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Umweltschutz und Unternehmung


Inhaltsübersicht
I. Umweltschutz als betriebswirtschaftliches Problem
II. Umweltschutz als unternehmenspolitisches Leitbild
III. Umweltschutz als Managementaufgabe
IV. Umweltschutz in betrieblichen Teilbereichen

I. Umweltschutz als betriebswirtschaftliches Problem


Umweltschutz erfasst die Prävention der Umwelt vor gravierenden Schäden. Von der Produktion und dem Konsum wirtschaftlicher Güter gehen unerwünschte Umweltbelastungen aus. Aus diesem Grund hat sich die Betriebswirtschaftlehre seit Mitte der 1980er-Jahre zunehmend ökologischen Fragestellungen geöffnet und seitdem Beachtliches zur Entwicklung auf den Umweltschutz gerichteter betrieblicher Managementkonzepte geleistet (vgl. Dyckhoff, Harald 2000; Dyllick, Thomas 1989; Meffert, Heribert/Kirchgeorg, Manfred 1998; Müller-Christ, Georg 2001; Wagner, Gerd R. 1997). Ein betriebliches Führungskonzept wird als Umweltmanagement bezeichnet, wenn es darauf ausgerichtet ist, Belastungen für die natürliche Umwelt in allen Verantwortungsbereichen und bei allen Aktivitäten der Unternehmung konsequent zu verringern bzw. zu vermeiden. Drei Aspekte stellen den Umweltschutz im Unternehmen unter einen spezifischen Handlungsrahmen: (a) Die natürliche Umwelt stellt ein Kollektivgut dar, dessen Schutz nicht allein in der Macht eines einzelnen Unternehmens steht, sondern nur durch Kooperationen mit anderen Akteuren sowie durch Unterbindung opportunistischen Verhaltens so genannter Trittbrettfahrer erreicht werden kann. (b) Der Umweltschutz im Unternehmen ist durch den Verbrauch weltweit knapper Ressourcen, die Existenz globaler Umweltprobleme, eine zunehmende Beachtung von Umweltaspekten auf den Finanzmärkten der Welt sowie durch global agierende Nicht-Regierungsorganisationen eine Aufgabe mit einer globalen Dimension. (c) Der Umweltschutz ist nicht nur eine innere Angelegenheit des Unternehmens, sondern auch ein gesellschaftlicher Anspruch. Neben der Beachtung von Umweltschutzgesetzen und Umweltschutzanforderungen der Märkte (z.B. Forderungen umweltbewusster Konsumenten; Balderjahn, Ingo 1986), müssen sich Unternehmen auch bewusst den Interessen und Forderungen gesellschaftlicher  Anspruchsgruppen stellen (Steger, Ulrich 2004, S. 6 f.). Ökologieorientierte Anspruchsgruppen (z.B. Nicht-Regierungsorganisationen) setzen insbesondere Maßnahmen der medial gestützten Meinungsbeeinflussung und der Lobbyarbeit zur Durchsetzung ihrer Interessen ein (Balderjahn, Ingo 1997, S. 75 ff.).

II. Umweltschutz als unternehmenspolitisches Leitbild


Unternehmensleitbilder und allgemeine Unternehmensgrundsätze zum Umweltschutz sind Bestandteil der Unternehmensphilosophie und Ausdruck einer bestimmten Unternehmenskultur. Leitbilder zum Umweltschutz legen die Position des Unternehmens gegenüber den ökologischen Herausforderungen einerseits und gegenüber den Anspruchsgruppen andererseits fest. Als Grundlage für die unternehmerische Positionsbestimmung zum Umweltschutz kann das gesellschaftspolitische Leitbild der nachhaltigen Entwicklung (Sustainable Development) herangezogen werden. Umweltschutz ist neben der Sozialverträglichkeit und Wirtschaftlichkeit eine der drei Säulen nachhaltigen Wirtschaftens. Dieses Leitbild umfasst das Verantwortungsprinzip, nach dem jede Unternehmung für die ökologischen Folgen eigener Entscheidungen verantwortlich ist (Corporate Social Responsibility) und als guter Mitbürger im gesellschaftlichen Umfeld zu handeln hat (Corporate Citizenship; vgl. Schrader, Ulf 2003), das Kreislaufprinzip zur Schaffung und Aufrechterhaltung geschlossener Stoffströme sowie das Kooperationsprinzip zur Förderung der Zusammenarbeit aller an Wertschöpfungs- und Stoffkreisläufen beteiligten Akteure (Balderjahn, Ingo 2004, S. 4 ff.).

III. Umweltschutz als Managementaufgabe


1. Grundlagen und Ziele des Umweltmanagements im Unternehmen


Umweltmanagement ist ein funktionsübergreifendes (Umweltschutz als Querschnittsfunktion), unternehmensübergreifendes (Umweltschutzkooperationen), marktübergreifendes (Umweltschutz als soziale Verpflichtung), antizipatives (vorausschauender Umweltschutz) und interdisziplinäres (Schnittstellencharakter des Umweltschutzes) betriebliches Führungskonzept. Es beinhaltet eine konsequente Umsetzung des Umweltschutzes bei der Planung, Organisation, Durchführung und Kontrolle sämtlicher Aktivitäten eines Unternehmens unter den Gesichtspunkten ökologischer Effizienz und gesellschaftlicher Legitimität. Die ökologische Effizienz zielt auf eine Minimierung von Ressourcenverbrauch, Schadstoffemissionen und ökologischen Risikopotenzialen. Gesellschaftliche Legitimität erfasst den Beistand und die Unterstützung des Unternehmens durch relevante gesellschaftliche Anspruchsgruppen.
Umweltschutzziele im Unternehmen richten sich zum einen direkt auf den Schutz der natürlichen Umwelt durch Einsparung knapper Ressourcen, Begrenzung von Schadstoffemissionen, Abfallvermeidung und -minderung sowie durch Begrenzung ökologischer Schadens- und Risikopotenziale. Zum anderen erfassen Umweltschutzziele im Unternehmen indirekt auch ökonomische und soziale Bereiche. Zu den ökonomischen Zielbereichen des Umweltschutzes gehören die Kostensenkungen durch Einsparungen an Material und Energie, Senkung der Entsorgungskosten, die auf den Umweltschutz gerichtete Imagepflege des Unternehmens sowie die Schaffung von Wettbewerbsvorteilen durch eine ökologisch orientierte Produktdifferenzierung. Umweltschutzziele, die sich auf den gesellschaftlichen Bereich erstrecken, richten sich auf die Einhaltung von Umweltschutzgesetzen, auf die Schaffung von Transparenz hinsichtlich betrieblicher Umweltschutzmaßnahmen und auf den Schutz von Mitarbeitern und Bürgern vor Gefahren durch betrieblich bedingte Umweltverschmutzungen.

2. Umweltschutzstrategien von Unternehmen


Umweltschutzstrategien sind mittel- bis langfristig angelegte Grundsatzentscheidungen zum Umweltschutz im Unternehmen. Sie können offensiv oder defensiv angelegt sein (Balderjahn, Ingo 2004, S. 101 f.). Offensive Umweltschutzstrategien fassen Umweltschutz gleichermaßen als gesellschaftliche Verpflichtung und unternehmerische Chance auf. Anreize zum Umweltschutz gehen von den Marktchancen einerseits und von der gesellschaftlichen Unterstützung des Unternehmens andererseits aus. Für die defensiven Umweltschutzstrategien steht das Vermeiden von Risiken durch mangelnden betrieblichen Umweltschutz im Vordergrund. Umweltschutzstrategien können direkt auf den Schutz der natürlichen Umwelt, auf das Ergreifen von Marktchancen, auf die Zusammenarbeit mit Partnern entlang der Wertschöpfungskette, auf die Sicherung der Unterstützung gesellschaftlicher Anspruchsgruppen sowie auf die eigene Unternehmung (z.B. umweltorientierte Personalentwicklung; vgl. Balderjahn, Ingo 2004, S. 102 ff.; Dyllick, Thomas/Belz, Frank/Schneidewind, Uwe 1997, S. 75 ff.) gerichtet sein.
Weiterhin können sich Umweltschutzstrategien auf eine Verringerung bzw. Vermeidung solcher Unternehmensrisiken richten, von denen eine Umweltgefährdung ausgeht. Solche umweltorientierten  Risikostrategien umfassen die Identifikation, Analyse und Bewertung betriebsbedingter Gefahrenpotenziale für die Umwelt sowie die Planung und Durchsetzung von Maßnahmen zur Risikovermeidung, Risikoverminderung, Risikovorsorge und zur Risikokommunikation (Balderjahn, Ingo 1997). Verursacht ein Unternehmen Umweltschäden, so sind krisenhafte Entwicklungen dann möglich, wenn der Vorfall eine starke Medienresonanz in der Öffentlichkeit auf sich zieht und wenn das Unternehmen unvorbereitet von dieser Entwicklung getroffen wird. Das Krisenmanagement umfasst im Umweltschutz Strategien der Reduzierung der Krisenanfälligkeit und der Verbesserung der Fähigkeit der Unternehmung, Krisen zu bewältigen. Eine hohe Krisenbereitschaft hilft einem Unternehmen in einer akuten Krisensituation, die Krisendauer zu verkürzen, ihren Verlauf abzuschwächen und den entstandenen Schaden für das Unternehmen zu reduzieren (Balderjahn, Ingo 2004, S. 114 ff.).

3. Analyse- und Planungsmethoden des betrieblichen Umweltschutzes


Methoden der strategischen  Planung des Umweltschutzes im Unternehmen sind darauf gerichtet, die für die Zielbestimmung und Strategieplanung erforderlichen unternehmensinternen und -externen Daten bereitzustellen und zu bewerten. Insbesondere geht es um Daten des betrieblichen Ressourcenverbrauchs, der Schadstoffemissionen und der betriebsbedingten Risiko- und Gefahrenpotenziale. Darüber hinaus müssen unternehmensinterne Ressourcen und Prozesse ebenso erfasst und bewertet werden wie umweltschutzrelevante Entwicklungen auf den Märkten und in der Öffentlichkeit. Die umweltorientierte Schwachstellenanalyse sowie die auf den Umweltschutz bezogene Wertkettenanalyse sind Methoden der internen strategischen Planung. Die auf den Umweltschutz gerichtete externe strategische Planung zielt auf die Erfassung und Bewertung von auf den Umweltschutz gerichteten Chancen und Risiken für das Unternehmen. Eingesetzt werden insbesondere Methoden der strategischen Frühaufklärung, die Szenario-Technik und die Portfolio-Analyse (vgl. Balderjahn, Ingo 2004, S. 74 ff.; Janzen, Henrik/Matten, Dirk 2003). Zu den Methoden der operativen Planung im Umweltschutz gehören Umweltschutzkennzahlen, Stoff- und Energiebilanzen sowie Öko-Bilanzen. Umweltschutzkennzahlen verdichten Informationen und machen Leistungen und Erfolge im Umweltschutz messbar und vergleichbar. In Stoff- und Energiebilanzen stehen sich die Mengen von Inputfaktoren und Outputfaktoren für einzelne Produkte und Prozesse gegenüber und liefern Einblick in betriebliche Stoff- und Energieflüsse. Öko-Bilanzen werden mit dem Ziel erstellt, durch eine systematische Erfassung (Sachbilanz) und Bewertung (Wirkungsbilanz) potenzieller Umwelteinwirkungen von Stoffen, Produkten und Prozessen ökologische Schwachstellen im Unternehmen sowie Möglichkeiten ihrer Beseitigung zu erkennen (Balderjahn, Ingo 2004, S. 91). Für die Bewertung von Umweltbelastungen ist eine spezielle Bilanzierungsmethodik erforderlich (Posch, Alfred 2003).

4. Implementierung des Umweltschutzes


Aufgaben des Umweltschutzes müssen in die Aufbau- und Ablauforganisation des Unternehmens integriert werden. Der Gesetzgeber sieht für den Umweltschutz im Unternehmen so genannte Umweltschutzbeauftragte vor. Weitergehende Organisationskonzepte für den Umweltschutz sind funktionale Gliederungen (z.B. Abteilung Umweltschutz), Stab-Linienfunktionen (Stabsstelle Umweltschutz), Matrixstrukturen (Umweltschutz als Querschnittsfunktion) und Projektorganisationen (Umweltschutzteams). Darüber hinaus sind ergänzende organisatorische Elemente in Form von Umweltausschüssen, Umweltzirkeln oder Lenkungskreisen möglich (vgl. Müller-Christ, Georg 2001, S. 133 ff.). Ablauforganisatorische Regelungen beziehen sich auf die Steuerung konkreter Arbeitsabläufe und -prozesse mittels Verfahrensanweisungen und Arbeitsrichtlinien, die in Umweltmanagementhandbüchern dokumentiert werden. Umweltmanagementsysteme dienen der systematischen, periodischen und objektiven Prüfung und Dokumentation der Effektivität der Umweltschutzmaßnahmen im Unternehmen. In der Praxis sind insbesondere zwei Umweltmanagementsysteme im Einsatz: das europäische Environmental Management and Audit Scheme (EMAS) und die internationale ISO 14001-Norm. EMAS ist ein System-Audit für Organisationen, das auf eine kontinuierliche und messbare Verbesserung der Umweltschutzleistung einer Unternehmung zielt (vgl. Balderjahn, Ingo 2004, S. 198 ff.). Die ISO 14001-Norm ist eine internationale Normenreihe der International Standard Organisation (ISO) zum Umweltmanagement. Sie stellt ein System verschiedener Normen zu unterschiedlichen Bereichen des Umweltmanagements dar, dessen Struktur als Plan-Do-Check-Act-Kreislauf festgelegt ist. Diese Norm umfasst als Elemente die Umweltpolitik, die Planung, die Implementierung und Durchführung, die Kontroll- und Korrekturmaßnahmen sowie die Bewertung des betrieblichen Umweltschutzes durch die Unternehmensleitung (vgl. Balderjahn, Ingo 2004, S. 207 ff.). Das Umweltcontrolling (Öko-Controlling) dient als Bereichscontrolling der Bereitstellung von entscheidungsrelevanten Daten zur Steuerung, Koordination, Planung und Kontrolle aller auf den Umweltschutz gerichteten Aktivitäten eines Unternehmens. Zur Erfüllung der Koordinationsaufgaben dienen betriebliche  Umweltinformationssysteme  (BUIS), die umweltschutzrelevante Daten im Unternehmen systematisch erfassen, aufbereiten, dokumentieren und einzelnen Arbeitsbereichen zuleiten (Zsifkovits, Helmut/Brunner, Uwe 2003, S. 159 f.). Im Umweltcontrolling werden insbesondere Methoden und Instrumente des Stoffstrommanagements, der Umweltkostenrechnung (Burschel, Carlo/Losen, Dirk/Wiendl, Andreas 2004, S. 471 ff.) und des umweltorientierten Datenmanagements eingesetzt.

IV. Umweltschutz in betrieblichen Teilbereichen


1. Umweltschutz in primären Funktionen des Leistungsprozesses

a) Umweltschutz in Beschaffung, Logistik und Produktion


Im Rahmen der Materialbeschaffung und Logistik sind die zu beschaffenden Güter sowie deren Transport, Lagerung und Verpackung unter ökologischen Kriterien über die gesamte Lieferantenkette zu bewerten. Die Produktion weist vielfältige Wechselbeziehungen zur natürlichen Umwelt auf. Knappe Ressourcen werden verbraucht und unerwünschte Kuppelprodukte belasten die Umwelt. Integrierte  Umweltschutztechnologien in der Fertigung (so genannte Clean Technologies) können unerwünschte Produktionsabfälle vermeiden bzw. verringern. Demgegenüber richtet sich der Einsatz so genannter End-of-the-Pipe-Technologien auf eine nachgeschaltete Reduzierung der Rückstände, ohne den Fertigungsprozess umweltgerechter gestalten zu müssen (Macharzina, Klaus 2003, S. 970).

b) Umweltschutz im Marketing


Ökologisches Marketing (Öko-Marketing) hat als Teil eines umfassenden Umweltmanagements und als Unterbereich des allgemeinen Unternehmensmarketing die Aufgabe, den betrieblichen Umweltschutz auf die Anforderungen der Märkte, d.h. auf die Wünsche und Forderungen der Konsumenten zum Umweltschutz und auf die vom Umweltschutz geprägten Bedingungen des Wettbewerbs, auszurichten. Das ökologische Marketing zielt auf die Profilierung eines ökologischen Zusatznutzens angebotener Produkte und Dienstleistungen des Unternehmens für Konsumenten. Zu den wichtigsten Strategien des ökologischen Marketing gehören die Innovationsstrategie zur Entwicklung umweltverträglicher Produkte und Dienstleistungen, die Differenzierungsstrategie, die die Umweltqualität der Produkte und Dienstleistungen als wettbewerbsrelevantes Alleinstellungsmerkmal herausstellt und die Kommunikationsstrategie, die Vertrauen bei den Konsumenten in die von dem Unternehmen angebotenen umweltverträglichen Produkte und Dienstleistungen schafft. Als Instrumente können die ökologisch ausgerichtete Produktpolitik, Kommunikationspolitik, Preispolitik und Distributionspolitik eingesetzt werden (vgl. Balderjahn, Ingo 2004, S. 173 ff.). Ökologieorientierte  Produktpolitik umfasst die Entwicklung und Gestaltung von Produkten unter Beachtung des Umweltschutzes sowie die Schaffung von ökologischen Markenprodukten (Öko-Marken). Ökologieorientierte  Kommunikationspolitik zielt auf den Einsatz aller Kommunikationsinstrumente eines Unternehmens (z.B. Öko-Werbung) zur Darstellung der Umweltverträglichkeit der angebotenen Produkte und Dienstleistungen sowie zur Profilierung des Umweltschutzes als Zusatznutzen. Die besondere Aufgabe der ökologieorientierten Kommunikationspolitik liegt in der Schaffung von Glaubwürdigkeit und Vertrauen in das Angebot sowie im Abbau von Misstrauen bei den Konsumenten. Dazu dienen insbesondere der Einsatz und die Verwendung von Umweltzeichen zur Markierung von Produkten und Dienstleistungen (z.B. Blauer Engel). Ökologieorientierte  Preispolitik ist darauf gerichtet, umweltverträgliche Produkte entweder zu vergleichbaren Preisen anzubieten wie herkömmliche Alternativen oder höhere Preise durch die Profilierung eines herausragenden ökologischen Produktnutzens abzusichern. Die ökologieorientierte  Distribution umfasst alle Entscheidungen der Versorgung nachgelagerter Vertriebsstufen und des Endverbrauchers mit den Leistungen des Unternehmens unter ökologischen Kriterien. Dazu gehören insbesondere die Wahl der Absatzwege und die Durchsetzung ökologischer Standards im Absatzkanal sowie in der Logistik.

c) Umweltschutz in der Entsorgung


Die Entsorgung bzw. das Abfallmanagement umfasst als Querschnittsfunktion die Planung, Organisation, Implementierung und Kontrolle von betrieblichen Maßnahmen zur Abfallvermeidung, -verwertung (Recycling) und -beseitigung. Maßnahmen der Abfallvermeidung sind integrierte Produktionsprozesse mit kreislaufgeführten Rohstoffeinsätzen zur Vermeidung von Produktionsabfällen, die Entwicklung und Konstruktion Abfall vermeidender Produkte, die Aufbereitung, Modernisierung und Wiedervermarktung zerstörungsfrei demontierter Bauteile (Upcycling) sowie eine stoffliche und energetische Verwertung und Entsorgung. Recycling zielt darauf ab, Abfälle möglichst zu vermeiden, nicht vermeidbare Abfälle zu verwerten bzw. weiterzuverwenden und nicht verwertbare Abfälle umweltschonend zu entsorgen. Wieder verwertbare Materialien und Bauteile werden durch Redistributionssysteme dem Herstellprozess wieder zugeleitet. Die betriebliche Entsorgung ist durch Gesetze (z.B. das Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz) stark reglementiert.

2. Umweltschutz in unterstützenden betrieblichen Funktionen


Umweltschutz in Forschung und Entwicklung (Öko-F&E) richtet sich auf die Gestaltung umweltverträglicher Produkte und Prozesse. Produkte und Dienstleistungen weisen dann eine hohe Umweltqualität auf, wenn sie bei der Herstellung, Verteilung, Verwendung, Verwertung und Entsorgung, also von der Wiege bis zur Bahre, die Umwelt deutlich weniger belasten als vergleichbare konventionelle Angebote. Zur Entwicklung und Konstruktion umweltverträglicher Produkte liegen verschiedene Gestaltungshinweise und Richtlinien (Design for Environment) einschlägiger Organisationen vor (z.B. Richtlinien des Vereins Deutscher Ingenieure; VDI-Richtlinien). Diese beziehen sich auf einen minimalen Material- und Energieeinsatz sowie den Einsatz von Sekundärrohstoffen, auf die Verwendung ökologisch und gesundheitlich unbedenklicher Materialien, auf eine geringe Materialvielfalt und den Verzicht auf Verbundstoffe, auf die Kennzeichnung der verwendeten Materialien sowie auf eine recyclinggerechte (Design for Recycability) und demontagegerechte Konstruktion (Design for Disassembly). Darüber hinaus zeichnen sich umweltverträgliche Güter durch Langlebigkeit aus, die u.a. durch ein modulares Design, durch Mehrfachnutzungs- und Mehrfachverwendungsmöglichkeiten sowie durch eine lange Haltbarkeit durch Reparatur- und Instandhaltungsoptionen (Design for Durability) erreicht werden kann. Weiterhin können produktnahe Dienstleistungen die Umweltverträglichkeit der Güter in der Nutzungsphase verbessern. Aufgabe des Personalwesens ist es, Mitarbeiter mit spezifischen, auf den Umweltschutz ausgerichteten Fachkenntnissen und Schlüsselqualifikationen bereitzustellen. Das erfordert bei der Personalplanung und -beschaffung die Festlegung von umweltschutzorientierten Qualifikations- und Einstellungskriterien (z.B. naturwissenschaftliches Fachwissen). Die Personalentwicklung hat die Aufgaben, Mitarbeiter hinsichtlich des Umweltschutzes aus- und weiterzubilden sowie die Bereitschaft der Mitarbeiter zu fördern, die erworbenen Fähigkeiten zum Umweltschutz im Unternehmen einzusetzen (Domsch, Michael E./Kleiminger, Klemens/Sticksel, Peter 1997, S. 104 ff.). Die Unternehmenskommunikation hat im Bereich Umweltschutz die Aufgabe, Transparenz hinsichtlich aller für den Umweltschutz im Unternehmen relevanter Aspekte herzustellen. Sie zielt damit sowohl auf eine Verbesserung des Images und der Reputation der Unternehmung in der Öffentlichkeit als auch auf die Schaffung von Vertrauen und Glaubwürdigkeit bei den relevanten Anspruchsgruppen. Neben den allgemeinen Methoden und Instrumenten der Unternehmenskommunikation setzt die auf den Umweltschutz gerichtete Unternehmenskommunikation insbesondere so genannte Umweltberichte  bzw.  Nachhaltigkeitsberichte und Formen des Dialoges mit Anspruchsgruppen ein (Balderjahn, Ingo 2004, S. 131 ff.).
Literatur:
Balderjahn, Ingo : Das umweltbewußte Konsumentenverhalten, Berlin 1986
Balderjahn, Ingo : Das Management ökologischer Risiken und Krisen. Eine verhaltenswissenschaftliche Betrachtung, in: Umweltmanagement. Aspekte einer umweltbezogenen Unternehmensführung, hrsg. v. Weber, Jürgen, Stuttgart 1997, S. 75 – 95
Balderjahn, Ingo : Nachhaltiges Marketing-Management, Stuttgart 2004
Burschel, Carlo/Losen, Dirk/Wiendl, Andreas : Betriebswirtschaftslehre der nachhaltigen Unternehmung, München et al. 2004
Domsch, Michael E./Kleiminger, Klemens/Sticksel, Peter : Umweltorientierte Personalentwicklung, in: Umweltmanagement, hrsg. v. Weber, Jürgen, Stuttgart 1997, S. 97 – 123
Dyckhoff, Harald : Umweltmanagement, Berlin et al. 2000
Dyllick, Thomas : Management der Umweltbeziehungen, Wiesbaden 1989
Dyllick, Thomas/Belz, Frank/Schneidewind, Uwe : Ökologie und Wettbewerbsfähigkeit, München et al. 1997
Janzen, Henrik/Matten, Dirk : Strategische Planungsinstrumente im Umweltmanagement, in: Betriebliches Umweltmanagement, hrsg. v. Baumast, Annett/Pape, Jens, 2. A., Stuttgart 2003, S. 73 – 90
Macharzina, Klaus : Unternehmensführung, 4. A., Wiesbaden 2003
Meffert, Heribert/Kirchgeorg, Manfred : Marktorientiertes Umweltmanagement, 3. A., Stuttgart 1998
Müller-Christ, Georg : Umweltmanagement, München 2001
Posch, Alfred : Darstellung und kritische Analyse ökologieorientierter Bewertungsverfahren, in: Integriertes Umweltcontrolling, hrsg. v. Tschandl, Martin/Posch, Alfred, Wiesbaden 2003, S. 75 – 101
Schrader, Ulf : Corporate Citizenship, Berlin 2003
Steger, Ulrich : Corporate Diplomacy, München 2004
Wagner, Gerd R. : Betriebswirtschaftliche Umweltökonomie, Stuttgart 1997
Zsifkovits, Helmut/Brunner, Uwe : Konzeption und Planung von Umweltinformationssystemen, in: Integriertes Umweltcontrolling, hrsg. v. Tschandl, Martin/Posch, Alfred, Wiesbaden 2003, S. 159 – 177

 

 


 

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