Erfolgsgrößen und Erfolgsmaße
Inhaltsübersicht
I. Begriffliche Abgrenzung
II. Darstellung elementarer Erfolgsgrößen und Erfolgsmaße
III. Funktionen von Erfolgsgrößen und Erfolgsmaßen
IV. Allgemeine Anforderungen an Erfolgsgrößen und Erfolgsmaße
I. Begriffliche Abgrenzung
Unter einem Erfolgsmaß wird in der Betriebswirtschaftslehre eine Überschussgröße verstanden, die in einem bestimmten Zeitraum von einer unternehmerischen Einheit (Unternehmen) erwirtschaftet worden ist; der Begriff Erfolgsgröße wird weitgehend synonym verwendet. Die Erfolgsmessung kann auf einer Stromgrößenrechnung oder auf Bestandsrechnungen basieren. Größen, bei denen Strom- und Bestandsgrößen in Beziehung zueinander gesetzt werden, fallen der hier zugrunde gelegten Abgrenzung zufolge nicht unter die Erfolgsmaße. Je nachdem, ob der betrachtete Zeitraum die gesamte Lebensdauer des Unternehmens umfasst oder nur einen Teil derselben, wird der Totalerfolg oder ein Periodenerfolg bestimmt; im Folgenden geht es um die Messung des Periodenerfolgs.
II. Darstellung elementarer Erfolgsgrößen und Erfolgsmaße
1. Der Cashflow
Der Cashflow CFt beinhaltet den Überschuss von Einzahlungen et über Auszahlungen at einer Periode t:
Je nach Abgrenzung der Ein- und Auszahlungen lässt sich eine Vielzahl unterschiedlicher Cashflow-Varianten unterscheiden. Im Rahmen der Erfolgsmessung werden meist sämtliche Zahlungen des Leistungsbereichs des Unternehmens, also auch Investitionsauszahlungen, in die Betrachtung einbezogen; darüber hinaus finden i.d.R. Steuerzahlungen Berücksichtigung. Als freier Cashflow wird derjenige Betrag bezeichnet, der für Zahlungen an Kapitalgeber zur Verfügung steht oder durch Zahlungen von Kapitalgebern aufgebracht werden muss (vgl. Drukarczyk, J. 1998, S. 126 ff.). Häufig wird ein von der Finanzierung des Unternehmens unabhängiges Erfolgsmaß bestimmt, indem bei der Berechnung des freien Cashflow anstelle der tatsächlichen Steuerzahlungen die Steuerzahlungen zum Abzug kommen, die das Unternehmen leisten müsste, wenn es unverschuldet wäre. Die Berücksichtigung fremdfinanzierungsbedingter Zahlungen führt zu dem für Zahlungen an die Eigenkapitalgeber verfügbaren oder durch diese aufzubringenden Betrag (Flow to Equity).
2. Der Periodengewinn
Der Periodengewinn PGt errechnet sich als Überschuss von Leistungen/Erträgen rt über Kosten/Aufwendungen ct einer Periode t:
Wird der Periodengewinn auf der Grundlage von Leistungen und Kosten bestimmt, so handelt es sich um einen kalkulatorischen Erfolg (siehe z.B. Schweitzer, M./Küpper, H.-U. 1998, S. 194 ff.). Kalkulatorische Zinsen auf das Eigenkapital kommen bei der Berechnung – anders als beim Residualgewinn – nicht zum Abzug; ob Fremdkapitalkosten berücksichtigt werden, hängt von der Definition im Einzelfall ab. Bei Zugrundelegung von Erträgen und Aufwendungen entspricht der Periodengewinn im Grenzfall dem Jahres- oder Konzernüberschuss der externen Rechnungslegung (siehe z.B. Baetge, J. 1996, S. 521 ff.). Abweichungen von diesen Größen resultieren aus einer anderen Periodenabgrenzung, einer andersartigen Ausübung von Bilanzierungs- und Bewertungswahlrechten oder aus einer anderen Abgrenzung der einzubeziehenden Erträge und Aufwendungen. In jüngerer Zeit haben sich die Abkürzungen EBT (Earnings Before Taxes), EBIT (Earnings Before Interest and Taxes), EBITDA (Earnings Before Interest, Taxes, Depreciation and Amortization), NOPAT (Net Operating Profit After Taxes) und NOPLAT (Net Operating Profit Less Adjusted Taxes) für Erfolgsmaße durchgesetzt, die als Varianten des Periodengewinns interpretiert werden können (siehe Copeland, T./Koller, T./Murrin, J. 2000, S. 157 ff.).
Stimmt die Summe der Periodengewinne über die gesamte Lebensdauer T des betrachteten Unternehmens hinweg mit der Summe der (insbesondere im Hinblick auf die Fremdfinanzierung und die Besteuerung analog abgegrenzten) Cashflows überein, so gilt das Kongruenzprinzip:
Leistungen/Erträge und Kosten/Aufwendungen sind dann als periodisierte Einzahlungen bzw. Auszahlungen zu interpretieren. Wie die Periodisierung erfolgt, richtet sich in der internen Erfolgsrechnung nach der Funktion, der das Erfolgsmaß dient; im Rahmen der externen Rechnungslegung wird die Periodisierung durch Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung oder entsprechende Standards geregelt (siehe z.B. Schneider, D. 1997, S. 273 ff.). Mit der Periodisierung geht die Bildung und Auflösung bilanzieller Posten einher, in denen die Bindung oder die Freisetzung von Kapital zum Ausdruck kommt. Das am Ende der Periode t gebundene Kapital KBt wird definiert durch:
KB – 1 = 0 wird regelmäßig vorausgesetzt. Das Kongruenzprinzip fordert KBT = 0, also die Auflösung der Kapitalbindung bis zum Ende des Betrachtungszeitraums.
In der internen Erfolgsrechnung wird das Kongruenzprinzip häufig durchbrochen, z.B. indem Abschreibungen auf der Grundlage von Tagesneuwerten bestimmt oder Rohstoffverbräuche auf der Basis von Wiederbeschaffungspreisen bewertet werden. Auch die externe Rechnungslegung nach internationalen Rechnungslegungsstandards ist in dieser Hinsicht nicht problemfrei. Im Rahmen der externen Rechnungslegung nach HGB wird das Kongruenzprinzip grundsätzlich eingehalten; eine Ausnahme bildet die Möglichkeit zur Verrechnung eines Geschäfts- oder Firmenwertes mit den Rücklagen nach § 309 HGB.
3. Der Residualgewinn
Der Residualgewinn – in der Praxis wird auch häufig die Bezeichnung Economic Value Added (siehe z.B. Stewart, G.B. 1990, S. 118 ff.) verwendet – entspricht dem Periodengewinn, vermindert um Kapitalkosten:
Die Kapitalkosten werden als Verzinsung des in der betreffenden Periode gebundenen Kapitals KBt – 1 bestimmt. Als Kapitalkostensatz k findet i.d.R. ein kapitalmarktorientierter Verzinsungsmaßstab Anwendung, der insbesondere ein Entgelt für das Risiko beinhaltet, mit dem die Aktivitäten des betrachteten Unternehmens oder Unternehmensbereichs aus Sicht der Kapitalgeber behaftet sind.
Je nach Definition des zugrunde gelegten Periodengewinns ist eine Reihe von Varianten zu unterscheiden, bei deren Abgrenzung vor allem auf eine konsistente Bestimmung der Kapitalkosten geachtet werden muss. Werden bereits bei der Bestimmung des Periodengewinns fremdfinanzierungsbedingte Kosten/Aufwendungen berücksichtigt, so gehen in die Kapitalkosten zweckmäßigerweise nur Eigenkapitalkosten ein. Diese errechnen sich als Produkt des während der Periode gebundenen Eigenkapitals und des Eigenkapitalkostensatzes als der risikoangepassten Renditeforderung der Eigenkapitalgeber. Werden bei der Bestimmung des Periodengewinns keine fremdfinanzierungsbedingten Kosten/Aufwendungen berücksichtigt (NOPAT), so ist das gebundene Eigen- und Fremdkapital mittels eines Kapitalkostensatzes zu verzinsen, der sich als gewogenes Mittel der Renditeforderungen von Eigen- und Fremdkapitalgebern errechnet. Kommt bei der Bestimmung des Periodengewinns die Steuerlast zum Abzug, die das Unternehmen tragen müsste, wenn es unverschuldet wäre (NOPLAT), so muss die Verminderung der Steuerlast infolge der Fremdfinanzierung (Tax Shield) durch eine Modifikation des Fremdkapitalkostensatzes berücksichtigt werden.
Nach dem Theorem von Preinreich/Lücke (siehe Preinreich, 1937; Lücke, 1955) ist die Geltung des Kongruenzprinzips hinreichend für folgenden Zusammenhang:
Der Kapitalwert der in einem Unternehmen oder Unternehmensbereich erzielten Residualgewinne stimmt also bei Geltung des Kongruenzprinzips mit dem Kapitalwert der (insbesondere im Hinblick auf die Fremdfinanzierung und die Besteuerung analog abgegrenzten) Cashflows überein; dies gilt auch im Fall periodenspezifischer Kapitalkostensätze. Je nach Abgrenzung des Residualgewinns eröffnet sich damit die Möglichkeit, den Marktwert eines Unternehmens oder den Marktwert des Eigenkapitals auf der Grundlage periodisierter Größen zu bestimmen (Unternehmensbewertung, Shareholder Value; siehe Küting, K./Eidel, U. 1999, S. 831 ff.; Rappaport, A. 1998, S. 121 ff.). Freiräume bei der Periodisierung können anderweitig – etwa zum Zwecke der Verhaltenssteuerung – genutzt werden.
4. Der ökonomische Gewinn
Im Gegensatz zum Perioden- oder Residualgewinn ist der ökonomische Gewinn ÖGt zukunftsorientiert. Er entspricht dem in der Periode t erzielten Cashflow, erhöht um den Zuwachs des Kapitalwertes der erwarteten künftigen Cashflows (vgl. Laux, H. 1999, S. 144 ff.):
CFt symbolisiert den tatsächlichen Cashflow der Periode t; bezeichnet den Erwartungswert des Cashflows der Periode s im Zeitpunkt t. Bei unveränderten Erwartungen und unverändertem Investitionsprogramm entspricht der ökonomische Gewinn einer Periode der Verzinsung des Kapitalwertes der am Anfang der Periode erwarteten künftigen Cashflows. I.d.R. wird der ökonomische Gewinn aber auch durch geänderte Erwartungen und ggf. durch geänderte Kapitalkostensätze beeinflusst. Werden zusätzliche, bislang noch nicht berücksichtigte Investitionen initiiert, so erhöht sich der ökonomische Gewinn um deren Kapitalwert. Bei entsprechender Abgrenzung der Eingangsgrößen gibt der ökonomische Gewinn die in der betreffenden Periode an Kapitalgeber (Eigenkapitalgeber) geleisteten Zahlungen und den Zuwachs des Marktwertes des Unternehmens (Eigenkapitals) wieder, der durch Maßnahmen der Periode ausgelöst wurde.
III. Funktionen von Erfolgsgrößen und Erfolgsmaßen
1. Information zur Vorbereitung eigener Entscheidungen
Erfolgsmaße werden von Entscheidungsträgern im und außerhalb des Unternehmens genutzt, um im Zuge der Entscheidungsvorbereitung Wahrscheinlichkeitsurteile in Bezug auf potenzielle künftige Entwicklungen zu bilden. In erster Linie ist dabei an die externen Kapitalgeber eines Unternehmens und an übergeordnete Instanzen in hierarchisch strukturierten Unternehmen zu denken. Der Informationswert eines Erfolgsmaßes hängt von dem Nutzenzuwachs infolge der Verwendung des Erfolgsmaßes bei der Entscheidungsfindung einerseits und den Kosten der Bestimmung, Interpretation und Auswertung des Erfolgsmaßes andererseits ab. Aus der Informationsökonomie ist bekannt (siehe z.B. Marschak, J./Miyasawa, K. 1968), dass ein kostenloses Informationssystem bei Geltung der üblichen Rationalitätspostulate niemals einen negativen Wert besitzt, und dass eine Menge von Informationssystemen in Bezug auf ihre Vorteilhaftigkeit lediglich partiell geordnet werden kann (Blackwell Theorem). Aus Letzterem ist zu schließen, dass allgemeingültige Aussagen über die relative Vorteilhaftigkeit von Erfolgsmaßen i.d.R. nicht möglich sind.
Eine Reihe typischer Merkmale von Erfolgsmaßen lässt sich auf den Versuch zurückführen, den Informationswert der resultierenden Größe zu erhöhen. Z. B. bleiben außerordentliche Erfolgseinflüsse, mit denen in Zukunft nicht mehr zu rechnen ist, in der internen Erfolgsrechnung meist ganz außer Acht. Im Wege der Periodisierung werden Zufallseinflüsse im Hinblick auf den Zeitpunkt von Zahlungen egalisiert und Zahlungen, die dem Aufbau von Potenzialen dienen, den Perioden der Nutzung dieser Potenziale zugeordnet. Beides trägt dazu bei, einen „ nachhaltig “ erzielbaren Erfolg zu bestimmen. Selbst Spielräume bei der Erfolgsmessung können zu einer Erhöhung des Informationswertes führen, wenn sie die Möglichkeit eröffnen, zusätzliche Informationen zu übermitteln, und dies im Interesse desjenigen liegt, der die Erfolgsmessung durchführt.
2. Information zur Beeinflussung fremder Entscheidungen
Erfolgsmaße dienen als Anknüpfungspunkt für Anreizsysteme, insbesondere als Bemessungsgrundlage für die Entlohnung von Agenten. Den theoretischen Bezugsrahmen für diese Funktion bildet eine dezentrale Organisation mit asymmetrischer Informationsverteilung, in der Entscheidungsbefugnisse delegiert und Aufgaben an Eigennutzen maximierende Agenten übertragen werden. Ziel ist es, das Verhalten der Agenten mittels geeigneter Anreize so zu steuern, dass es zur Erreichung der Unternehmensziele beiträgt (Anreizkompatibilität oder Zielkongruenz). Letztlich sollen auf diese Weise Agency-Kosten vermindert werden, die aus divergierenden Zielsetzungen, der Unbeobachtbarkeit von Aktivitäten sowie Informationsvorteilen auf Seiten der Agenten resultieren. Der Wert eines Erfolgsmaßes hängt davon ab, inwieweit dies gelingt. Erfolgsmaße, deren Bestimmung, Interpretation und Auswertung keine Kosten verursachen, besitzen stets einen nichtnegativen Wert.
Bei der Steuerung von Profit-Centern geht es im Wesentlichen um die Beeinflussung von Dispositionen und Aktivitäten im Zusammenhang mit der Beschaffung, der Produktion und dem Absatz von Gütern und Dienstleistungen. Gemäß dem Controllability Prinzip (Prinzip der Identität von Kompetenz und Verantwortung) sollte die Entlohnung des Leiters eines Profit-Centers grundsätzlich nur von einem Erfolgsmaß abhängen, auf dessen Ausprägung er allein Einfluss hat und das keinen Zufallseinflüssen unterliegt. Informationsökonomische Überlegungen führen jedoch zu anderen Resultaten. Insbesondere dann, wenn Interdependenzen zwischen den Profit-Centern bestehen, kann es vorteilhaft sein, die Entlohnung des Leiters eines Profit-Centers auch von den in anderen Profit-Centern erzielten Erfolgen abhängig zu machen (vgl. Holmström, B. 1979; Holmström, B. 1982). Dabei muss allerdings mit der Kollusion von Profit-Center-Managern gerechnet werden. Wichtige Instrumente der Koordination von Profit-Centern, die in unmittelbarem Zusammenhang mit Erfolgsmaßen stehen, sind Verrechnungspreise für innerbetriebliche Lieferungen und Leistungen sowie Kostenallokationen (vgl. Ewert, R./Wagenhofer, A. 2000, S. 583 ff.).
Bei der Steuerung von Investment-Centern ist über die angeführten Problemfelder hinaus zu berücksichtigen, dass die vom Manager zu treffenden Investitionsentscheidungen den Erfolg mehrerer Perioden und damit auch seine Entlohnung in mehreren Perioden beeinflussen. Man wird dann damit rechnen müssen, dass der Leiter des Investment-Centers eine stärkere Gegenwartspräferenz aufweist (ungeduldiger Manager), als sie im Kapitalkostensatz des Investitionsprojekts zum Ausdruck kommt. Der hieraus resultierenden Tendenz zur Unterinvestition ist durch die Wahl eines geeigneten Erfolgsmaßes entgegenzuwirken. Aus derzeitiger Sicht scheint sich hierfür der Residualgewinn, verbunden mit geeigneten Periodisierungsregeln für die durch Investitionen ausgelösten Ein- und Auszahlungen, anzubieten (vgl. Rogerson, S. 1997; Reichelstein, W.P. 1997).
IV. Allgemeine Anforderungen an Erfolgsgrößen und Erfolgsmaße
1. Informativität
Das Erfordernis der Informativität muss unabhängig davon erfüllt sein, welchem Zweck das Erfolgsmaß dient. Geht es um die Vorbereitung von Entscheidungen, so ist Informativität im Hinblick auf die Konsequenzen der möglichen Alternativen gefordert. Ein Erfolgsmaß, dessen Kenntnis in keinem Fall eine Revision der diesbezüglichen Wahrscheinlichkeitseinschätzungen zur Folge hat, ist für den Entscheidungsträger bestenfalls wertlos. Dient das Erfolgsmaß als Entlohnungsgrundlage, so muss Informativität im Hinblick auf die Vorteilhaftigkeit der Entscheidungen oder Aktivitäten des Agenten gewährleistet sein. Ein Erfolgsmaß, das keine entsprechenden Hinweise liefert, wird als Entlohnungsgrundlage nicht benötigt (vgl. Holmström, B. 1979, S. 81 ff.). Allgemein gilt, dass die Informativität von Erfolgsmaßen stets vor dem Hintergrund der bereits vorhandenen Informationen zu beurteilen ist.
2. Manipulationsfreiheit
Ein Verstoß gegen das Kriterium der Manipulationsfreiheit liegt vor, wenn die Erfolgsmessung in einer Weise beeinflusst werden kann, die für Außenstehende nicht nachvollziehbar ist (vgl. Hax, H. 1989, S. 163). Die Manipulationsfreiheit bleibt dagegen gewahrt, wenn bekannte Spielräume bei der Erfolgsmessung in zulässiger Weise genutzt werden. Manipulationsfreiheit ist bei vergangenheitsorientierten Erfolgsmaßen i. Allg. leichter sicherzustellen als bei zukunftsorientierten Erfolgsmaßen, da letztere von kaum objektivierbaren Erwartungen in Bezug auf künftige Entwicklungen abhängen. Vor diesem Hintergrund ist insbesondere der ökonomische Gewinn kritisch zu beurteilen.
3. Vergleichbarkeit
Wirken auf den Erfolg eines Unternehmens in mehreren Perioden oder auf den Erfolg mehrerer Unternehmen in einer Periode die gleichen Faktoren ein, so kann die Erfolgsentwicklung im Zeitablauf (Zeitvergleich) bzw. die Gegenüberstellung der Erfolge verschiedener Unternehmen (Betriebsvergleich) zusätzliche Informationen offenbaren. Das Kriterium der Vergleichbarkeit fordert vor diesem Hintergrund, das Erfolgsmaß aller Perioden bzw. in Bezug auf alle Unternehmen in gleicher und damit auch vergleichbarer Weise zu bestimmen. Es hat Bedeutung vor allem für die Periodisierung von Zahlungen im Rahmen der Bemessung des Periodengewinns und des Residualgewinns (vgl. Laux, H. 1999, S. 136 f.).
4. Entscheidungsverbundenheit
Gemäß dem Kriterium der Entscheidungsverbundenheit sollte das Erfolgsmaß einer Periode möglichst alle Erfolgswirkungen erfassen, die auf Entscheidungen in der betreffenden Periode zurückzuführen sind (vgl. Hax, H. 1989, S. 162 f.). Bei fehlender Entscheidungsverbundenheit ist zu befürchten, dass Erfolgsänderungspotenziale in mehrperiodischen Kontexten unerkannt und damit auch ungenutzt bleiben und Prämienzahlungen erst dann erfolgen, wenn der betreffende Entscheidungsträger dem Unternehmen bereits nicht mehr angehört. Von allen behandelten Erfolgsmaßen wird der ökonomische Gewinn dem Kriterium der Entscheidungsverbundenheit am besten gerecht, weil nur bei diesem Erfolgsmaß die künftigen Erfolgswirkungen von Entscheidungen berücksichtigt werden.
5. Kapitalwertidentität
Kapitalwertidentität ist gewahrt, wenn der Kapitalwert der über einen bestimmten Zeitraum hinweg erzielten Erfolge mit dem Kapitalwert der entsprechenden Cashflows übereinstimmt (vgl. Laux, H. 1999, S. 135 f.). Die Einhaltung dieses Kriteriums spielt insbesondere im Zusammenhang mit der Beeinflussung des Investitionsverhaltens von Managern eine wichtige Rolle. Wie oben dargestellt wird es durch den Residualgewinn erfüllt, sofern sich die Abgrenzung der Leistungen/Erträge und Kosten/Aufwendungen nach dem Kongruenzprinzip richtet. Beim Periodengewinn und beim ökonomischen Gewinn dagegen wird gegen das Kriterium der Kapitalwertidentität verstoßen.
6. Akzeptanz und Wirtschaftlichkeit
Soweit Erfolgsmaße als Anknüpfungspunkte für Anreizsysteme dienen, sollte die Erfolgsmessung von den betroffenen Managern nachvollziehbar sein und als fair empfunden werden. Andernfalls droht ein Verlust an Akzeptanz, der die angestrebten Anreizwirkungen zunichte machen kann. In diesem Zusammenhang spielt insbesondere das bereits angeführte Prinzip der Identität von Kompetenz und Verantwortung eine Rolle. Der Vollständigkeit halber sei abschließend darauf hingewiesen, dass die Erfolgsmessung ebenso wie die Interpretation und die Auswertung von Erfolgsmaßen dem ökonomischen Prinzip genügen müssen. Dies resultiert unmittelbar aus den Ausführungen zu den Funktionen von Erfolgsmaßen.
Literatur:
Baetge, Jörg : Bilanzen, Düsseldorf, 4. A., 1996
Copeland, Tom/Koller, Tim/Murrin, Jack : Valuation. Measuring and Managing the Value of Companies, New York et al., 3. A., 2000
Drukarczyk, Jochen : Unternehmensbewertung, München, 2. A., 1998
Ewert, Ralf/Wagenhofer, Alfred : Interne Unternehmensrechnung, Berlin et al., 4. A., 2000
Hax, Herbert : Investitionsrechnung und Periodenerfolgsmessung, in: Der Integrationsgedanke in der Betriebswirtschaftslehre, hrsg. v. Delfmann, Werner, Wiesbaden 1989, S. 153 – 170
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Küting, Karlheinz/Eidel, Ulrike : Performance-Messung und Unternehmensbewertung auf Basis des EVA, in: WPg, Jg. 52, 1999, S. 829 – 838
Laux, Helmut : Unternehmensrechnung, Anreiz und Kontrolle. Die Messung, Zurechnung und Steuerung des Erfolges als Grundprobleme der Betriebswirtschaftslehre, Berlin et al., 2. A., 1999
Lücke, Wolfgang : Investitionsrechnung auf der Grundlage von Ausgaben oder Kosten, in: Zfbf, Jg. 7, 1955, S. 310 – 324
Marschak, Jacob/Miyasawa, Koichi : Economic Comparability of Information Systems, in: International Economic Review, Jg. 9, 1968, S. 137 – 174
Preinreich, Gabriel A. D. : Valuation and Amortization, in: Acc. R., Jg. 12, 1937, S. 209 – 226
Rappaport, Alfred : Creating Shareholder Value. A Guide for Managers and Investors, New York, 2. A., 1998
Reichelstein, Stefan : Investment Decisions and Managerial Performance Evaluation, in: Review of Accounting Studies, Jg. 2, 1997, S. 157 – 180
Rogerson, William P. : Intertemporal Cost Allocation and Managerial Investment Incentives: A Theory Explaining the Use of Economic Value Added as a Performance Measure, in: Journal of Political Economy, Jg. 105, 1997, S. 770 – 795
Schneider, Dieter : Betriebswirtschaftslehre. Bd. 2: Rechnungswesen, München et al., 2. A., 1997
Schweitzer, Marcell/Küpper, Hans-Ulrich : Systeme der Kosten- und Erlösrechnung, München, 7. A., 1998
Stewart, G. Bennett : The Quest for Value, New York 1990
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