Technologiebewertung
Inhaltsübersicht
I. Systematisierung und betriebswirtschaftliche Bedeutung von Technologien
II. Zwecke, Kriterien und Problemfelder der Technologiebewertung
III. Bedeutsame betriebswirtschaftliche Methoden der Technologiebewertung
IV. Zusammenfassung
I. Systematisierung und betriebswirtschaftliche Bedeutung von Technologien
Der Begriff der Technologie lässt sich in seiner breitesten Fassung als Anwendungswissen bzw. als Fertigkeit definieren. Der Technologiebegriff wird gewöhnlich im Sinne von Wissen über naturwissenschaftlich-technische Zusammenhänge verwendet, die zur Lösung von praktischen Problemen, etwa bei der Entwicklung von Produkten und Prozessen, zum Einsatz kommen (Zörgiebel, W.W. 1983). Demgegenüber beinhaltet der Begriff der Technik die konkrete Anwendung der Technologie zur Lösung von spezifischen Problemlagen (Specht, G. 1993).
Technologien können grundsätzlich nach ihrer Verwendung innerhalb der Leistungs- und Wertkette unterschieden werden (vgl. Abb. 1). Prozesstechnologien finden insbesondere im Rahmen der Entwicklungs-, Leistungserstellungs- und Leistungsverwertungsprozesse Anwendung, so beispielsweise in Form von Verfahrenstechnologien. Produktionstechnologien hingegen können als technologische Leistungspotenziale bezeichnet werden, die im Verbund mit andersartigen (z.B. personellen oder rechtlichen) Leistungspotenzialen die Ressourcen- und damit die Kompetenzstruktur eines Unternehmens kennzeichnen. Zunehmende Bedeutung erlangen Informations- und Managementtechnologien, die hauptsächlich innerhalb von Dispositions-, Steuerungs- und Serviceprozessen angewandt werden. Informationstechnologien nehmen zudem im Rahmen der Erstellung von Dienstleistungen immer stärker auch die Rolle von Produktionstechnologien ein. Weiterhin sind Technologien auch in Form von Werkstoff- und Produkttechnologien in der Produktionsfunktion, speziell im In- bzw. Output des Unternehmens, enthalten (Wolfrum, B. 1994; Zahn, E. 1995).
Abb.1: Technologien innerhalb der Leistungs- und Wertkette von Unternehmen
Ein weiteres Kriterium zur Unterscheidung von Technologien ist ihre Stellung im Technologielebenszyklus. Basistechnologien gelten in diesem Zusammenhang als allgemein verfügbar und begründen somit keine wettbewerbsstrategischen Vorsprünge. Demgegenüber beeinflussen Schlüsseltechnologien signifikant die Wettbewerbsposition einer Branche. Schrittmachertechnologien befinden sich schließlich in einem sehr frühen Entwicklungsstadium, und erlangen daher erst zukünftig eine hohe Wettbewerbsrelevanz. Im Rahmen der Technologiebewertung werden hauptsächlich diese neuen Technologien, die sich noch in einer vergleichsweise frühen Phase des Technologielebenszyklus befinden, beurteilt (Sommerlatte, T./Deschamps, J.P. 1985).
Die herausragende Bedeutung von Technologien für die Existenzsicherung von Unternehmen ergibt sich aus ihren vielfältigen betriebswirtschaftlichen Funktionen. Zum einen stellen Technologien eine bedeutende Quelle von Erfolgpotenzialen dar, da sie die Erstellung von (neuartigen) Produkten ermöglichen bzw. einen Beitrag zur Erschließung neuer Absatzmarktsegmente leisten, indem Kundenbedürfnisse auf neue bzw. die bisherigen Problemlösungen übertreffende Art und Weise befriedigt werden. Andererseits können durch den adäquaten Einsatz von Technologien in den unterschiedlichen unternehmensinternen wie -externen Prozessabläufen Kosten-, Zeit- und Qualitätslücken zu Wettbewerbern geschlossen werden. Dadurch kann mithilfe von Technologien Erfolg innerhalb der betrieblichen Wertschöpfung realisiert werden. Dies ist wiederum eine zwingende Voraussetzung zur Sicherung der Liquidität und damit der dauerhaften Existenz des Unternehmens. Technologien besitzen somit sowohl für die Wettbewerbsstrategie der Kostenführerschaft als auch der Leistungsführerschaft eine herausragende Bedeutung (Becker, W. 1996b).
In einer dynamischen Betrachtung gewinnen diese Zusammenhänge eine besondere Bedeutung, da einmal erworbene technologiebasierte Wettbewerbsvorteile nicht dauerhaft mit derselben Technologie erhalten werden können. Somit muss die rechtzeitige Beherrschung und wirtschaftliche Nutzung neuer Technologien als erfolgskritischer Wettbewerbsfaktor angesehen werden. Die Schaffung und Erhaltung von Wettbewerbsvorteilen und damit von dauerhaften Erfolgspotenzialen durch Technologien ist die Aufgabe des Technologiemanagements (Zahn, E. 1995). Im Rahmen der technologischen Früherkennung werden mithilfe von Unternehmens-, Branchen- und Umfeldanalysen (Geschka, H. 1995) potenziell wettbewerbsstrategisch relevante Technologien identifiziert (Pfeiffer, W. 1992) und daraus grundlegende Handlungsoptionen, so genannte Technologiestrategien erarbeitet. Diese Technologiestrategien legen fest, wie Technologien in Potenzialen, Prozessen und Produkten des Unternehmens zukünftig zu verankern sind bzw. in welche Technologien aus Sicht des Strebens nach Effektivität und Effizienz zu investieren ist.
Die unternehmenspolitische Festlegung über die konkrete Breite und Tiefe des in einem Unternehmen anzusiedelnden technologischen Spektrums wird in Form von Technologieprogrammen getroffen. Dabei bezeichnet die Breite des Technologieprogramms die Arten verschiedener Technologien, die innerhalb des Unternehmens zur Anwendung kommen. Die Festlegung der Tiefe des Technologieprogramms beinhaltet die Entscheidung über die Eigen- bzw. Fremdanwendung technologischer Prozesse. Tendenziell werden dabei solche technologischen Prozesse, die sich in einer frühen Lebenszyklusphase befinden, innerhalb des eigenen Unternehmens angewandt (Make), während technologische Prozesse in späten Lebenszyklusphasen aus dem Unternehmen ausgegliedert und im Rahmen von Wertschöpfungspartnerschaften genutzt werden (Buy).
II. Zwecke, Kriterien und Problemfelder der Technologiebewertung
Eine Technologiebewertung muss grundsätzlich immer dann durchgeführt werden, wenn im Zuge der Durchsetzung einer spezifischen Technologiestrategie unterschiedliche technologische Alternativen zu bewerten sind. In immer größerem Umfang beinhaltet auch die Business Planung für technologiedominierte Unternehmensgründungen eine Technologiebewertung als Ausgangspunkt (Baaken, T. 1989). Grundsätzlich soll die Technologiebewertung, ähnlich wie dies auch in einem Entscheidungsunterstützungssystem geschieht, Hinweise darauf geben, welcher Wert einer spezifischen Handlungsalternative aus Sicht eines Unternehmens beizumessen ist. Somit ist die Technologiebewertung von der Technikfolgen-Abschätzung zu unterscheiden, da diese die gesamtwirtschaftlichen Konsequenzen der Anwendung einer spezifischen Technologie untersucht (Zahn, E. 1993).
Die Technologiebewertung kann die Beurteilung unterschiedlicher Objekte zum Ziel haben. Grundsätzlich ist ein Vergleich zwischen den Kosten einer Technologieanwendung und dem damit verbundenen Nutzenzuwachs für das Unternehmen anzustellen. Werden Investitionen in neue Technologien bewertet, zielt dies zum einen auf die Steigerung der Effizienz der Prozesse ab (Singer, U. 1990), zum anderen können diese Investitionen aber auch Auswirkungen auf die Eigenschaften der (End-)Produkte haben. Inhaltlich handelt es sich dabei häufig um die Einführung von neuen Produktionsverfahren oder aber die Unterstützung der Produktionssteuerung im Rahmen von Computer Integrated Manufacturing (CIM). Zunehmend gewinnt auch die Unterstützung von Führungsprozessen innerhalb des Unternehmens durch Führungs-Informationssysteme bzw. die verstärkte Unterstützung der Leistungserstellung in Dienstleistungsunternehmen durch Computersysteme an Bedeutung. Daher stellen zunehmend auch Investitionen in derartige technologische Teilbereiche bedeutsame Objekte der Technologiebewertung dar. Diese Arten von Investitionen zielen hauptsächlich auf eine Steigerung der Effektivität der Dispositions-, Steuerungs- und Serviceprozesse bzw. der Effizienz der Dienstleistungsproduktion ab. Neuanwendungen von Produkttechnologien verfolgen demgegenüber hauptsächlich das Ziel, einen meist spezifischen Kundennutzen zu steigern bzw. die Produktionskosten zu verringern (Wolfrum, B. 1994).
Der Technologiebewertung liegen somit – abhängig vom jeweiligen Bewertungsobjekt – unterschiedliche Bewertungskriterien im Sinne technologiespezifischer Kosten- und Nutzenkategorien zugrunde. Insbesondere sind sowohl die wertmäßigen Auswirkungen der Anwendung der jeweiligen Technologie innerhalb der Wertkette des Unternehmens als auch die wettbewerbsstrategischen Folgen innerhalb der Marktsphäre und des unternehmensspezifischen Branchenumfeldes (möglichst integriert) zu betrachten. Dazu ist es erforderlich, neben der technischen Eignung auch die betriebswirtschaftlichen Konsequenzen der Technologieanwendung auf die Wertschöpfung zu bewerten (Martini, C. 1995).
Die technische Eignung resultiert vor allem aus den grundlegenden technischen Beschaffenheitsmerkmalen, mit denen beispielsweise Anlagen als technologische Leistungspotenziale ausgestattet sind. Als Bestandteile einer elementaren technischen Eignung von Produktions- und Prozesstechnologien lassen sich die Determinanten der Funktionalität, der Kapazität, der Spezifität und Kontinuität der Leistungsabgabe sowie der zeitlichen und räumlichen Elastizität bezeichnen. Weiterhin können im Rahmen einer integrativen technischen Eignung die Kompatibilität des technologischen Leistungspotenzials mit der übrigen Leistungssphäre des Unternehmens sowie Gesichtspunkte der Arbeitssicherheit identifiziert werden. Insbesondere im Rahmen der Bewertung von Informationstechnologien ist die Kompatibilität mit bereits im Unternehmen bzw. von Wertschöpfungspartnern genutzten Informationstechnologien von herausragender Bedeutung. Darüber hinaus können grundsätzliche ökologische, rechtliche, kulturelle sowie politische Aspekte als technisch-kontextuelle Eignungskriterien in die Technologiebewertung einfließen (Becker, W. 1996a).
Die betriebswirtschaftliche Bewertung von Technologien (Metze, G. 1980) muss sowohl aus strategischer als auch aus operativer Sicht erfolgen. Innerhalb der strategischen Perspektive dominiert das Potenzial der zu bewertenden Technologie, wettbewerbsstrategische Vorteile zu generieren. Dieses hängt regelmäßig direkt von der Lebenszyklusphase, in der sich die Technologie befindet, ab. Investitionen in Basis- bzw. Schrittmachertechnologien sind effizienzorientiert und unterstützen Leistungs- bzw. Kostenführerschaftsstrategien, während Investitionen in Schlüsseltechnologien den Aufbau von zukünftigen Erfolgspotenzialen als Ziel haben. Innerhalb der Technologiebewertung sind neben diesen wettbewerbsstrategischen Bewertungskriterien auch finanz- und erfolgswirtschaftliche Folgen der Nutzung der unterschiedlichen Technologien zu berücksichtigen. Zum einen sind mit der Investition in neue Technologien einmalige und laufende Kosten verbunden. Weiterhin entstehen durch den technologieinduzierten Produktionsinput, den anwendungsbedingten Ressourcenverzehr sowie durch den prozessbedingten Zeitverzehr Betriebskosten. Im Gegenzug müssen jedoch auch spezifische erfolgswirtschaftliche Vorteile berücksichtigt werden, die beispielsweise auf der Reduzierung von Ausschuss, der Erhöhung der Produktionseffizienz, der Schaffung technologischer Synergien oder der Minimierung von Rüst- und Liegezeiten beruhen. Weiterhin sind, in Anlehnung an die Vorgehensweise des Target Costing, die Auswirkungen sowohl der eingesetzten Prozesstechnologien als auch der verwendeten Produkttechnologien auf den Grad der Funktionserfüllung des Produktes – im Sinne des Schaffens von Kundennutzen – in ein betriebswirtschaftliches Bewertungsschema zur Technologiebewertung aufzunehmen (Martini, C. 1995; Adams, M. 1996).
Problemfelder innerhalb der Bewertung resultieren aus unterschiedlichen Auswirkungen des Einsatzes einer spezifischen Technologie, welche nur mithilfe mehrerer Kriterien gemessen werden können. Dies führt zu einer erhöhten Bewertungskomplexität, die dadurch noch verstärkt wird, dass die Kriterienausprägungen nicht immer unabhängig voneinander sind. Eine wesentliche Schwierigkeit innerhalb der Technologiebewertung stellt insofern das Aufdecken aller potenziellen Auswirkungen einer spezifischen Technologieanwendung dar. Insbesondere die möglichst vollständige Identifizierung aller Wirkungen innerhalb der Leistungs- und Wertkette des Unternehmens ist aus betriebswirtschaftlicher Sicht unabdingbar. Um diesen Anforderungen gerecht werden zu können, ist eine parallele Anwendung unterschiedlicher Bewertungsmethoden zweckmäßig. Weiterhin sind mit der Anwendung spezifischer Bewertungsmethoden Probleme in Bezug auf die Informationsgewinnung, gerade im Zuge der Bewertung von Schlüsseltechnologien, zu erwarten. Oftmals müssen im Rahmen von Prognoserechnungen unsichere Informationen über mögliche Leistungs- bzw. Kostenwirkungen des Technologieeinsatzes generiert werden (Pfeiffer, S. 1992), da sich während des geplanten Einsatzzeitraums sowohl das betriebliche Umfeld als auch die Technologie selber dynamisch weiterentwickeln. Der Umgang mit dem Problem der Informationsunsicherheit ist herausragend für die Aussagekraft der Technologiebewertung; ihm muss daher eine besondere Bedeutung zugemessen werden.
III. Bedeutsame betriebswirtschaftliche Methoden der Technologiebewertung
Die innerhalb der Technologiebewertung angewandten Methoden können nach der Art ihrer Datenaufbereitung unterschiedlich gruppiert (siehe Tab. 1) werden.
Tab. 1: Bedeutsame Methoden der Technologiebewertung
Mithilfe der qualitativ-heuristischen Methoden wird in einer frühen Phase des Entscheidungsprozesses eine Grobauswahl zwischen alternativen Technologien betrieben. In dieser Phase der Bewertung liegen meist noch keine detaillierten quantitativen Daten zu den unterschiedlichen Alternativen vor, weshalb zunächst hauptsächlich auf Expertenbefragungen, Checklisten, Argumentenbilanzen und Scoring-Modelle (Becker, W./Weber, J. 1984) zurückzugreifen ist. Diese Methoden unterstützen vor allem die Bewertung des mit einer spezifischen Technologie verbundenen Erfolgspotenzials. Neben der Identifizierung des Erfolgspotenzials im Verhältnis zum kumulierten F&E-Aufwand einer Technologie mithilfe des S-Kurven-Konzeptes (Wolfrum, B. 1994) kann mittels des Technologie-Lebenszyklus-Modells, das ähnlich wie das Modell des Produktlebenszyklus aufgebaut ist, die Bedeutung einer Technologie im wettbewerblichen Umfeld bestimmt werden (Höft, U. 1992; Benkenstein, M. 1996). Anhaltspunkte für die Bewertung des Erfolgspotenzials einer Technologie werden auch durch die Analyse von technologisch verwandten Patenten bzw. die Analyse der F&E-Budgets innerhalb der Branche gewonnen. Mithilfe von Conjoint-Analysen lassen sich weiterhin kundenseitige Nutzenpotenziale von Technologien bewerten (Bauer, H./Herrmann, A. 1993).
Das Ziel der quantitativ-monetären Technologiebewertung besteht demgegenüber darin, die langfristigen finanz- und erfolgswirtschaftlichen Wirkungen der Nutzung einer Technologie zu bestimmen. Da technologische Anwendungen regelmäßig im Rahmen von Investitionsprojekten realisiert werden, besteht hier ein Schnittpunkt sowohl zur Investitionsplanung als auch zum Investitionscontrolling. Neben der Anwendung grundlegender Investitionsrechenverfahren kommt es zunehmend im Rahmen von Shareholder-Value-Analysen zur Bewertung der mit einer Technologie-Investition in Verbindung stehenden Cashflow-Rückflüsse. Neben finanziellen Konsequenzen sind mithilfe der klassischen Methoden der Kosten-, Erlös- und Ergebnisrechnung auch die innerhalb des Unternehmens durch eine Technologie verursachten Kosten und Erlöse zu quantifizieren. Der Vergleich von Kosten und oftmals qualitativen Nutzengrößen im Rahmen von Kosten-Nutzen-Analyse geht über die Anwendung investitionstheoretischer Verfahren hinaus. Weiterhin kommen strategisch ausgerichtete Methoden wie das Konzept der Erfahrungskurve oder das Strategic Cost Management zum Einsatz. Hierbei werden insbesondere die Auswirkungen einer Technologie auf die strategische Kostenposition gegenüber dem Wettbewerb berücksichtigt (Becker, W. 1997; Martini, C. 1995). Als modernes Bewertungsverfahren bemüht sich der Realoptionen-Ansatz darum, die Flexibilität einer technologischen Investition in das Bewertungskalkül einzubeziehen (Pritsch, G. 2000). Zusätzlich wird vor allem auf die unterschiedlichen Verfahren der Nutzwertanalyse zurückgegriffen, da auch der unternehmensspezifische Nutzen einer Technologie ermittelt werden soll. Insbesondere die Bewertung von Informationstechnologien erfolgt oft mithilfe dieser Methoden (Nagel, K. 1990).
Mithilfe von Technologie-Portfolios soll zum einen die Integration der Technologiedimension in den strategischen Planungsprozess als auch eine gesamthafte Berücksichtigung von technologischen und marktlichen Bewertungskriterien ermöglicht werden. Während dies im Portfoliomodell von Pfeiffer, / anhand der beiden Dimensionen Technologieattraktivität (Weiterentwicklungspotenzial, Anwendungsbreite, Kompatibilität) und Ressourcenstärke (Technisch-qualitativer Beherrschungsgrad, Potenziale, Re-Aktionsgeschwindigkeit) erreicht wird (Pfeiffer, W./Weiß, E. 1995), kombiniert das McKinsey-Modell dieses Technologieportfolio mit dem Marktattraktivitäts-/Wettbewerbsstärkenportfolio, um explizit die Sichtweise der Marktsphäre zu integrieren (Michel, K. 1987; Weiß, E. 1996). Ziel des Portfolios nach Booz, Allen & Hamilton, / ist die Überprüfung des Fits zwischen Technologiestrategie und Geschäftsfeldportfolio. Das Portfolio von Arthur Little, D. stellt die Lebenszyklusphase der Technologie in den Mittelpunkt (Martini, C. 1995).
Einen übergreifenden Ansatz der Technologiebewertung stellen die ganzheitlichen Methoden dar. So werden innerhalb der strategischen Investitions-planung nach Wildemann Investitionsrechnungen mit weiteren, zumeist strategisch und qualitativ orientierten Bewertungsmethoden kombiniert (Wildemann, K. 1987). Die Methode des Competitive Advantage Framework von Porter prognostiziert die wettbewerbsrelevanten Wirkungen technologischer Innovationen anhand ihrer strategischen Relevanz (Porter, M. 1986). Die zeitliche Dimension von zukünftigen Technologieinvestitionen wird innerhalb des Modells des Technologiekalenders im Rahmen der Terminierung von technologischen Einstiegsstrategien berücksichtigt, indem potenziell anwendbare Technologien anhand ihrer technologischen Reife sowie ihrer wirtschaftlichen Eignung zu priorisieren sind (Westkämper, G./Burgstahler, B. 1996).
Um die für den spezifischen Einzelfall der Technologiebewertung adäquate Methode auswählen zu können, müssen die Eigenschaften der Methoden miteinander verglichen werden. So unterscheiden sich die einzelnen Bewertungsverfahren hauptsächlich hinsichtlich des Bewertungszwecks, der Anwendungskosten sowie der Verfahrensdauer. Der Verfahrensvergleich muss für jeden einzelnen Bewertungsfall durchgeführt werden, allgemein gültige Entscheidungsvorgaben können nicht gegeben werden.
IV. Zusammenfassung
Die Bewertung von Technologien stellt in zunehmendem Maße eine bedeutende Aufgabe innerhalb der Führung von Unternehmen dar, da die technologischen Leistungspotenziale in Zeiten der zunehmenden Automatisierung der Leistungserstellung und Unterstützung der Führungs- und Ausführungsprozesse durch Informationstechnologien eine zentrale Bedeutung für die Wettbewerbsfähigkeit und Existenzsicherung von Unternehmen haben. Zudem ist in dynamischen Wettbewerbsumfeldern ein verpasster oder falsch durchgeführter technologischer Investitionszyklus und der damit verbundene Verlust strategisch relevanter Wettbewerbsvorteile immer schwerer kompensierbar. Aus diesem Grund ist die Technologiebewertung mit gebotener Sorgfalt, auf der Grundlage wissenschaftlich fundierter Methoden und der unternehmensspezifisch notwendigen Detaillierung durchzuführen.
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