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Zinsmanagement


Inhaltsübersicht
I. Zinsmanagement und Zinsänderungsrisiken
II. Quantifizierung von Zinsänderungsrisiken
III. Steuerung von Zinsänderungsrisiken
IV. Ertragsorientiertes Zinsmanagement
V. Perspektiven für das Zinsmanagement

I. Zinsmanagement und Zinsänderungsrisiken


Die verstärkten Zinsfluktuationen seit Beginn der 70er Jahre führten einerseits zu Bemühungen der von den Zinsschwankungen besonders betroffenen Unternehmen und Institutionen um die Konzeption und den Aufbau eines Zinsmanagements und andererseits zur Entwicklung und Ausgestaltung spezieller Finanzinstrumente und Handelsplattformen (zinsbezogene Finanzinnovationen, Terminbörsen für Zinsderivate), welche die Umsetzung des Zinsmanagements ermöglichen bzw. erleichtern sollten. Die Ermittlung der Zinsposition, die Zinsprognose, das Management des Zinsänderungsrisikos und das Zinsertragsmanagement sind wichtige Bausteine des Zinsmanagements. Die instrumentelle Komponente der Zinsposition orientiert sich am Basisgeschäft des betrachteten Wirtschaftssubjekts (bei Anlegerportefeuilles z.B. am verfügbaren Anlagebetrag, bei Kreditinstituten an der durch das Einlagen- und Kreditgeschäft bewirkten Fristentransformation) und umfasst darüber hinaus alle Finanztitel, die geeignet sind, das Risikoexposure im Hinblick auf die Ziele des Zinsmanagements zu gestalten. Dementsprechend sind auch die derivativen Finanzinstrumente zur Umverteilung von Zinsänderungsrisiken wesentliche Bestandteile des Zinsmanagements.
Das Zinsmanagement ist wie das Kreditmanagement und das Währungsmanagement Teil des Risikomanagements von Unternehmen und insbesondere von Finanzintermediären. Wegen seiner besonderen Bedeutung sind für Finanzintermediäre von den zuständigen Aufsichtsbehörden besondere regulierende Bestimmungen zur Begrenzung von Zinsänderungsrisiken erlassen worden.

II. Quantifizierung von Zinsänderungsrisiken


1. Zinsänderungsrisiken einzelner Vermögensobjekte und auf Portefeuilleebene


Als Zinsänderungsrisiko bezeichnet man die Gefahr, dass sich die für die Bewertung von Finanztiteln relevanten Marktzinssätze für den Inhaber in eine unvorteilhafte Richtung entwickeln (Marktwertänderungsrisiko). Den Zinsänderungsrisiken stehen bei anderen Zinsentwicklungen (im Allgemeinen auch der erwarteten Entwicklung) Zinsänderungschancen gegenüber. Die konkrete Auswirkung einer Marktzinsänderung auf den Marktwert eines Finanztitels hängt von dessen spezieller Zahlungscharakteristik ab. Allgemein lassen sich im Bereich der Rentenwertpapiere unverzinsliche Wertpapiere (Nullkupon-Anleihen, Zerobonds), festverzinsliche Wertpapiere (Kuponanleihen, Straight Bonds), variabel verzinsliche Titel (Floating Rate Notes) und Amortisationsinstrumente unterscheiden. Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl von strukturierten Produkten, deren Zahlungsströme funktional auch von anderen Variablen wie z.B. Rohstoffpreisen, Aktienindices oder Bonitätseinschätzungen anderer Marktteilnehmer abhängen. Auch hybride Finanztitel wie Wandel- oder Optionsanleihen sind für das Zinsmanagement relevant.
Eine wichtige Kennzahl zur Messung des Zinsänderungsrisikos von einzelnen Zinstiteln ist die Duration. Die Duration ist eine normierte Ableitung des Marktwertes eines Finanztitels nach dem Kalkulationszinsfuß (Marktzinssatz) bzw. in einem ähnlichen Konzept nach dem internen Zinsfuß. Sie wird auch als mittlere Bindungsfrist eines Finanztitels bezeichnet und berechnet sich aus den gewogenen durchschnittlichen Zahlungsterminen der Kupons und der Tilgungsbeträge, wobei als Gewichtungsfaktoren die Barwertanteile der einzelnen Zahlungsströme am Barwert des gesamten Zahlungsstromes, dem Marktwert, berücksichtigt werden. Je höher die Duration, desto stärker reagiert der Marktwert eines Finanztitels auf eine plötzliche Veränderung des Marktzinssatzes. Das Durationskonzept lässt sich daher als eine spezielle Form der Sensitivitätsanalyse für zinsabhängige Finanztitel bezeichnen. Da es sich bei der Duration um eine lineare Approximation der Marktwertfunktion handelt, wird das Ausmaß der tatsächlichen Veränderung des Marktwertes durch die Duration stets überschätzt. Die Abweichung ist umso höher, je größer die Veränderung des Kalkulationszinssatzes ist. Eine genauere Abschätzung der Marktwertveränderung kann mit Hilfe der Konvexität eines Finanztitels vorgenommen werden. Die Konvexität ist eine normierte zweite Ableitung des Marktwertes eines Finanztitels nach dem Kalkulationszinsfuß.

1.

Zerobonds weisen unabhängig von ihrer Ausgestaltung als Aufzinsungs- oder Abzinsungspapiere ein Marktwertänderungsrisiko auf, das in etwa proportional zur Restlaufzeit steigt. Die Duration eines Zerobonds entspricht stets seiner Restlaufzeit.

2.

Kuponanleihen tragen einen im voraus bestimmten Kupon, der üblicherweise während der Laufzeit keinen Veränderungen unterworfen ist. Das Zinsänderungsrisiko verhält sich in etwa proportional zur Duration der Anleihe.

3.

Floating Rate Notes haben eine Verzinsung, deren Höhe nicht für die gesamte Laufzeit festgeschrieben ist, sondern die in regelmäßigen Abständen an einen Referenzzins angepasst wird (bedingte Zinssätze). Der Kupon ergibt sich dann aus dem Referenzzinssatz (z.B. EURIBOR) und einem vereinbarten Auf- bzw. Abschlag (Spread). Die dem Zinsänderungsrisiko proportionale Duration einer Floating Rate Note ist ungeachtet der Restlaufzeit der Anleihe gleich der Länge der Zinsanpassungsperiode (im Allgemeinen also recht klein), sodass für den Anleger das Marktwertänderungsrisiko eines solchen Titels relativ niedrig ist.

4.

Bei Amortisationstiteln erfolgt die Rückzahlung des Kapitalbetrages nicht in einem Betrag am Laufzeitende. Vielmehr werden regelmäßige Tilgungszahlungen (z.B. gleichbleibende Tilgungsbeträge oder gleichbleibende Annuitäten) vereinbart, was die Duration dieser Instrumente und damit deren Zinsänderungsrisiko gegenüber den endfälligen Finanztiteln vermindert.


Da die Duration additiv ist, lässt sich die Duration eines Portefeuilles aus beliebigen Rentenwertpapieren einfach als mit den Portefeuilleanteilen gewichtete Summe der Durationskennzahlen der einzelnen im Portefeuille enthaltenen Titel berechnen.
Einem Zinsänderungsrisiko sind aber nicht nur Renten, sondern auch andere Finanztitel unterworfen. Auch Aktienkurse sowie die Preise derivativer Finanztitel werden durch das herrschende Zinsniveau und die Zinsstruktur mitbestimmt. Für diese Finanztitel bietet jedoch das Durationskonzept wenig. Daher hat sich in der Praxis zunehmend der Value-at-Risk als Risikokennzahl durchgesetzt. Der Value-at-Risk bezeichnet den Portefeuillewert, der mit einer vorgegebenen Wahrscheinlichkeit (Konfidenzniveau) innerhalb eines bestimmten Zeitraums (Halteperiode) nicht unterschritten wird. Seiner Konzeption gemäß erlaubt der Value-at-Risk eine Aggregation sowohl über verschiedene Wertpapiertypen als auch über verschiedene Risikoarten. Obwohl sich der Value-at-Risk auch für einzelne Titel berechnen lässt, findet diese Kennzahl mehrheitlich auf Portefeuille- oder sogar Unternehmensebene Anwendung. Als Input für die Berechnung des Value-at-Risk für Zinsänderungsrisiken sind in jedem Fall Verteilungsannahmen bezüglich der zukünftigen Zinsentwicklung sowie die Vorgabe von Verteilungsparametern erforderlich.

2. Zinsänderungsrisiken auf Unternehmensebene


Das Zinsänderungsrisiko auf Unternehmensebene, dem Industrieunternehmen wie auch Kreditinstitute ausgesetzt sind, resultiert aus der Struktur aller Vermögenspositionen und Verbindlichkeiten, die in Zukunft zu Ein- oder Auszahlungen führen. Zinsänderungsrisiken von Kreditinstituten werden dementsprechend entweder an den Änderungen des periodischen Zinsüberschusses oder an den Änderungen des Reinvermögens (Eigenkapitals) gemessen, die durch Marktzinsänderungen induziert werden. Messmethoden sind u.a. die Zinsbindungsbilanz, das Elastizitätenkonzept sowie Verfahren auf Basis der Duration oder des Value-at-Risk.
Die vertikal nach Bilanzpositionen und horizontal nach Rechnungsperioden gegliederte Zinsbindungsbilanz ist ein in der Bankpraxis häufig benutztes Instrument zur Ermittlung der offenen Festzinspositionen als den Bestimmungsfaktoren des Zinsänderungsrisikos. Eine sich ergebende Festzinslücke auf der Aktiv- oder Passivseite der Bilanz ist ein Indikator für das Zinsänderungsrisiko, dem das Kreditinstitut ausgesetzt ist. Die Zinsbindungsbilanz an sich erlaubt jedoch keine Aussagen über die Höhe des Zinsänderungsrisikos, da Bewertungsfragen ausgeklammert sind. Das aus variabel verzinslichen Positionen resultierende Zinsänderungsrisiko wird gar nicht erfasst. Dieses Defizit behebt das Elastizitätenkonzept, das die Zinsreagibilität aller Aktiv- und Passivpositionen berücksichtigt. Die Zinselastizitäten der einzelnen Positionen lassen sich zu einer Zinselastizitätsbilanz zusammenführen, die eine Quantifizierung des Zinsänderungsrisikos aller erfassten Aktiv- und Passivpositionen erlaubt. Der Nachteil der beiden Methoden ist, dass Zinsänderungsrisiken nur sehr grob gemessen werden und dass sich andere Risikoarten damit nicht erfassen lassen. Diese Einwände lassen sich auch gegen die am Durationskonzept orientierten Verfahren machen, bei denen die Durationskennzahlen der Aktiva und der Passiva bestimmt werden, aus denen sich dann der Duration-Gap als die dem Zinsänderungsrisiko annähernd proportionale Größe bestimmen lässt.
Im Zuge einer immer stärkeren Orientierung an portefeuilleorientierten Risikobetrachtungen haben in den vergangenen Jahren Value-at-Risk-Methoden zur Risikoquantifizierung erheblich an Bedeutung gewonnen. Diese Methoden lassen sich umfassend für alle Risikoarten und Finanzinstrumente anwenden. Die grundsätzliche Anerkennung bankinterner Risikomessverfahren für bankaufsichtliche Zwecke hat zu einem hohen Verbreitungsgrad Value-at-Risk-basierter Verfahren geführt. Da Kreditinstitute nunmehr verpflichtet sind, die aus Eigenhandelsgeschäften resultierenden Marktpreisrisiken, zu denen naturgemäß auch Zinsänderungsrisiken gehören, mit Eigenkapital zu unterlegen, spielt die korrekte Messung von Zinsänderungsrisiken unter Berücksichtigung von risikomindernden Korrelationseffekten auf Portefeuilleebene eine wichtige Rolle für die Vermögens- und Ertragslage von Kreditinstituten.

III. Steuerung von Zinsänderungsrisiken


1. Instrumente zur Steuerung von Zinsänderungsrisiken


Die Steuerung und Kontrolle der Zinsänderungsrisiken erfolgt langfristig durch eine entsprechende Ausrichtung der Anlage- und Refinanzierungspolitik, kurzfristig aber im Wesentlichen durch den Einsatz derivativer Instrumente, mit denen sich die Zinsposition schnell, kostengünstig und ohne nennenswerte Liquiditätswirkungen verändern lässt. Zu den bekannten derivativen Instrumenten im Zinsmanagement gehören z.B. Futures bzw. Forwards, Swaps und Optionen.

a) Futures


Futures sind standardisierte, an Börsen gehandelte vertragliche Verpflichtungen, ein bestimmtes Underlying zu einem bestimmten Termin zum ausgehandelten Kontraktpreis zu kaufen bzw. zu verkaufen. Im Zinsmanagement werden als Underlying üblicherweise Zinssätze oder Anleihen gewählt. Mit dem Kauf von Futures lassen sich Short-Positionen gegen Zinsänderungen absichern (long hedge), mit dem Verkauf von Futures Long-Positionen (short hedge). Es lassen sich einzelne Positionen oder ganze Portefeuilles absichern. Im ersten Fall spricht man von einem Mikro-Hedge, im zweiten Fall von einem Makro-Hedge. Mit Futures kann man auch bei geringem oder ohne Kapitaleinsatz spekulative Positionen aufbauen. Der umsatzstärkste und damit bedeutendste Futureskontrakt in Deutschland ist der Bund-Future, dessen Underlying eine fiktive zehnjährige Bundesanleihe ist.

b) Forward Rate Agreements


Forward Rate Agreements (FRAs) als wichtigstes Instrument aus der Klasse der Zinsforwards sind vertragliche Vereinbarungen, in denen zwei Parteien für eine Mittelanlage oder -aufnahme zu einem späteren Zeitpunkt einen bestimmten Zinssatz für eine bestimmte Laufzeit festlegen. Der Käufer eines FRAs sichert eine zukünftige Mittelaufnahme gegen einen potenziellen Zinsanstieg. Dagegen sichert der Verkäufer eines FRAs eine zukünftige Mittelanlage gegen sinkende Marktzinsen.

c) Swaps


Zinsswaps (Interest Rate Swaps) sind Zinstauschvereinbarungen bzw. Zinstauschverpflichtungen auf einen bestimmten Kapitalbetrag ohne Austausch des Kapitalbetrages. Neben dem üblichen Austausch fixer gegen variable Zinszahlungen ist auch der Austausch variabler Zinszahlungen auf unterschiedliche Referenzzinssätze möglich. Bei Währungsswaps (Currency Swaps) werden Zinszahlungen in unterschiedlichen Währungen sowie die zugrunde liegenden Nominalbeträge ausgetauscht. Neben diesen einfachen Swaps gibt es zahlreiche innovative Swapkonstruktionen, die dem Käufer bzw. Verkäufer eine den individuellen Bedürfnissen angepasste Anlage- bzw. Absicherungsmöglichkeit bieten. Häufig werden Swaps nicht in erster Linie zur Steuerung von Zinsänderungsrisiken, sondern zur Ausnutzung komparativer Kostenvorteile in bestimmten Märkten eingesetzt. Der Swap eröffnet den beteiligten Parteien eine Arbitragemöglichkeit zur Reduzierung ihrer Finanzierungskosten. Diese beruht im Allgemeinen darauf, dass an den Finanzmärkten über die Renditedifferenzierung zwischen Schuldnern erster und nachrangiger Bonität bei zinsvariabler Verschuldung eine geringere Risikoprämie als bei Festsatzverschuldung verlangt wird (laufzeitabhängige Risikoprämie) und die Renditedifferenzen für Emissionen unterschiedlicher Bonität in den Laufzeitklassen differieren. Diese Differenz lässt sich durch Swaps für beide Seiten Gewinn bringend nutzen.

d) Optionen


Optionen sind Verträge, die dem Käufer das Recht einräumen, zu einem bestimmten Zeitpunkt (europäische Option) oder innerhalb eines bestimmten Zeitraums (amerikanische Option) ein bestimmtes Underlying zu einem vorher festgelegten Preis zu beziehen (Kaufoption, Call) oder anzudienen (Verkaufsoption, Put). Ist das Underlying ein Zinssatz, so spricht man von Zinsoptionen. Häufig verwendete Zinsoptionen sind Caps, Floors und Collars. Diese finden sich auch häufig als Bestandteil von Kreditverträgen oder Anleihen (embedded options). Ein Cap ist eine mehrperiodige Zinsoption bzw. ein Portefeuille von mehreren einperiodigen Zinsoptionen, die dem Käufer das Recht geben, vom Verkäufer die Auszahlung der Zinsdifferenz zwischen Marktzinssatz und vereinbartem Zinssatz zu vergüten, wenn der Marktzins die vereinbarte Grenze überschreitet. Beim Floor erhält der Käufer die Differenz zwischen Marktzinssatz und vereinbartem Zinssatz, wenn der Marktzinssatz die vereinbarte Grenze unterschreitet. Damit erhält der Käufer eine garantierte Mindestverzinsung für seine zinsvariablen Anlagen. Der Collar ist eine Kombination aus Cap und Floor mit der Wirkung, dass ein variabler Zinssatz auf eine bestimmte Bandbreite limitiert wird.

2. Ansätze zum Management von Zinsänderungsrisiken


Die Ansätze zum Management der Zinsänderungsrisiken unterscheiden sich insbesondere im Hinblick auf den Prognosebedarf in passive und aktive Strategien sowie Immunisierungsstrategien. Darüber hinaus werden insbesondere im Handelsbereich der Kreditinstitute regelmäßig Limite für Marktpreisrisiken festgesetzt. Diese Limite, die in der Vergangenheit lediglich am Nominalvolumen orientiert waren, basieren heute zumeist auf der oben beschriebenen Risikokennzahl Value-at-Risk. Dabei wird einzelnen Händlern oder Händlergruppen ein Value-at-Risk-Limit vorgegeben, das nicht überschritten werden darf. Zur Berechnung des Value-at-Risk sind Annahmen über die Wahrscheinlichkeitsverteilungen der Risikofaktoren, also auch der einzelnen Zinssätze, erforderlich.
Passive Strategien verlangen nur minimale Hypothesen über die zukünftige Marktzinsentwicklung. Man unterscheidet Buy-and-hold-Strategien, bei denen die Wertpapiere grundsätzlich nach dem Erwerb bis zur Fälligkeit im Portefeuille gehalten werden, von Indexfondsstrategien, bei denen das Wertpapierportefeuille die Performance des Marktes erreichen soll. Als Maß für die Marktentwicklung wird ein Rentenmarktindex (z.B. der REX) herangezogen. Vorteile solcher Strategien sind die fehlende Notwendigkeit der Zinsprognose und geringe Transaktionskosten, denen als Nachteile Verlustmöglichkeiten bei einem vom Fälligkeitszeitpunkt abweichenden Planungshorizont entgegenstehen. Indexfondsstrategien implizieren darüber hinaus eine Diversifikation des Portefeuilles hinsichtlich Laufzeiten und Kuponhöhen. Bei vollkommenem Kapitalmarkt wird eine effiziente Risk-Return-Relation realisiert.
Aktive Strategien sollen bei gegebenen Anlegererwartungen für das übernommene Risiko den höchstmöglichen Erwartungswert der Rendite (maximale Performance) erzielen. In der Regel verlangen aktive Strategien die Vorgabe einer Hypothese für den Zinstrend. Auf der Grundlage von Zinsprognosen wird bei Zinssenkungserwartungen in Long-Positionen, bei Zinssteigerungserwartungen dagegen in Short-Positionen investiert. Den Vorteilen hoher Gewinnmöglichkeiten bzw. der Realisierung einer effizienten Risk-Return-Relation stehen als Problem vergleichsweise hohe Transaktionskosten gegenüber.
Immunisierungsstrategien zielen darauf ab, das Anlageergebnis eines Rentenportefeuilles gegen mögliche Änderungen des Marktzinsniveaus bzw. der Zinsstruktur abzusichern. Eine Immunisierung des Portefeuilleendvermögens mit Hilfe des Durationskonzepts erfolgt durch Realisierung einer Portefeuille-Duration, die mit dem Planungshorizont exakt übereinstimmt. Als Ergebnis kann das Portefeuilleendvermögen trotz möglicher Marktzinsänderungen nicht unter den vorausberechneten Wert sinken. Das Portefeuilleendvermögen ist also gegenüber Marktzinsänderungen in beiden Richtungen immunisiert, sodass der Anleger in jedem Fall den geplanten Vermögensendwert unabhängig von zwischenzeitlichen Marktzinsbewegungen erhält. Anwendungsprobleme für Immunisierungsstrategien ergeben sich bei mehrfachen Zinsänderungen, da nach jeder Zinsänderung eine Adjustierung vorgenommen werden muss, die durch Transaktionskosten behindert wird. Für nicht-flache Zinsstrukturkurven, also steigende oder inverse Zinskurven stehen neuere Verfahren wie die Key-Rate-Duration oder die Hauptkomponentenanalyse zur Verfügung, die mehrere Zinssätze bzw. Risikofaktoren in die Analyse einbeziehen. Eine Alternative zu Immunisierungsstrategien auf der Basis von Durationskennzahlen stellen Matching-Strategien dar. Dabei werden alle offenen Zinspositionen durch entsprechende Zerobonds abgesichert. Eine Immunisierung mit Hilfe von Zerobonds eliminiert jedes Restrisiko, ist aber in praxi nicht ohne weiteres möglich, wenn keine entsprechenden Titel am Markt verfügbar sind.
Portfolio-Insurance-Strategien können mit oder ohne die Hilfe von Zinsoptionen realisiert werden. Ein Rentenportefeuille kann z.B. durch den Erwerb einer entsprechenden Verkaufsoption versichert werden. Dieser Ansatz ist problematisch, falls das Underlying der Option nicht vollständig mit dem Rentenportefeuille korreliert oder falls die verfügbaren Optionslaufzeiten und Basispreise nicht den Bedürfnissen und Zielen des Anlegers entsprechen. Alternativ lässt sich durch einen teilweisen Verkauf des Portefeuilles und eine Anlage der Mittel zum risikofreien Zinssatz eine Verkaufsoption simulieren (synthetischer Put). Eine solche Strategie wird als dynamisch bezeichnet, weil sie eine ständige Anpassung an die Marktgegebenheiten erfordert, was wiederum zu hohen Transaktionskosten führt.

IV. Ertragsorientiertes Zinsmanagement


Neben der Quantifizierung und Steuerung von Zinsänderungsrisiken spielen insbesondere für Kreditinstitute Ertragsgesichtspunkte eine bedeutende Rolle. Der Zinsüberschuss, der sich aus der Differenz zwischen Zinserträgen und Zinsaufwendungen ergibt, zählt neben dem Provisionsüberschuss und dem Handelsergebnis zu den wichtigsten Ertragsquellen im klassischen Bankgeschäft. Der Gewinn oder Verlust setzt sich dabei aus zwei Komponenten zusammen. Zum einen entsteht ein Beitrag zum Gewinn/Verlust dadurch, dass ein Geschäftsabschluss einen höheren Zinsertrag oder einen geringeren Zinsaufwand bringt als ein hinsichtlich seiner Laufzeit vergleichbares Geld- oder Kapitalmarktgeschäft bzw. Interbankengeschäft. Zum anderen entsteht ein Beitrag zum Gewinn/Verlust durch die von Kreditinstituten vorgenommene Fristentransformation, wenn z.B. kurzfristige Einlagen hereingenommen und als langfristige Kredite vergeben werden. Mit Hilfe der Marktzinsmethode lassen sich diese beiden Erfolgsbeiträge isolieren. Der Konditionsbeitrag der Aktiva gibt an, um wie viel der Zinserlös der abgeschlossenen Aktivgeschäfte den erzielbaren Zinserlös vergleichbarer Geld- und Kapitalmarktgeschäfte übersteigt. Der Konditionsbeitrag der Passiva gibt hingegen an, um wie viel niedriger der Zinsaufwand der abgeschlossenen Passivgeschäfte im Vergleich zum Zinsaufwand vergleichbarer Geld- und Kapitalmarktgeschäfte ist. Neben dem Konditionsbeitrag stellt der Strukturbeitrag die zweite wichtige Komponente des Geschäftserfolges dar. Er gibt den Erfolgsbeitrag der Fristentransformation an, der aus der Differenz zwischen Geld-/Kapitalmarktzins und Tagesgeldzins berechnet wird. Auch der Strukturbeitrag wird zunächst getrennt für die Aktiv- und Passivseite berechnet.
Die Marktzinsmethode hat sich in der Praxis als Standard im Controlling der Kreditinstitute etabliert. Aufgrund ihrer Beschränkung auf das Zinsergebnis ist eine sinnvolle Anwendung jedoch auf traditionelle Bankgeschäfte, im Wesentlichen also das Kredit- und Einlagengeschäft, beschränkt. Im Handelsbereich oder zur Gesamtbanksteuerung werden Risikokennzahlen verwendet, die das Verhältnis von Performance zu eingesetztem Kapital unter Berücksichtigung des eingegangenen Risikos ausdrücken. Diese Kennzahlen werden zumeist als Risk-Adjusted Return on Capital (RAROC) oder Return on Risk-Adjusted Capital (RORAC) angegeben. Sie können auch zur Kalkulation von Mindestmargen in Einzelgeschäften genutzt werden.

V. Perspektiven für das Zinsmanagement


1.

Im Zuge einer Orientierung an risikoartenübergreifenden Risikokennzahlen wie Value-at-Risk, RORAC oder RAROC werden traditionelle, auf das Zinsänderungsrisiko beschränkte Messverfahren und Kennzahlen, im Rahmen einer Gesamtbanksteuerung oder Einzelgeschäftskalkulation an Bedeutung verlieren.

2.

Im Asset Management gibt es ebenfalls erste Ansätze, Value-at-Risk-Konzepte zur Portefeuillesteuerung einzusetzen. Inwieweit diese Konzepte klassische Verfahren und Kennzahlen ergänzen oder ersetzen werden, bleibt abzuwarten.

3.

Für Industrieunternehmen ist mit dem In-Kraft-Treten des Gesetzes zur Kontrolle und Transparenz im Unternehmensbereich (KonTraG) 1998 eine Regelung in das Aktiengesetz aufgenommen worden, die den Vorstand verpflichtet, „ geeignete Maßnahmen zu treffen, insbesondere ein Überwachungssystem einzurichten, damit den Fortbestand gefährdende Entwicklungen früh erkannt werden. “ (vgl. § 91 II AktG). Die im Bankenbereich entwickelten Verfahren und Kennzahlen können dazu auf die Bedürfnisse von Industrieunternehmen angepasst und implementiert werden.


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