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Handelsbetriebe


Inhaltsübersicht
I. Zur Struktur des Handels
II. Theoriefelder

I. Zur Struktur des Handels


Handelsbetriebe können von anderen Betrieben, insbesondere Industrie-, Logistik- und Handwerksbetrieben, sehr unterschiedlich abgegrenzt werden (Müller-Hagedorn, Lothar 1998). Da jedes Messen eindeutige Definitionen voraussetzt, wird zunächst auf solche Abgrenzungsmöglichkeiten eingegangen. Anschließend wird auf die Vielfalt der Handelsbetriebe verwiesen.

1. Die Abgrenzung von anderen Wirtschaftsbereichen


Weit verbreitet ist die Sichtweise der sog. Katalogkommission: „ Handel im funktionellen Sinne liegt vor, wenn Marktteilnehmer Güter, die sie in der Regel nicht selbst be- oder verarbeiten (Handelsware), von anderen Marktteilnehmern beschaffen und an Dritte absetzen. In der Praxis wird der Begriff im Allgemeinen auf den Austausch von Sachgütern, noch häufiger auf den Austausch von beweglichen Sachgütern eingeschränkt. “ (Ausschuss für Definitionen, 2006). Wesentliches Kennzeichen einer darauf aufbauenden Definition von Handelsbetrieben ist der Umstand, dass sie die abzusetzenden (beweglichen) (Sach-)Güter nicht wesentlich be- oder verarbeiten. Aber es können weitere Kriterien verwendet werden, so der „ Erwerb von Eigentum an der Ware “ , das „ Tragen des Erfolgsrisikos “ oder die „ Autonomie in Bezug auf die Wahl der Lieferanten “ . Je nach Verwendung dieser Kriterien ergeben sich unterschiedlich weite Abgrenzungen.
Die Amtliche Statistik ordnet ein Unternehmen oder einen Betrieb dann dem Handel zu, wenn die wirtschaftliche Haupttätigkeit im Erwerb (im allgemeinen Kauf) beweglicher Waren und ihrem Weiterverkauf und/oder in der Vermittlung zwischen Verkäufern und Käufern von Waren besteht (Statistisches Bundesamt, 2000). Aus der Handelstätigkeit hat eine größere Wertschöpfung zu resultieren als aus einer zweiten oder aus mehreren sonstigen Tätigkeiten.

2. Erscheinungsformen der Handelsbetriebe


Handelsbetriebe treten in vielerlei Gestalt auf. Typologien bedienen sich der Einteilung in Wirtschaftsbereiche (Großhandel, Einzelhandel und Handelsvermittlung), Betriebstypen bzw. Betriebsformen sowie Distributions- und Handelssysteme. Mit dem Begriff Betriebsform(-typ) (auch Format) versucht man, die Vielfalt der konkreten Erscheinungsformen in eine überschaubare Anzahl von Typen zu übertragen. Dabei greift man vor allem auf markante Kennzeichen der Absatzpolitik, z.B. die Preis- oder Sortimentspolitik, zurück. Seltener wird die Wahrnehmung einzelner Merkmale der Anbieter durch die Konsumenten verwendet, um Betriebsformen zu definieren. Mit den Begriffen Handels- und Distributionssystem wird erfasst, inwieweit ein Handelsbetrieb sich auf hierarchische oder marktliche Weise mit anderen Handelsbetrieben und/oder weiteren Betrieben außerhalb des Handels abstimmt.

a) Der Großhandel und seine Betriebsformen


Nach der Katalogkommission (Ausschuss für Definitionen, 2006, S. 38) umfasst Großhandel (im institutionellen Sinn) „ jene Institutionen, deren wirtschaftliche Tätigkeit ausschließlich oder überwiegend dem Großhandel im funktionellen Sinne zuzurechnen ist “ . Großhandel entspricht der wirtschaftlichen Tätigkeit des Umsatzes (Beschaffung und Absatz) von Handelswaren und sonstigen Leistungen an Wiederverkäufer, Weiterverarbeiter, gewerbliche Verwender, Großverbraucher. Ahlert (Ahlert, Dieter 1987) sieht auch die institutionellen Haushalte (z.B. Behörden, Krankenhäuser, Schulen, Verbände) sowie die freiberuflichen Kunden (z.B. Rechtsanwälte, Steuerberater und Architekten) als typische Kunden des Großhandels.
Die Katalogkommission (Ausschuss für Definitionen, 2006) definiert die folgenden Formen von Großhandelsbetrieben: Aufkaufhandel, Globalhandel, Sortimentsgroßhandel, Cash-and-Carry-Betrieb, Großhandelszentrum, Handelsvertreterzentrum, Spezialgroßhandel, Rack Jobber, Trade Markt, Produktionsverbindungshandel, Werkshandelsunternehmung. Die Unterschiede liegen vor allem in der Sortimentspolitik, in der Belieferungspolitik und im Marktgebiet.
Elektronische Marktplätze im B2B-Handel stellen einerseits eine Konkurrenz für Großhandelsbetriebe dar, andererseits treten diese dort selbst als Anbieter und Nachfrager auf.

b) Der Einzelhandel und seine Betriebsformen


Nach der Katalogkommission (Ausschuss für Definitionen, 2006, S. 46) „ umfasst Einzelhandel im institutionellen Sinn jene Institutionen, deren wirtschaftliche Tätigkeit ausschließlich oder überwiegend dem Einzelhandel im funktionellen Sinn zuzurechnen ist “ . Damit ist die wirtschaftliche Tätigkeit des Umsatzes (Beschaffung und Absatz) von Handelswaren und sonstigen Leistungen an Letztverbraucher gemeint.
Mit dem Begriff Betriebsform versucht man auch hier die Vielfalt der konkreten Erscheinungsformen im Einzelhandel zu typologisieren. So spricht man z.B. von Automatenverkauf, Convenience-Store (Nachbarschaftsladen), Discounter, Fabrikladen (Factory-Outlet), Fachgeschäft, Fachmarkt, Kaufhaus, Off-Price-Store, Online-Shop, Selbstbedienungswarenhaus, Spezialgeschäft, Supermarkt, Teleshopping – Teleselling, TV-Shopping, Verbrauchermarkt, Versandhandel (Versandgeschäft), Warenhaus. Die Bezeichnungen werden in erster Linie in der Wirtschaftspraxis geboren. Zur Definition werden vor allem das Medium (TV, Internet, stationäres Geschäft, Verkaufswagen), die Größe der Verkaufsfläche, die Standortlage, das Bedienungssystem, das Preisniveau und die Struktur des Sortiments herangezogen. Bemühungen in der Theorie waren darauf gerichtet, die Vielfalt der Erscheinungsformen von Handelsbetrieben zu typologisieren; weiterhin fällt es aber schwer, zu eindeutigen Definitionen zu gelangen, worum sich die sog. Katalogkommission bemüht (Ausschuss für Definitionen, 2006).
Die Vielfalt und die Dynamik der Betriebsformen im Einzelhandel sind Gegenstand zahlreicher erklärender Theorien (vgl. hierzu den Überblick über die inzwischen zahlreichen Ansätze bei Glöckner-Holme, Irene 1988). Auch die Ansätze zur Erklärung des Wandels von Betriebsformen im Einzelhandel haben sich inzwischen sehr differenziert.

c) Typen der Handelsvermittlung


Zur Handelsvermittlung werden jene Handelsbetriebe gezählt, die zwar den Absatz von Waren bewirken, dabei jedoch kein Eigentum an der Ware erwerben. Es werden Handelsvertreter, Handelsmakler und Kommissionäre unterschieden.

d)  Handels- und Distributionssysteme


Die Distribution von Gütern erfolgt in vielen Fällen in Netzwerken, denen neben den Herstellern und den Verwendern bzw. Verbrauchern dieser Güter auch Groß- und Einzelhandelsunternehmungen angehören. Darüber hinaus können aber auch Logistikdienstleister, Banken, Werbeagenturen und andere zum Distributionssystem gezählt werden. Während das Distributionssystem den gesamten Bereich zwischen der Hersteller- und der Endverbraucherstufe umfasst, konzentriert sich der Begriff Handelssystem auf die Handelsstufe und dabei insbesondere auf den Aspekt der Koordination zwischen Handelsbetrieben einer oder mehrerer Handelsstufen (Groß- oder/und Einzelhandel). Konkrete Erscheinungsformen von Handelssystemen sind insbesondere: die Filialunternehmung, die Verbundgruppe, die Freiwillige Kette und Franchisesysteme.
Sowohl für Verbundgruppen (Mandewirth, Sven O. 1997) als auch für Franchiseorganisationen (Posselt, Thorsten 2001; Preißner, Markus 2005) wird auf die Theorien der Institutionenökonomik zurückgegriffen, insbesondere die Transaktionskostentheorie, aber auch die Prinzipal-Agenten-Theorie.
Während Handelssysteme sich auf die Koordination von Unternehmungen des Handels beziehen, kommt es in Distributionssystemen auch zu einer auf Dauer angelegten Zusammenarbeit zwischen Unternehmen der Industrie und des Handels. Auch hier sind unterschiedlich intensive Formen der Abstimmung denkbar, so Vertragliche Vertriebssysteme, Franchisesysteme sowie sog. partnerschaftliche Flächenkonzepte zwischen Industrie und Handel, wie Shop-in-Shop-Konzepte, Concessions, reine Vermietungssysteme und lockere Formen der Zusammenarbeit im Rahmen von Efficient Consumer Response (ECR) oder Collaborative Planning, Forecasting and Replenishment (CPFR).

II. Theoriefelder


Die handelsbetriebliche Literatur ist reich an Darstellungen der einzelnen Betriebsformen, ihrer Struktur, ihrer Geschichte und ihrer Marktbedeutung (z.B. Nieschlag, Robert/Kuhn, Gustav 1980; Tietz, Bruno 1983). Im Folgenden wird auf Ansätze verwiesen, die über die Beschreibung hinaus erklärende Absichten haben oder als Grundlage der Entscheidungsfindung dienen sollen. Hier können zum einen Ansätze unterschieden werden, die sich mit der Einschaltung des Handels in die Distributionskanäle beschäftigen, zum anderen wird erörtert, wie die Geschäftspolitik in ihren einzelnen Bereichen unter den speziellen Bedingungen von Handelsbetrieben ausgestaltet werden sollte.

1. Zur Einschaltung des Handels


Im Hinblick auf die Existenzberechtigung des Handels wurden verschiedene Theorien entwickelt. Die Diskussion belebte sich mit dem Aufkommen des elektronischen Handels. Es können folgende Ansätze unterschieden werden:

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Der Handel als Träger von Distributions-(Handels-)funktionen: Eine Zusammenstellung und Beurteilung bekannter Ansätze (von Oberparleiter, Karl/, Redlich, Fritz/, Lisowsky, Arthur/, Seyffert, Rudolf/, Buddeberg, Hans findet sich bei Marré (Marré, Heribert 1960). Diese Kataloge charakterisieren die Handelstätigkeit, sie können aber die Produktivität und damit die Existenzberechtigung des Handels nicht erklären (Weber, Hans-Herrmann 1966).

-

Mikroökonomische Ansätze: Nach der Theorie mehrstufiger Märkte werden Absatzpreise, Absatzmengen und Gewinnhöhen vorwiegend marginalanalytisch für den Fall ermittelt, dass die Preisbildung jeweils durch Handel und Industrie vorgenommen wird. Das Ergebnis wird mit der Situation verglichen, in der der Hersteller direkt vertreibt oder eine vertikale Preisbindung vornimmt. Fortlaufend werden neue Modellvarianten entwickelt (für unterschiedliche Markformen, Reaktionshypothesen, Entscheidungsparameter (Toporowski, Waldemar 2002; Betancourt, Roger R. 2004).

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Der Handel als Kontaktkosten-Spezialist: Gümbel (Gümbel, Rudolf 1985, S. 111) hat den Umstand, dass durch die Einschaltung des Handels die Zahl der Kontakte zwischen Herstellern und Abnehmern reduziert werden kann, den „ Baligh-Richartz-Effekt “ genannt (Baligh, Helmy H./Richartz, Leon E. 1967). Das Modell ist in vielfältiger Weise modifiziert worden, zum einen, um die Mehrstufigkeit des Handels zu erläutern (Gümbel, Rudolf 1985), zum anderen, um die Situation des Großhandels und seine Handelsspanne näher zu beleuchten (Müller-Hagedorn, Lothar/Spork, Sven 2000).

Handelsbetriebe

Abb. 1: Reduktion der Kontakte durch Einschaltung einer (Groß-)Handelsunternehmung (H = Hersteller, GH = Großhändler, A = Abnehmer)

-

Der Handel als Transaktionskosten-Spezialist: Besondere Beachtung hat die Transaktionskostentheorie gefunden (Picot, Arnold 1986; Posselt, Thorsten/Gensler, Sonja 2000; Toporowski, Waldemar 2002).

-

Logistik- und konsumentenverhaltenstheoretische Ansätze: Handelsbetriebe kombinieren eine Sachleistung (Lieferung von Waren) mit einer Dienstleistung. Dies führt dazu, dass in den meisten Fällen logistische Prozesse abgewickelt werden müssen. Aufbauend auf dem sog. Warehouse Location Problem haben Müller-Hagedorn und Spork einen Ansatz entwickelt, bei dem sich die Zahl der Großhandelsunternehmen aus der Struktur der Logistikkosten ergibt (Müller-Hagedorn, Lothar/Spork, Sven 2002). Logistikkosten spielen aber auch im Einzelhandel eine Rolle. Bei der Diskussion, in welchen Bereichen Electronic Commerce den stationären Einzelhandel verdrängen kann, hat Dach die Güter in Logistikklassen eingeteilt und digitalisierbare, unverderbliche, kompakte leichte, verderbliche, sperrige und schwere und sehr sperrige oder schwere Güter unterschieden (Dach, Christian 2000). Die Einschaltung von Handelsbetrieben hängt aber nicht nur davon ab, inwieweit sie die logistischen Aufgaben effizient erbringen können, sondern auch, inwieweit sie den Erwartungen der Nachfrager besser entsprechen können. Zum Vergleich zwischen Direktvertrieb und Handel wird häufig auf multiattributive Einstellungsmodelle zurückgegriffen (so auch Dach, Christian 2002).


2. Betriebspolitische Probleme


Bei der Diskussion von unternehmenspolitischen Fragestellungen von Handelsbetrieben wird häufig zwischen strategischen und operativen Entscheidungen unterschieden.

a) Strategische Entscheidungen im Handelsbetrieb


Die angestiegene Größe vieler Handelsbetriebe hat die Auseinandersetzung mit strategischen Fragestellungen im Handel intensiviert. So sind Beiträge zur strategischen Planung im Handelsbetrieb entstanden (Mattmüller, Roland/Tunder, Ralph 2004). Die Besonderheiten der strategischen Planung in Handelsbetrieben beziehen sich auf die Erfolgsfaktorenforschung (Schröder, Hendrik 1994) und auf die Formulierung von Wettbewerbsstrategien (Gröppel, Andrea 1991). Des Weiteren werden insbesondere die folgenden Fragestellungen untersucht:

-

die Wahl der Betriebsform (vgl. z.B. Haas, Alexander 2000). Im Mittelpunkt stehen oft erklärende Theorien zur Einkaufsstättenwahl der Konsumenten (vgl. Woratschek, Herbert 1992), z.B. Lebenszykluskonzepte (Müller-Hagedorn, Lothar 1978), Prozessmodelle, präferenztheoretische Erklärungsansätze (vgl. Kreller, Peggy 2000) und Emotionen (vgl. u.a. Müller-Hagedorn, Lothar/Viehöver, Carola 2004).

-

Entscheidungen im Rahmen der Internationalisierung (vgl. Lingenfelder, Michael 1996; Alexander, Nicholas 1997). Eine besondere Bedeutung kommt dem ressourcenbasierten Ansatz und der Neuen Institutionenökonomik zu. Neben der Markteintrittsform werden Entscheidungen hinsichtlich der Wahl der Zielländer, des Markteintrittszeitpunktes und der Frage, ob das absatzpolitische Instrumentarium standardisiert oder differenziert eingesetzt werden sollte, thematisiert.

-

Ausmaß und Richtung der Diversifikation (vgl. Greune, Malte 1997).

-

Ausmaß der Zusammenarbeit zwischen Handel und Industrie, insbesondere mit Konzepten wie ECR, Category Management oder CPFR (Seifert, Dirk 2004; Thonemann, Ulrich 2005).

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Entscheidungen über den Aufbau zentraler Ressourcen, insbesondere von Informations- und Logistiksystemen und über den Aufbau organisatorischer Strukturen, insbesondere über Zentralisierung und Dezentralisierung. Zum einen ist dabei an Warenwirtschaftssysteme (vgl. Becker, Jörg/Schütte, Reinhard 2004) zu denken, zum anderen ist auf Systeme zum Management von Kundenbeziehungen (Customer Relationship Management, CRM) hinzuweisen.


Mit ECR und CPFR ist die Verknüpfung von Marketing und Handelslogistik angesprochen (Seifert, Dirk 2004). Diesbezügliche Entscheidungen beziehen sich auf den Aufbau eines Lagerhausnetzes, auf strukturelle Gegebenheiten eines Lagerhauses bzw. Transitterminals und auf die laufenden Operationen, mit denen Prognosen, Bestellungen, Bestände und Prozesse gesteuert werden (Toporowski, Waldemar 1996; Hofbauer, Günter/Bauer, Christian 2004).

b) Entscheidungen in einzelnen Funktionsbereichen


Die meisten Untersuchungen zu Handelsbetrieben stellen Ausarbeitungen zu einzelnen Funktionsbereichen dar, insbesondere dem Handelsmarketing (vgl. Müller-Hagedorn, Lothar 2005). Sie sind zumeist an den absatzpolitischen Instrumenten (Marketing-Mix) orientiert. Das dem Handelsbetrieb zur Verfügung stehende Instrumentarium weist wichtige Besonderheiten auf, wie der von Müller-Hagedorn, Lothar stammende Katalog exemplarisch zeigt: Ware (Sortiment), Einsatz von Verkaufspersonal, Standort, Werbung, Preise und Konditionen, Verkaufsraum. Insbesondere der Standort erweist sich zumindest im Einzelhandel als ein besonders wichtiges absatzpolitisches Instrument, dem kein analoges Instrument bei der Industrie entspricht. Auch ist zu beachten, dass sich die Sortimentspolitik des Handels deutlich von der Produktpolitik eines Herstellers unterscheidet. Spezifisch sind insbesondere auch Untersuchungen zur Ladengestaltung, z.B. zur Ladenatmosphäre und der Regalgestaltung (Zielke, Stephan 2002; Germelmann, Claas 2003).
Einen weiten Raum in der theoretischen Diskussion zu Fragen des Handelsmarketings nehmen verhaltenswissenschaftliche Untersuchungen zum Konsumentenverhalten ein. Zentrale Stichworte sind hybrides Kaufverhalten, Marktsegmentierung, die Akzeptanz von Handelsmarken, Kundenanalyse und Kundenbindung. Entscheidungsmodelle sind vergleichsweise selten.
Gegenüber dem Handelsmarketing stehen andere Funktionsbereiche zurück. So sind Beiträge zu einem handelsbetrieblichen Rechnungswesen relativ selten (Liebmann, Hans-Peter/Zentes, Joachim 2001). Immerhin ist hier das Konzept der direkten Produkt-Profitabilität entwickelt worden, und es sind zahlreiche Hinweise zur Ausgestaltung des Betriebsvergleichs entwickelt worden, der zwischenzeitlich auch in andere Branchen Eingang gefunden hat. Einige Beachtung hat das Konzept der Balanced Scorecard gefunden.
Für die Mitarbeiter im Verkauf wurden für den Handel spezielle Entlohnungssysteme entwickelt (Rafflenbeul-Schaub, Christian 2003). Auf logistische Fragestellungen war bereits unter a) hingewiesen worden.
Literatur:
Ahlert, Dieter : Der Großhandelsbegriff, in: Betriebsberater – Beilage, H. 15/1987
Alexander, Nicholas : International Retailing, Oxford et al. 1997
Ausschuss für Definitionen zu Handel und Distribution, : Katalog E. Definitionen zu Handel und Distribution, 5. A., Köln 2006
Baligh, Helmy H./Richartz, Leon E. : Vertical Market Structures, Boston 1967
Becker, Jörg/Schütte, Reinhard : Handelsinformationssysteme, 2. A., Frankfurt am Main 2004
Betancourt, Roger R. : The Economics of Retailing and Distribution, Cheltenham et al. 2004
Dach, Christian : Die zukünftige Bedeutung des Business-to Consumer E-Commerce, in: Zukunftsperspektiven des E-Commerce im Handel, hrsg. v. Müller-Hagedorn, Lothar, Frankfurt am Main 2000, S. 175 – 225
Dach, Christian : Internet Shopping versus stationärer Handel, Stuttgart 2002
Germelmann, Claas : Kundenorientierte Einkaufszentrengestaltung, Wiesbaden 2003
Glöckner-Holme, Irene : Betriebsformen. Marketing im Einzelhandel, Augsburg 1988
Greune, Malte : Der Erfolg externer Diversifikation im Handel, Heidelberg 1997
Gröppel, Andrea : Erlebnisstrategien im Einzelhandel, Heidelberg 1991
Gümbel, Rudolf : Handel, Markt und Ökonomik, Wiesbaden 1985
Haas, Alexander : Discounting, Nürnberg 2000
Hofbauer, Günter/Bauer, Christian : Integriertes Beschaffungsmarketing. Der systematische Ansatz zum Wertschöpfungsprozess, München 2004
Kreller, Peggy : Einkaufsstättenwahl von Konsumenten. Ein präferenztheoretischer Erklärungsansatz, Wiesbaden 2000
Liebmann, Hans-Peter/Zentes, Joachim : Handelsmanagement, München 2001
Lingenfelder, Michael : Die Internationalisierung im europäischen Einzelhandel. Ursachen, Formen und Wirkungen im Lichte einer theoretischen Analyse und empirischen Bestandsaufnahme, Berlin 1996
Mandewirth, Sven O. : Transaktionskosten von Handelskooperationen, Heidelberg 1997
Marré, Heribert : Funktionen und Leistungen des Handelsbetriebes, Köln et al. 1960
Mattmüller, Roland/Tunder, Ralph : Strategisches Handelsmarketing, München 2004
Müller-Hagedorn, Lothar : Bevorzugte Betriebsformen des Einzelhandels und das Lebenszykluskonzept, in: Zeitschrift für betriebswirtschaftliche Forschung, Jg. 30, 1978, S. 106 – 124
Müller-Hagedorn, Lothar : Der Handel, Stuttgart 1998
Müller-Hagedorn, Lothar : Handelsmarketing, 5. A., Stuttgart 2005
Müller-Hagedorn, Lothar/Spork, Sven : Handel ohne Großhandel?, in: Zukunftsperspektiven für das Handelsmanagement. Konzepte – Instrumente – Trends, hrsg. v. Foscht, Thomas/Jungwirth, Georg/Schnedlitz, Peter, Frankfurt am Main 2000, S. 55 – 75
Müller-Hagedorn, Lothar/Spork, Sven : Zur (Dis-)Intermediation von Handelsunternehmungen – ein integrierter Transaktions- und Logistikkostenansatz, in: Marketing-Management und Unternehmensführung: Festschrift für Professor Dr. Richard Köhler zum 65. Geburtstag, hrsg. v. Böhler, Heymo, Stuttgart 2002, S. 547 – 569
Müller-Hagedorn, Lothar/Viehöver, Carola : Kognitiv und/oder emotional gesteuertes Verhalten untersucht am Beispiel von Shopping-Center Besuchern, in: Strategien und Trends im Handelsmanagement, hrsg. v. Bauer, H./Huber, F., München 2004, S. 141 – 162
Nieschlag, Robert/Kuhn, Gustav : Binnenhandel und Binnenhandelspolitik, 3. A., Berlin et al. 1980
Picot, Arnold : Transaktionskosten im Handel, in: Betriebsberater (Beilage 13 zu H. 27), H. 27/1986
Posselt, Thorsten : Die Gestaltung von Distributionssytemen, Stuttgart 2001
Posselt, Thorsten/Gensler, Sonja : Ein transaktionskostenorientierter Ansatz zur Erklärung von Handelsbetriebstypen, in: Die Betriebswirtschaft, Jg. 60, H. 2/2000, S. 182 – 198
Preißner, Markus : Franchisegebühren, Köln 2005
Rafflenbeul-Schaub, Christian : Die Wahl der Lohnform für Verkäufer im Einzelhandel, Lohmar 2003
Schröder, Hendrik : Erfolgsfaktorenforschung im Handel. Stand der Forschung und kritische Würdigung der Ergebnisse, in: Marketing – Zeitschrift für Forschung und Praxis, Jg. 16, H. 2/1994, S. 89 – 105
Seifert, Dirk : Efficient Consumer Response, 3. A., München 2004
Statistisches Bundesamt, : Klassifikation der Wirtschaftszweige mit Erläuterungen – Ausgabe 1993, Stuttgart 2000
Thonemann, Ulrich : Supply Chain Excellence im Handel, Wiesbaden 2005
Tietz, Bruno : Konsument und Einzelhandel, 3. A., Frankfurt 1983
Toporowski, Waldemar : Logistik im Handel. Optimale Lagerstruktur und Bestellpolitik einer Filialunternehmung, Heidelberg 1996
Toporowski, Waldemar : Die Einschaltung von Intermediären in die Distribution im Lichte ökonomischer Theorien, Köln 2002
Woratschek, Herbert : Betriebsform, Markt und Strategie, Wiesbaden 1992
Zielke, Stephan : Kundenorientierte Warenplatzierung, Köln 2002

 

 


 

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