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Volkswirtschaftliches Rechnungswesen


Inhaltsübersicht
I. Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung
II. Zahlungsbilanz

I. Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung


Die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung (VGR) bietet eine systematische Abbildung des Wirtschaftskreislaufs in einer vergangenen Periode. Je nach Tiefe der Untergliederung kann die Zahl der Konten sehr umfangreich sein. Um die Grundlagen herauszuarbeiten, soll die Darstellung in Anlehnung an die U.S.-amerikanischen „ Summary National Income and Product Accounts “ erfolgen.

1. Produktionskonto


Im Mittelpunkt des Interesses steht die Höhe der Produktion, wie sie im Bruttoinlandsprodukt (BIP) zum Ausdruck kommt und im zusammengefassten Produktionskonto ermittelt wird. Das BIP verdankt seine zentrale Stellung dem Umstand, dass es in Verbindung mit anderen Daten als hauptsächliches Maß der wirtschaftlichen Aktivität, des wirtschaftlichen Wachstums und der Arbeitsproduktivität sowie als Wohlstandsindikator dient.
Einer Ermittlung des BIP durch Aggregation der einzelnen Bruttoproduktionswerte steht die vertikale Struktur der Unternehmen entgegen, denn da ein Gut meist mehrere Stufen vom Halbfabrikat bis zum Endprodukt in selbstständigen Unternehmen durchläuft, käme es zu Doppelzählungen. Zur Vermeidung dieses Problems gibt es zwei einander ergänzende Methoden:

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Man zieht vom Bruttoproduktionswert eines Unternehmens den Wert der von anderen Unternehmen bezogenen Vorleistungen ab und erhält auf diese Weise die Bruttowertschöpfung und damit seinen Beitrag zum BIP.

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Man erfasst nur die Endnachfrage nach Gütern unter Ausschaltung der Zwischenumsätze vorgelagerter Unternehmen. Komponenten der Endnachfrage sind für die betreffende Periode der Verkauf an private oder öffentliche Haushalte, die Investition und der Export. Da in den statistisch gemessenen Größen auch importierte Komponenten enthalten sind, die für die Volkswirtschaft insgesamt Vorleistungen darstellen, ist die Einbeziehung der Importe wieder rückgängig zu machen, sodass als Außenbeitrag nur der Saldo zwischen Export und Import anzusetzen ist.


Dieses Aggregat aus Konsum, Investition und Außenbeitrag bildet die Ertragsseite des zusammengefassten Produktionskontos. Als privater Konsum gilt dabei neben den Verkäufen an private Haushalte auch der sog. Eigenverbrauch, d.h. die Leistungen von Hausangestellten. Vielfach werden unter dem Haushaltssektor auch die privaten Organisationen ohne Erwerbscharakter subsumiert. Auch die Leistungen des öffentlichen Sektors bestehen in der Regel aus Dienstleistungen für Unternehmen und private Haushalte. Da eine exakte Zurechnung als Vorleistungen nicht möglich ist, zählt man sie als Staatsverbrauch zur Endnachfrage. Soweit wegen ihrer unentgeltlichen Bereitstellung keine Marktpreise zur Verfügung stehen, erfolgt eine Bewertung zu Kostenpreisen. Die Bruttoinvestition umfasst die Netto- und die Ersatzinvestition sowie die Vorratsinvestition, d.h. die Erhöhung der Lagerbestände.
Die Positionen der Aufwandsseite des Produktionskontos seien im Folgenden in umgekehrter Reihenfolge, d.h. durch Subtraktion vom BIP dargestellt.

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Der Übergang vom Inlands- zum Inländerprodukt oder Bruttonationaleinkommen erfolgt durch Abzug der an das Ausland geleisteten und Addition der vom Ausland empfangenen Faktoreinkommen (z.B. Zinsen aus ausländischen Kapitalanlagen).

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Zu dem Einkommen, mit dem die Produktionsfaktoren entlohnt werden, nämlich zum Volkseinkommen, gelangt man durch Abzug von Abschreibungen und indirekten Steuern (abzüglich Subventionen).

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Dieses aus der Produktion stammende Volkseinkommen wird unter Verteilungsgesichtspunkten weiter aufgegliedert. Dabei ist zu berücksichtigen, dass einige Einkommensarten nicht direkt an die Haushalte ausgeschüttet werden, sondern an den Staat fließen (z.B. Arbeitgeberbeiträge zur Sozialversicherung, Körperschaftsteuern) oder im Unternehmen verbleiben (unverteilte Gewinne).


Insgesamt bringt das zusammengefasste Produktionskonto die Tatsache zum Ausdruck, dass pari passu mit der Produktion zugleich das Einkommen und die Kaufkraft geschaffen werden, die notwendig sind, um die Produktion abzunehmen (wenn auch von dieser Kaufkraft nicht immer voller Gebrauch gemacht wird.) Dies gilt auch für diejenigen Teile des Bruttonationaleinkommens, die nicht direkt an die Haushalte ausgeschüttet werden, denn mit Abschreibungen und unverteilten Gewinnen werden Ersatz- bzw. Erweiterungsinvestitionen finanziert, und die indirekten Steuern dienen u.a. zur Finanzierung des Staatsverbrauchs, d.h. der unentgeltlich bereitgestellten Öffentlichen Güter.

2. Einkommenskonten


Die Einkommenskonten zeigen neben dem aus der Produktion stammenden Primäreinkommen die Umverteilung zwischen privaten Haushalten, Staat und Ausland durch Steuern, Transfers und internationale Übertragungen.

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Im Einkommenskonto der privaten Haushalte wird das persönlich verfügbare Einkommen ermittelt, das für Konsum und Ersparnis verwendet wird. In der letzteren Größe sind i. Allg. auch die einbehaltenen Gewinne der Unternehmen ohne eigene Rechtspersönlichkeit enthalten.

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Im Einkommenskonto des Staates wird der Saldo zwischen Einnahmen und laufenden Ausgaben (unter Ausschluss der staatlichen Investitionen) ermittelt. Er ist gleichbedeutend mit der staatlichen Ersparnis.

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Das Auslandskonto enthält die Gegenbuchungen zu allen internationalen Transaktionen auf Produktions- und Einkommenskonten. Als Saldo ergibt sich die Veränderung der Nettoforderungen gegenüber dem Ausland, die gleichbedeutend mit dem Leistungsbilanzsaldo der Zahlungsbilanzstatistik ist.


Aus dem Zusammenhang zwischen Produktions- und Einkommenskonten werden viele Interdependenzen zwischen den Sektoren sichtbar. Z.B. bedeutet eine gesamtwirtschaftliche Lohnerhöhung eine Kostensteigerung für die Unternehmen und eine gleichzeitige Einkommenserhöhung für die privaten Haushalte, woraus sich ein Rückfluss von Konsumausgaben an die Unternehmen ergibt. Aus dem höheren Einkommen der Haushalte werden jedoch auch zusätzliche Steuerzahlungen, Käufe importierter Konsumgüter und eine höhere Ersparnis bestritten, sodass der Rückfluss an die Unternehmen niedriger als die Kostenerhöhung ist.

3. Vermögensänderungskonto


Das Kontensystem wird geschlossen durch das Vermögensänderungskonto. Es zeigt auf der Aufwandsseite die volkswirtschaftliche Vermögensbildung nach den Formen, nämlich als Sachvermögensbildung (Bruttoinvestition von Unternehmen und Staat) und als Nettogeldvermögensbildung, die nach der gegenseitigen Aufrechnung von inländischen Forderungen und Verbindlichkeiten aus der Veränderung der Nettoforderungen gegenüber dem Ausland besteht und die man auch als Nettoauslandsinvestition bezeichnen kann. Auf der Ertragsseite stehen die Quellen der Vermögensbildung, nämlich Abschreibungen und die Ersparnis von privaten Haushalten, Unternehmen und Staat. Konsolidiert man Bruttoinvestition und Abschreibungen zur Nettoinvestition, so erhält man die makroökonomische Grundbeziehung
Ersparnis – Nettoinvestition der inländischen Sektoren = Leistungsbilanzüberschuss
Ein Leistungsbilanzüberschuss kann demnach als Folge eines Überschusses der Ersparnis über die Investition bzw. der Produktion über die Absorption von Gütern aufgefasst werden. Analog dazu wird ein Leistungsbilanzdefizit oft dahingehend interpretiert, dass ein Land mehr Güter absorbiert als produziert oder „ über seine Verhältnisse lebt “ . Bei der kausalen Interpretation von ex-post-Daten ist jedoch Vorsicht geboten: Ein Investitionsüberschuss kann z.B. auch auf ungeplanten Vorratsinvestitionen beruhen, in denen sich eine Absatzstockung im Export widerspiegelt.
Bildet man die sektoralen Differenzen zwischen Ersparnis und Investition, so erhält man die Finanzierungssalden. Die Sektoren Unternehmen und Staat haben dabei meist ein Finanzierungsdefizit, d.h. sie können ihre Nettoinvestitionen nicht voll aus der eigenen Ersparnis bestreiten, sondern müssen zusätzlich Kapital aufnehmen und zwar vor allem aus dem Finanzierungsüberschuss der privaten Haushalte.
Fasst man den Leistungsbilanzüberschuss des Inlands als Finanzierungsdefizit des Auslands auf, so lässt sich die Grundgleichung auch dahingehend formulieren, dass die Summe aller Finanzierungssalden gleich Null sein muss. Daraus folgt, dass ein Sektor sein Finanzierungsdefizit nur dann reduzieren kann, wenn die anderen Sektoren das ihre erhöhen bzw. ihren Finanzierungsüberschuss vermindern. Möchte z.B. der Staat sein Budgetdefizit durch Ausgabeneinschränkung abbauen, so wird ihm dies nur gelingen, wenn Unternehmen, private Haushalte oder Ausland bereit sind, eine Verschlechterung ihres Finanzierungssaldos hinzunehmen; andernfalls wären alle Sparanstrengungen vergeblich, weil die Ausgabenreduktion einen Einnahmerückgang in gleicher Höhe zur Folge hätte.
Volkswirtschaftliches Rechnungswesen
Tab. 1: Kontensystem der VGR (1 von 5)
Volkswirtschaftliches Rechnungswesen
Tab. 1: Kontensystem der VGR (2 von 5)
Volkswirtschaftliches Rechnungswesen
Tab. 1: Kontensystem der VGR (3 von 5)
Volkswirtschaftliches Rechnungswesen
Tab. 1: Kontensystem der VGR (4 von 5)
Volkswirtschaftliches Rechnungswesen
Tab. 1: Kontensystem der VGR (5 von 5)

4. Erweiterungen


Das in Tabelle 1 dargestellte Kontensystem lässt sich in verschiedener Hinsicht erweitern. Im Folgenden sei auf das „ Europäische System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen (ESVR 1995) “ verwiesen.

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Eine sektorale Gliederung aller Konten mit Ausnahme des Auslandskontos erfolgt nach den fünf Gruppen „ Nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften “ einschließlich der Quasikapitalgesellschaften wie OHG, KG etc., „ Finanzielle Kapitalgesellschaften “ , d.h. Banken und Versicherungen, „ Staat “ , „ Private Haushalte “ , zu denen auch Einzelunternehmer und Selbstständige gezählt werden, sowie „ Private Organisationen ohne Erwerbszweck “ .

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In vertikaler Hinsicht werden die Produktions- und Einkommenskonten aufgespalten in die Konten für Produktion i.eng.S., Einkommensentstehung, -verteilung, -umverteilung und -verwendung.

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Mit den sektoralen Vermögensänderungskonten eröffnet sich die Möglichkeit, auch die Gesamtwirtschaftliche Finanzierungsrechnung in die VGR zu integrieren, da der Finanzierungssaldo nicht nur der sektoralen Differenz zwischen Ersparnis und Investition, sondern auch derjenigen zwischen Geldvermögensbildung und Außenfinanzierung entspricht. Dadurch kann die Bundesbank ein detailliertes Bild von Vermögensbildung und Finanzierung ermitteln.


Der Informationsgehalt der VGR wird näher erschlossen durch Relationen zwischen einzelnen Komponenten und dem gesamten BIP wie z.B. der Staatsausgabenquote, oder durch einen zeitlichen Vergleich wie bei der Ermittlung der Wachstumsrate des BIP. Hier sind vor allem inflationsbereinigte Werte von Interesse. Zu diesem Zweck ermittelt man einen Preisindex des BIP, mit dem man die nominellen Werte „ deflationiert “ . Dadurch erhält man das sog. reale BIP, d.h. das nominelle BIP in Preisen eines Basisjahres.

5. Kritik


Kritik an der VGR wird vor allem unter Wohlfahrtsgesichtspunkten geübt. So gibt z.B. die Wachstumsrate des realen BIP nicht den Wohlstandsgewinn wieder, welcher durch eine Verkürzung der Arbeitszeit eingetreten ist. Andererseits überzeichnet das reale Wachstum den Wohlstandsgewinn, wenn es mit höheren Umweltschäden oder mit einer Erschöpfung von natürlichen Ressourcen erkauft wurde. Ferner dienen manche Ausgaben lediglich dazu, eine Verschlechterung der Lebensqualität abzumildern (z.B. wenn eine steigende Kriminalität mehr Ausgaben für die innere Sicherheit erfordert), und sollten daher nach Ansicht mancher Kritiker nicht in das BIP eingehen. Dagegen ist einzuwenden, dass die VGR nicht primär zum Wohlfahrtsvergleich, sondern zur Darstellung des Wirtschaftskreislaufs entwickelt wurde. Insofern muss eine Aktivität, welche Einkommen schafft, auch ihr Gegenstück in der Produktion haben. Für spezielle Wohlfahrtsmessungen muss auf das gesellschaftsbezogene Rechnungswesen verwiesen werden.
Eine mehr immanente Kritik bezieht sich auf die unvollständige Erfassung von Transaktionen, vor allem in der Schattenwirtschaft und in der Haushaltsproduktion. Strittig ist auch in vielen Fällen die Zuordnung zu den Kategorien Endprodukt versus Vorleistung oder Konsum versus Investition.

II.  Zahlungsbilanz


Die Zahlungsbilanz ist die systematische Aufzeichnung des Handels-, Kapital- und Zahlungsverkehrs zwischen Inländern und Ausländern während einer bestimmten Periode. Im Gegensatz zur betriebswirtschaftlichen Bilanz enthält die Zahlungsbilanz also keine Bestandsgrößen, sondern Stromgrößen bzw. Bestandsänderungen.

1. Aufbau


Als Aktivposten, die im Rahmen der tabellarischen Darstellung positiv verbucht werden, gelten Transaktionen, welche für das Inland zu einem Zahlungseingang und damit zu einer Nachfrage nach inländischer bzw. einem Angebot an fremder Währung führen wie der Export von Waren und Dienstleistungen oder der Kapitalimport, d.h. die Zunahme der Verbindlichkeiten oder Abnahme der Forderungen gegenüber dem Ausland. Passivposten sind dementsprechend Import, geleistete Übertragungen an das Ausland und Kapitalexport. Jeder wirtschaftliche Vorgang ist mit einer Aktiv- und einer Passivbuchung verbunden. Z.B. ist der Export ein Aktivposten in der Handelsbilanz. Erfolgt die Bezahlung auf ein Konto des inländischen Exporteurs bei einer ausländischen Bank, so bedeutet dies eine Zunahme der Forderungen gegenüber dem Ausland und damit einen Kapitalexport. Erfolgt statt dessen die Bezahlung zu Lasten des Guthabens eines Ausländers im Inland, so werden dadurch Auslandsverbindlichkeiten vermindert, was ebenfalls einen Kapitalexport darstellt. Ein unentgeltlicher Export von Waren, z.B. im Rahmen der Auslandshilfe, hat als Gegenbuchung geleistete Übertragungen an das Ausland. Der Kauf eines ausländischen Wertpapiers ist als Kapitalexport ein Passivposten. Bezahlt der Käufer zu Lasten seines Bankguthabens im Ausland, so führt dies zu einem Rückgang der Auslandsforderungen, bedeutet also einen Kapitalimport und damit eine Aktivbuchung.
In der vertikalen Gliederung wird die Zahlungsbilanz üblicherweise in Leistungs-, Kapital- und Devisenbilanz unterteilt. Zu der in Tabelle 2 angegebenen Zahlungsbilanzgliederung der Europäischen Zentralbank (EZB) sei folgendes angemerkt:

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Innerhalb der Leistungsbilanz werden unter Punkt 4 nur die laufenden Übertragungen berücksichtigt, während die Vermögensübertragungen (wie z.B. Schuldenerlass) einen eigenen Hauptteil B bilden. Erst der gemeinsame Saldo der Leistungsbilanz und der Vermögensübertragungen gibt daher die Veränderung des Nettoauslandsvermögens an.

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Wird der Saldo der Vermögensänderung durch die Teilbilanzen A und B bestimmt, so stellt die Kapitalbilanz die Formen dar, in denen sich Vermögensbildung und Verschuldung vollziehen.

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Die Devisenbilanz verzeichnet die Veränderung der Währungsreserven der Zentralbank und zwar zu Transaktionswerten (also ohne Neubewertung nach Wechselkursänderungen). In ihr schlagen sich hauptsächlich die Devisenmarktinterventionen der Zentralbank nieder. In der Gliederung der EZB ist die Devisenbilanz jedoch nicht mehr als eigener Hauptteil hervorgehoben, sondern wird unter die Kapitalbilanz subsumiert.

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An sich wäre die Zahlungsbilanz mit den Teilbilanzen A bis C schon ausgeglichen, doch werden die jeweiligen Gegenbuchungen erst nach Eingang der statistischen Meldungen vorgenommen oder unterbleiben mangels einer statistischen Erfassung gänzlich. Mit dem Restposten D wird deshalb ein numerischer Ausgleich herbeigeführt.


Volkswirtschaftliches Rechnungswesen
Tab. 2: Zahlungsbilanzgliederung der Europäischen Währungsunion

2. Interpretation


Durch ihre Konstruktion ist die Zahlungsbilanz ex definitione ausgeglichen. Dennoch spricht man von Zahlungsbilanzüberschuss oder -defizit. Dahinter steht die Absicht, einen Teilsaldo zum Maßstab für ein Gleichgewicht oder Ungleichgewicht zu machen. Als derartiger Maßstab bietet sich der Saldo der Devisenbilanz an, denn er zeigt an, dass auf dem Devisenmarkt Angebot und Nachfrage nicht automatisch, sondern nur durch Interventionen der Zentralbank zum Ausgleich kamen. Aber auch ein Devisenbilanzsaldo von Null garantiert noch kein außenwirtschaftliches Gleichgewicht, wenn er etwa durch überhöhte Zinsen, ständige Währungsabwertung oder Handels- und Kapitalverkehrsbeschränkungen erkauft wurde.
Der Leistungsbilanzsaldo stellt dagegen kein geeignetes Ungleichgewichtsmaß dar, denn wie oben gezeigt kann er sogar notwendig sein, um interne Diskrepanzen zwischen Ersparnis und Investition zu kompensieren. Allerdings bedeutet ein anhaltendes Defizit der Leistungsbilanz (zzgl. des Saldos der Vermögensübertragungen) eine zunehmende Auslandsverschuldung. Damit hier der Schuldendienst noch gewährleistet ist, soll sie auf die Dauer nicht rascher als das Volkseinkommen bzw. als der Export wachsen. Zur Beurteilung von Verschuldungsrisiken müssen aber daneben auch die Kapitalbilanz und die zugehörigen Bestandsrechnungen herangezogen werden, nämlich der Auslandsvermögensstatus des Landes und die Auslandsposition der Zentralbank.
Literatur:
Brümmerhoff, Dieter : Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen, München et al., 6. A., 2000
Essig, Hartmut : Darstellung der Einkommen nach dem Europäischen System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen, in: Wirtschaft und Statistik, H. 2/2000, S. 87 – 97
Frenkel, Michael/John, Klaus Dieter : Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung, München, 4. A., 1999
Haslinger, Franz : Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung, München et al., 7. A., 1995
IMF, : Balance of Payments Manual, Washington D.C., 5. A., 1993
Nissen, Hans-Peter : Das Europäische System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen, Heidelberg, 5. A., 2004
o. A, : Vermögensbildung und Finanzierung im Jahr 2004, in: Monatsberichte der Deutschen Bundesbank, H. 6/2005, Bd. 57, S. 15 – 35
o., A. : Änderungen in der Systematik der Zahlungsbilanz, in: Monatsberichte der Deutschen Bundesbank, H. 3/1995, Bd. 47, S. 33 – 40
Seskin, Eugene P./Parker, Robert P. : A Guide to the NIPA\'s, in: Survey of Current Business, H. 1/1998, Bd. 78, S. 26 – 36

 

 


 

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