumente sind die Rentabilitätserwartungen d. R. besser. Neben der Branchenstruktur ist für die Wettbewerbsstrategie des individuellen Unternehmens entscheidend, welche relative Wettbewerbsposition es z. Z. einnimmt. Der gedankliche Rahmen zur Beantwortung dieser Frage ist das Strategische Dreieck. Die eigene Leistungsfähigkeit, die Leistungsfähigkeit der Konkurrenz sowie die Erwartungen und Wahrnehmungen der Kunden beeinflussen gleichermaßen die Wettbewerbsstrategie eines Unternehmens. Ein wichtiger Punkt ist hierbei die Wahrnehmung der Kunden. Es kommt neben der ob- jektiv-technischen Leistungsfähigkeit auch auf die von den Kunden wahrgenommenen Stärken und Schwächen an, also auf die subjektiv wahrgenommene Leistungsfähigkeit. Bei Diskrepanzen zwischen objektivtechnischer und subj ektiv wahrgenommener Leistung resultieren die in der Abb. darge- stelltenStrategieempfehlungen. Basis für den letztlichen Erfolg der Wettbewerbsstrategie ist die positive Differenzierung eines Unternehmens von seinen Konkurrenten, es benötigt einen Strategischen Wettbewerbsvorteil. In Analogie zur Evolutionstheorie muss ein Unternehmen zumindest einen strategischen Wettbewerbsvorteil besitzen, umlangfristigüberlebenzukönnen. Porter unterscheidet auf Basis des strategischen Dreiecks drei Basisformen von Wettbewerbsstrategien: die Strategie der Kostenführerschaft, die Differenzierungsstrategie und die Konzentration auf ganz bestimmte Marktsegmente (Marktsegmentierung), womit im Grunde an die im Rahmen der Marktsegmentierung entwickelten Optionen angeknüpft wird. Weitere Unterscheidungen zielen auf die Art der Marktstimulierung bzw. den primär eingesetzten Wettbewerbsvorteil. Hiernach lassen sich naturgemäß vielfältige strategische Stoßrichtungen definieren, z. B. Preis-Strategie, Präferenzstrategie, Erlebnisstrategie, Design-Management, Direktmarketing-Strategieusw. Eine aufgrund der Wettbewerbsdynamik wichtige wettbewerbsstrategische Dimension stellt das strategische Timing dar. Insbesondere in Investitionsgüter-Märkten ist sie eng mit den Optionen der Technolo- gie-Strategie verknüpft. Weiteren Spielraum erhält die Wettbewerbsstrategie durch den Grad an Anpassung bzw. Abhebung vom branchenüblichen Marktauftritt (Originalität; Imitationsstrategie) und von der Angriffsfreude (offensiv/defen- siv) gegenüber Mitwettbewerbern. Diesbezüglich werden gelegentlich Analogien zur Militärtheorie (insb. Clausewitz) entwickelt, deren Aussagekraft freilich umstritten ist. Beispiele aus dem Bereich ¿er Angriffsstrategien sind (Ries/Trout): Konfrontationsstrategie, Umzingelungsstrategie, Flankenangriff und Guerillastrategie. Naturgemäß bringen Unternehmen unterschiedliche Voraussetzungen für verschiedene Wettbewerbsstrategien mit. Kotier unterscheidet diesbezüglich Marktführer (Marktanteil zusammen ca. 40%), Marktherausforderer (ca. 30 %), Marktmitläufer (ca. 20%), Marktnischenbearheiter (ca. 10%). In jeder dieser Gruppen sind bestimmte Marketing-Mixes zweckmäßig, z.B. hinsichtlich Preisstrategie, Werbung, T echnologie-Strategie etc. Informationsmäßige Grundlage für die Definition der Wettbewerbsstrategie eines Unternehmens ist die genaue Analyse aller Einflußfaktoren des Wettbewerbs. Die Konkurrenzanalyse muss integraler Bestandteil der strategischen Marktforschung sein und kontinuierlich durchgeführt werden. Auch die eigene Leistungsfähigkeit muss aus Sicht der Kunden gemessen werden. Generell ist es wichtig, dass alle Informationen und Basisannahmen, die in die Definition der Wettbewerbsstrategie eingeflossen sind, kontinuierlich überprüft werden, da die Einflußfaktoren dynamischen Charakter besitzen (Wettbewerbsdynamik). Eine Wettbewerbsstrategie muss jedoch nicht nur gegen die Konkurrenten gerichtete Aktionen enthalten. Gleichermaßen kann in einer erfolgreichen Wettbewerbsstrategie auch festgeschrieben sein, in welchem Ausmaß und mit welchen Zielen eine Kooperation mit Konkurrenzunternehmen realisiert wird. Diese StrategischenKooperationen können alle Arten von Kooperationsabkommen umfassen, bei denen sich zwei oder mehr Unternehmen zur Zusammenarbeit und gemeinsamen Verfolgung von Zielen verpflichten. Im Lebenszyklus von Produkten verändern sich die den Wettbewerb bestimmenden Faktoren (Wettbewerbsdynamik) und konstituieren unterschiedliche strategische Marktsituationen. Damit ergeben sich Auswirkungen auf die Wettbewerbsstrategie. Die wichtigsten Strategietypen, die sich den Lebenszyklusphasen zuordnen lassen, sind: Wettbewerbsstrategien in jungen Märkten: Das Kernproblem in jungen Branchen, die am Anfang ihres Lebenszyklus stehen, ist das Fehlen von fest definierten Regeln für das Wettbewerbsverhalten. Ziel der Wettbewerbsstrategie ist in dieser Situation die Etablierung von Verhaltensregeln, die die Attraktivität der Branche sichern. Problematisch ist die sehr hohe Unsicherheit bezüglich der weiteren Branchenentwicklung auf den Dimensionen Technologie, Wettbewerber und Konsumentenverhalten, die dazu führen, dass die Wettbewerbsstrategie durch ein Höchstmaß an Flexibilität gekennzeichnet sein muß, damit das Unternehmen schnell auf mögliche Änderungen reagieren kann. Im Vordergrund der Wettbewerbsstrategie steht in dieser Phase die Technologie und der Kunde, da es primär um die Steigerung der Kundenakzeptanz und die Marktpenetration des neuen Produktes geht. Aufgrund des Gesamtmarktwachs- tums ist eine Umsatzausweitung für alle Anbieter möglich. Ziel der Wettbewerbsstrategie in dieser Phase ist die Etablierung der eigenen Technologie als Industriestandard (Technologie-Strategie) und der Aufbau von Wettbewerbsvorteilen. Der Imageaufbau ist in dieser Phase einfacher, da die Kunden noch keine festen Vorstellungen von der Leistungsfähigkeit der Anbieter haben, soweit sie nicht frühere Erfahrungen aus anderen Industrien übertragen. Wettbewerbsstrategien in reifen Märkten: Reife Märkte sind dadurch gekennzeichnet, dass sich relativ feste Verhaltensregeln für alle Marktteilnehmer herauskristallisiert haben. Viele Unsicherheitsfaktoren sind beseitigt und insb. auf der technischen Seite hat sich ein Standard durchgesetzt. Die Wachstumsraten des Gesamtmarktes sind nur noch sehr gering oder gleich Null (Marktstagnation), so dass eigenes Wachstum nur noch auf Kosten von Konkurrenzunternehmen möglich ist (Nullsummenspiel). In dieser Phase ist es daher besonders wichtig, über ausgeprägte Wettbewerbsvorteile zu verfügen. Hauptziel der Wettbewerbsstrategie ist es, die Position des Unternehmens zu konsolidieren und die Rentabilität zu sichern. Im Mittelpunkt der Strategie stehen damit die Konkurrenzunternehmen und die Sicherung der eigenen relativen Position. Wettbewerbsstrategien in schrumpfenden Märkten (Marktschrumpfung): Schrumpfende Märkte sind durch einen Rückgang der Gesamtnachfrage gekennzeichnet, die bei nahezu allen Anbietern negative Umsatzauswirkungen hat. Die Rentabilität hängt sehr stark von einem effizienten Kostenmanagement ab. Die kritische Frage in dieser Phase ist die nach dem richtigen Austrittszeitpunkt (Marktaustritt). Die Beantwortung dieser Frage hängt von einer Reihe verschiedener Faktoren ab. Dazu gehören die Erwartungen bezüglich der weiteren Branchenentwicklung, die Preiselastizität der Nachfrage, die Verhaltensweisen der Konkurrenten, die eigene Wettbewerbsposition und die internen strategischen Prioritäten. Generell kann man sagen, dass der eigene Austritt um so eher kommen sollte, je schwächer die eigene Position ist und je weniger günstig die Zukunftsprognosen für die weitere Marktentwicklung sind. Die am weitesten verbreitete Basisstrategie ist die Abschöpfungsstrategie, d.h. die Maximierung des Gash Flow bei Minimierung der Investitionen.
Literatur: Axelrod, R., The Evolution of Cooperation, New York 1984. Harrigan, K. R., Unterneh- mensstrategien für reife und rückläufige Branchen, Frankfurt 1989. Meffert, H., Marketing und strategische Unternehmensführung, ein wettbewerbsorientierter Kontingenzansatz, Arbeitspapier Nr. 32, Wissenschaftliche Gesellschaft für Marketing und Unternehmensführung, Münster 1986. Porter, M., Wettbewerbsstrategien, Frankfurt a. M. 1984. Porter, M., Wettbewerbsvorteile, Frankfurt a. M. 1986.
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