Entsorgung
Inhaltsübersicht
I. Abfall und Entsorgung als produktionswirtschaftliche Phänomene
II. Abfall- und entsorgungsrechtliche Basis
III. Abfall- und entsorgungswirtschaftliche Prinzipien
IV. Abfall- und Entsorgungswirtschaft als Dienstleistungsproduktion
V. Abfall und Entsorgung im Produktions- und Reduktionsmanagement
I. Abfall und Entsorgung als produktionswirtschaftliche Phänomene
Der Objektbereich »Abfall« sowie der damit verknüpfte Vorgangsbereich »Entsorgung« finden in zunehmendem Maße das Interesse der modernen bwl. Produktionstheorie wie auch des Produktionsmanagements. Im Rahmen der Produktionstheorie drückt sich dies insb. in Ausweitungen und Vertiefungen des gesamten Denkkonzepts durch Bezugnahme auf erweiterte Gütertypologien und Kriteriensets aus (vgl. insb. Dinkelbach, W./Piro, A. 1989 u. Dinkelbach, W./Piro, A. 1990; Dinkelbach, W./Rosenberg, O. 1994; Dyckhoff, H. 1993 u. Dyckhoff, H. 1994; Zelewski, S. 1993a u. Zelewski, S. 1993b, S. 333 – 359), ferner in bestimmten Modifikationen und Variationen speziell aktivitätsanalytischer Ansätze (vgl. insb. Kistner, K. -P./Steven, M. 1993; Steven, M. 1994b), in abfall- und entsorgungsorientierten Verbreiterungen konventioneller Konzepte der unternehmerischen Produktionsplanung (vgl. z.B. Kistner, K.-P. 1989; Kistner, K.-P./Steven, M. 1991; Plein, P.-A. 1989; Steven, M. 1992 u. Steven, M. 1994a) sowie in konzeptionellen Beiträgen zum inner- und überbetrieblichen Recycling (Jahnke, B. 1986; Zabel, H.-U. 1993). Angesichts rasant gestiegenen Abfallaufkommens bei gleichzeitig dramatisch verengten Entsorgungsmöglichkeiten (Michaelis, P. 1991 u. Miachaelis, P. 1993; Schenkel, W. 1988) findet diese Neuorientierung seit Jahren, nicht zuletzt seit den grundlegenden Werken zur Kuppelproduktion (insb. Riebel, P. 1955), ihren Niederschlag auch in einer Fülle wissenschaftlicher Beiträge zum Produktionsmanagement bei eingehender Behandlung von Fragen der Abfallwirtschaft (z.B. Hammann, P. 1988; Müller, H. 1991; Strebel, H. 1978a; Wagner, G. R./Fichtner, S. 1992) bzw. des Rückstandsmanagements (z.B. Strebel, H. 1993; Wittmann, R. G. 1994), der Entsorgungswirtschaft (z.B. Dutz, E./Femerling, C. 1994; Matschke, M. J./Lemser, B. 1992; Nüttgens, M./Scheer, A.-W. 1993) sowie des Recyclings (z.B. Frank, W. 1990; Kleinaltenkamp, M. 1985; Wintringer, U. 1994).
II. Abfall- und entsorgungsrechtliche Basis
Allerdings leidet die Vergleichbarkeit dieser vielfältigen Theorie- und Managementansätze derzeit noch unter erheblichen Divergenzen in Gebrauch und Interpretation der den Objektbereich »Abfall« kennzeichnenden Begriffe, etwa der z.T. substitutiv verwendeten Termini Abprodukte, Ausschuss, unerwünschte Kuppelprodukte, Müll, Nonproduct-Output, Residuen, Reststoffe oder Schadstoffe (vgl. erörternd Corsten, H./Götzelmann, F. 1992; Müller, H. 1991; Strebel, H. 1978a), wie auch unter der z.T. undifferenzierten Verwendung sog. »subjektiver« und »objektiver« Abfallbegriffe (vgl. Der Rat von Sachverständigen für Umweltfragen, 1990, S. 43 – 46). Zudem wird auch der Vorgangsbereich »Entsorgung« nicht durchgängig gleichartig gefasst. Sucht man vor diesem Hintergrund nach verbindenden Orientierungen, dann bieten sich insb. die Legaldefinitionen der relevanten Abfallgesetze, aus denen ohnehin die Grundanforderungen abfall- und entsorgungsbezogenen Unternehmerverhaltens resultieren, als Basis an.
Dem subjektiven Abfallbegriff aus § 1 Abs. 1 des bundesdeutschen Abfallgesetzes von 1986 lag, weitgehend losgelöst vom jeweiligen Verwendungszweck, dominant der jeweilige Entledigungswille des Abfallbesitzers zugrunde, ergänzt durch die Verpflichtung zu geordneter Entsorgung (gemäß § 1 Abs. 2 verstanden als Verwertung, Behandlung oder Beseitigung) der zur Entledigung vorgesehenen beweglichen Sachen, gebunden an die Bedingung der Wahrung des Wohls der Allgemeinheit, insb. des Schutzes der Umwelt (Helmig, E./Allkemper, L. 1994; Stephan, G. 1995). Diesem Konstrukt, dem dann auch weitgehend die auf diesem Gesetz aufbauenden Verordnungen sowie die geltenden Abfallgesetze der Bundesländer entsprechen (Hösel, G./Lersner, H.F. v. 1994), stellt das im September 1994 verabschiedete und im Oktober 1996 in Kraft getretene Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz (kurz: Kreislaufwirtschaftsgesetz) eine stärkere Orientierung an dem auch für Dritte nachvollziehbaren jeweiligen Verwendungszweck, mithin ein in juristischem Verständnis »objektiveres« Element, entgegen (Petersen, F. 1995). Dies geschieht, indem dieses neue Gesetz, welches das bisherige Abfallgesetz vollständig ablösen wird, mit § 3 Abs. 3 – und zwar in Entsprechung zum geltenden EU-Recht (Kersting, A. 1994; Schreier, A. 1994) – als Abfall alle jene Stoffe bezeichnet, die anfallen, »ohne dass der Zweck der jeweiligen Handlung hierauf errichtet ist«, oder »deren ursprüngliche Zweckbestimmung entfällt oder aufgegeben wird, ohne dass ein neuer Verwendungszweck unmittelbar an deren Stelle tritt«. Unter diese »objektive« Kategorie fallen damit nunmehr jegliche Reststoffe, seien sie nun verwertbar oder nicht – kurz: »Abfall ist danach nun alles, was nicht (oder nicht mehr) Produkt ist« (Wagner, G. R./Matten, D. 1995, S. 46). Zum Abfall zählt dann also auch jedes Gebrauchsgut nach Ablauf seiner Nutzung. Zu seiner Entsorgung ist dann ebenfalls – wie im Falle aller übrigen Abfälle – »jede natürliche oder juristische Person« verpflichte, die darüber »die tatsächliche Sachherrschaft« innehat (§ 3 Abs. 6).
III. Abfall- und entsorgungswirtschaftliche Prinzipien
Durch das Kreislaufwirtschaftsgesetz erfährt die schon im Abfallgesetz von 1986 angelegte, gerade das produktionswirtschaftliche Handeln tangierende Prioritätenfolge »Vermeidung vor Verwertung vor Beseitigung« (Klages, C. 1991; Tettinger, P. J./Asbeck-Schröder, C./Mann, T. 1993) weitere Verstärkung und zugleich Präzisierung (Tettinger, P. J. 1995; Versteyl, L.-A./Wendenburg, H. 1994). Denn über die Neufassung des Abfallbegriffs soll nunmehr beim einzelnen Abfallerzeuger nicht nur die Vermeidung beseitigungsbedürftiger, sondern auch noch verwertbarer Abfälle angeregt werden. Dazu wird der zuvor – nicht zuletzt auch von Produktionswissenschaftlern (z.B. Dyckhoff, H. 1993; Kaluza, B./Pasckert, A. 1994; Strebel, H. 1988]) – vielfältig diskutierte Gedanke der Kreislaufwirtschaft (vgl. auch Enquete-Kommission »Schutz des Menschen und der Umwelt« des Deutschen Bundestages, 1994; Michaelis, P. 1993; Schenkel, W./Reiche, J. 1993; Thomé-Kozmiensky, K.-J. 1994; Zahn, E./Steimle, V. 1993) durch § 4 erstmals gesetzlich festgeschrieben. Insb. kommt die Vorgabe »Anlageninterne Kreislaufführung« einer gesetzlichen Festschreibung produktionsintegrierter Umweltschutztechnik für den Hersteller gleich, während die Vorgabe »Abfallarme Produktgestaltung« in Richtung künftiger staatlicher Einflussnahme auf unternehmerische Produktentwicklungen und Produktplanungen weist. Damit reflektiert der Gesetzgeber – flaniert u.a. durch zielentsprechende staatliche Fördermaßnahmen (vgl. z.B. Rogall, H. 1991; Umweltbundesamt, 1990) – verstärkend auf jene abfalls- und entsorgungswirtschaftlichen Prinzipien, die auch die produktionswirtschaftliche Literatur selbst schon seit geraumer Zeit unter Stichworten wie »Clean Technology« oder »Integrierter Umweltschutz« (Haasis, H.-D. 1994; Kreikebaum, H. 1991 u. Kreikebaum, H. 1992; Rentz, O. 1995) sowie »Abfall-« und »Entsorgungsorientierte Forschung und Entwicklung« (Bennauer, U. 1994; Hildebrandt, T. 1993; Strebel, H. 1978b u. Strebel, H. 1988) eingehend diskutiert. Allerdings wird die Verfolgung dieser Prinzipien den Produktionswirtschaftler künftig noch stärker als bisher in die Abhängigkeit natur- und ingenieurwissenschaftlicher Kompetenzen bringen, da abzusehen ist, dass Anlagenbetriebs- und -fortführungsgenehmigungen künftig verstärkt vom Nachweis der Erfüllung des jeweiligen »Standes der Abfall- und Entsorgungstechnik« abhängen werden (Thoenes, H. W. 1995; Thomé-Kozmiensky, K. J. 1994; Wagner, G. R. 1994).
Als konzeptioneller (also gegenüber solchen Prinzipien wie »Stand der Technik« weniger instrumenteller) Hebel zur Durchsetzung des Kreislaufgedankens wird umweltpolitisch das Verursacherprinzip in jenem Sinne verfolgt, ökologiewirksame aktuelle und künftige negative externe Effekte der Unternehmenstätigkeit ihren »Verursachern« als ökonomische Nachteile zuzuweisen. Diesem Prinzip entspricht – im Verbund mit den relevanten Gesetzen zur Abfallhaftung (Marburger, P. 1995; Nicklisch, F. 1992 u. Nicklisch, F. 1993) – das Kreislaufwirtschaftsgesetz, indem es dem Erzeuger von Abfällen die Verantwortung für deren Verwertung und Beseitigung zuordnet. Da sich aber ein in diesem Sinne als »Verursacher« Bezeichneter zur Erfüllung seiner Pflichten der Dienste Dritter bedienen kann (§ 16), impliziert dieses gesetzliche Modell in besonderer Weise Möglichkeiten und Anreize privatwirtschaftlicher Kooperation zur Verwertung und Beseitigung von Abfällen, sei es im Verhältnis zwischen Produktions- und spezialisierten Entsorgungsunternehmen und/oder zwischen verschiedenen Produktionsunternehmen selbst. Um dabei allerdings den stets ordnungsgemäßen Umgang mit den Abfällen sicherzustellen, sieht das Kreislaufwirtschaftsgesetz eine Vielzahl von Vorschriften zur Gewährleistung von Transparenz für die jeweiligen Überwachungsbehörden, aber auch ganz allgemein für die »Interessierte Öffentlichkeit« vor. Dazu zählen u.a. Zertifizierungspflichten speziell für Entsorgungsunternehmen, Mitteilungspflichten für Abfallerzeuger zur Betriebsorganisation wie zur Benennung von Betriebsbeauftragten für Abfall, Verpflichtungen zur regelmäßigen Erstellung detaillierter Abfallwirtschaftskonzepte und deren Vorlage bei den zuständigen Behörden sowie vollständige und regelmäßige Offenlegung der Verwertungs- und Beseitigungsvorgänge durch obligatorische Vorlage umfassender Abfallbilanzen zu Art, Menge und Verbleib der jeweiligen Stoffe (eingehender dazu Wagner, G. R./Matten, D. 1995). Insgesamt schimmert aus der Fülle dieser Vorschriften deutlich ein aus bestimmten Erfahrungen, insb. mit der praktischen Umsetzung der Verpackungsverordnung von 1991 (vgl. u.a. Balderjahn, I. 1994; Römer, A. U./Feld, L. P. 1994; Wagner, G. R./Vogel, A. 1992) wie auch mit dem hohen Anteil abfallbezogener Umweltdelikte (vgl. Eidam, G. 1993; Romesch, L. 1992), resultierendes Misstrauen des Gesetzgebers hervor.
Der wohl radikalste Ausdruck konsequenter Umsetzung des im o.g. Sinne verstandenen Verursacherprinzips findet sich in der Verankerung der erweiterten Produktverantwortung des Herstellers gemäß §§ 22 bis 26 Kreislaufwirtschaftsgesetz. Dabei trägt die explizite und betonte Anknüpfung des Gesetzes an den Beginn eines jeweiligen Produktlebenszyklus konsequent der dominanten Rolle des Prinzips Abfallvermeidung Rechnung. Zeitlich umfasst die Produktverantwortung in diesem Sinne den gesamten Produktlebenszyklus von der Entwicklung eines Erzeugnisses über dessen Herstellung und Inverkehrbringung bis hin zur Entsorgung oder Rückführung nach erfolgter Verwendung durch den Käufer, Letzteres speziell relevant bei gewerblichen und privaten Gebrauchsgütern. Sachlich umfasst sie die Wahl der Einsatzstoffe (mit der Vorgabe des vorrangigen Einsatzes von verwertbaren Abfällen oder sekundären Rohstoffen), die Kennzeichnung von Schadstoffen sowie vor allem die Vorgänge der Erzeugnisrücknahme, -verwertung und -beseitigung nach erfolgtem Gebrauch. Indem damit erstmals das insb. aus dem allgemeinen Konzept des Sustainable Development (Brenck, A. 1992; Welford, R. 1994) entwickelte Prinzip des »Product Stewardship« (Dillon, P. S./Baram, M. S. 1993) gesetzlich kodifiziert wird, erhalten alle bisherigen bwl. Konzepte abfall- und entsorgungsbezogenen Lebenszyklusdenkens (z.B. Boeckle, U. 1994; Horneber, M. 1995; Steger, U. 1994; Strebel, H./Hildebrandt, T. 1989) de facto staatlich verordnete zusätzliche Relevanz. Und in dem Maße, in dem aus diesem Gesetz – z.B. analog der deutschen Verpackungsverordnung oder der EU-Verpackungsrichtlinie – weitere Rechtsverordnungen für bestimmte Produktabfälle folgen, z.B. die Elektronik-Schrott-Verordnung oder die Verordnungen zur Entsorgung von Altautos sowie von gebrauchten Batterien und Akkumulatoren (Thomé-Kozmiensky, K. J. 1994), erhalten speziell jene bwl. Ansätze besonderes Gewicht, die sich im Schnittfeld von Produktion, Distributionslogistik und Redistribution mit der technisch-ökonomischen Lösung solcher Rückführungsaufgaben befassen (vgl. z.B. Delfmann, W. 1994; Hansen, U. 1994; Ihde, G. B./Dutz, E. 1993; Schwarz, E. J. 1994).
Betrachtet man das Feld der Abfall- und Entsorgungswirtschaft als Ganzes, so sticht ins Auge, dass bestimmte, in besonderer Weise umwelt-, gesundheits- und/oder sicherheitsgefährdende Branchen von vornherein aus dem Geltungsbereich des Abfallgesetzes von 1986 wie auch des Kreislaufwirtschaftsgesetzes herausfallen, z.B. der Bereich der Tierkörperbeseitigung oder jener der nuklearen Entsorgung (vgl. zu Letzterem Reich, J. 1989). Begründbar ist dies zumeist mit den Erfordernissen der Beachtung ganz spezifischer stofflicher und/oder technologischer Risiken. Gleichviel besitzen i.d.R. auch dort, resultierend aus bestimmten Spezialgesetzen (etwa dem Tierkörperbeseitigungs-, dem Tierseuchen- oder dem Atomgesetz) die Prinzipien Abfallvermeidung und erweiterte Produktverantwortung Geltung. Allerdings ist dort i.A. die Möglichkeit, das Kreislaufprinzip zu realisieren, deutlich eingeschränkt, sei es zur Vermeidung möglicher Infektionszyklen (am Beispiel von BSE-Infektionen, z.B. o. V., 1995) oder aus Gründen der Strahlenschutzvorsorge (Ewers, H.-J./Rennings, K. 1995).
IV. Abfall- und Entsorgungswirtschaft als Dienstleistungsproduktion
Steht die traditionelle Pointierung von Abfall und Entsorgung – soweit man von letztgenannten Bereichen absieht – dominant unter der Perspektive des Abfall erzeugenden Produktionsbetriebs, so wandelt sie sich seit einiger Zeit nachhaltig in Richtung besonderer Betonung der Abfall- und Entsorgungswirtschaft als eigenständiger Dienstleistungsproduktion, insb. in den Erscheinungsformen der Entsorgungslogistik (Pfohl, H.-Chr. 1993; Steuler, K.-N. 1993; Stölzle, W. 1993; Vogel, A. 1993), der stofflichen Abfallbehandlung und -aufbereitung (Thomé-Kozmiensky, K. J. 1994) oder der Abfalldeponierung und Altlastensanierung (Wagner, G. R./Fichtner, S. 1989 sowie insb. Thomé-Kozmiensky, K. J. 1994). Diese Entwicklung ist zum einen Wirkung des ökonomischen Anreizes eines wachsenden Marktes, in dem zunehmend – bei im Übrigen außerordentlich komplexen Markt-, Genehmigungs- und Überwachungsstrukturen (Staudt, E. 1992) – privatwirtschaftliche Mittel- und Großunternehmen konkurrierend und kooperierend neben die bisher vorherrschenden öffentlichen, insb. kommunalen Entsorgungsbetriebe treten (Kerstan, H.-G. 1987; Krämer, H. 1990; o. V., 1988; Wagner, G. R./Vogel, A. 1992). Sie ist zum anderen – insb. angesichts zunehmender Komplexität und Dynamik der technologisch notwendigen Problemlösungen (Steinhilper, R. 1994) sowie zunehmender Gefährdungspotenziale im Sonderabfallbereich (Fichtner, S. 1992; Thomé-Kozmiensky, K. J. 1994) – das Ergebnis arbeitsteiliger Spezialisierungen innerhalb der durch die Verfolgung des Kreislaufgedankens verlängerten Abfallrückführungs- und -beseitigungsketten. Und drittens schließlich ist diese Entwicklung Resultat kollektiver Risikokalküle aller Beteiligten unter dem Bemühen, die besondere Regulierungsdichte, die gerade in diesem Sektor aus der Fülle nationaler und internationaler Gesetze, Verordnungen, Abkommen und Richtlinien (Hoffmann, M. 1994; Thomé-Kozmiensky, K. J. 1994) einschließlich strafrechtlicher Regelungen (Eidam, G. 1993; Riettiens, H. 1994) resultiert, durch Parzellierung und dann lediglich partenweise Übernahme bestimmter Entsorgungsrisiken unternehmenspolitisch handhabbar zu machen.
V. Abfall und Entsorgung im Produktions- und Reduktionsmanagement
Erweiterte Produktverantwortung und Kreislaufdenken binden die Beteiligten der jeweiligen Stoffstromketten mithin in Risikogemeinschaften zur Handhabung möglicher »Störungsketten« (Janzen, H. 1995, S. 349). Für Abfallerzeuger wie Abfallentsorger sind damit sowohl Produktion wie Reduktion (Liesegang, D. G. 1993) zunehmend in Arbeitsteilung zu planen und zu gestalten. Strategisch läuft dies auf die Herausbildung vertikaler, stoffstromorientierter Produktions- und Reduktionsallianzen hinaus, operativ auf die unternehmensübergreifende Planung und Steuerung verbundener Produktions- und Reduktionsvorgänge. Unter der Zielsetzung der Leistungseffizienz des Gesamtsystems und seiner Elemente liegt es dabei – um abrundend auch die fertigungsorganisatorische Perspektive zu streifen – nahe, die abfallbezogenen Vermeidungs- und Verwertungskomponenten sämtlicher Stufen zur Steigerung der jeweiligen Anreizwirkungen durchgängig funktionsintegriert zu organisieren.
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